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Mahnwache gegen UrantransportWarten auf den Atomzug

Noch immer rollen radioaktive Stoffe, die zu Brennelementen umgearbeitet werden, vom Hamburger Hafen aus durch Bremen und Niedersachsen.

Gut bewacht: Urantransport und Proteste im Hamburger Hafen Foto: Joto

Hamburg/Bremen taz | Der Protest fand weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Von Montag bis zum frühen Dienstag hat ein Bündnis verschiedener Anti-Atom-Initiativen gegen den Transport von radioaktivem Uranerzkonzentrat demonstriert.

Die 14 Container mit dem Kernbrennstoff waren am Morgen am Süd-West-Terminal im Hamburger Hafen von dem aus St. Petersburg kommenden Frachtschiff „Mikhail Dudin“ ab- und auf einen Zug umgeladen worden, der das Firmengelände der auf solche Transporte spezialisierten Speditionsfirma C. Steinweg dann gegen 18.50 Uhr verließ. Die strahlende Fracht ist für eine südfranzösische Atomanlage in Narbonne-Malvési bestimmt, wo Uranerz aus der ganzen Welt zu Kernbrennstoff verarbeitet wird.

Um dagegen zu demonstrieren, dass Hamburg trotz Atomausstiegs-Programm noch immer Drehscheibe für Kernbrennstoffe und strahlenden Müll ist, hatten die Atomkraftgegner zahlreiche Mahnwachen an der Strecke vorbereitet, die von Hamburg über Bremen Richtung Osnabrück und später durch halb Frankreich führt.

Erst am Sonntag hatten Anti-Atom-Aktivisten in Wilhelmsburg das in Sichtweite zu Hamburgs Umweltbehörde gelegene Gleis in Augenschein genommen, auf dem der Zug einen Tag später rollen sollte. „Dass die Ladung noch am gleichen Tag auf die Schiene geht, ist extrem selten“, sagt Dirk Mühlenberger vom Anti-Atom-Büro, das die Transporte genau verfolgt.

Die Uranverarbeitung

Der Stoff: Der aktuelle Transport befördert etwa 150 Tonnen Uranerzkonzentrat, auch bekannt als Yellow Cake. Das Konzentrat kommt auf Schiffen aus Namibia, aus Usbekistan, Kasachstan oder Russland nach Hamburg.

Das Ziel: Solche Transporte werden bis zu dreimal im Monat im Hamburger Hafen verladen und fahren dann per Zug weiter quer durch Deutschland und Frankreich. Ziel der Transporte ist die Anlage von Areva in Narbonne-Malvési in Südfrankreich.

Die Anlage: Bei der Verarbeitung und Umwandlung des Urans entstehen große Mengen schwach strahlenden Abfalls, der seit über 60 Jahren kontinuierlich in ein sich über 30 Hektar erstreckendes Abklingbecken geleitet wird. 2004 brach ein Damm des Beckens und radioaktiver Schlamm lief aus.

Der Prozess: In Malvési wird das Uran in Urantetrafluorid konvertiert. Dieses wird nach Pierrelatte verfrachtet, dort in Uranhexafluorid umgewandelt, weiter transportiert, erneut bearbeitet und schließlich als Uranoxid zu Pellets gepresst, die Atomkraftwerke befeuern.

Knapp hundert Aktivisten haben sich am Montagabend in Hamburg-Wilhelmsburg und auf der Elbinsel Veddel zu Mahnwachen versammelt. „Damit wollen wir auf Atomtransporte durch ganz Europa aufmerksam machen“, sagt Mühlenberger und ergänzt: „Es ist nicht damit getan, acht Kraftwerke im Land stillzulegen, es muss der Materialfluss zu den laufenden Atomkraftwerken gestoppt werden.“

Hamburg könnte als internationale Drehscheibe des Urantransportes mit bis zu 10.000 Tonnen im Jahr dieses gefährliche Geschäft erschweren. Dass bislang nichts unternommen wurde, findet Mühlenberger, den Blick auf das Behörden-Büro des grünen Hamburger Umweltsenators Jens Kerstan gerichtet, „gelinde ausgedrückt schade“.

Auch in Bremen gibt es am Montagabend Protest an der Transport-Strecke. Gegen 23 Uhr harren noch zehn AktivistInnen am Bahnhof Mahndorf aus. In Decken gehüllt sitzen sie auf den Bahnsteig-Treppen. Ein Pavillon ist aufgebaut, heißer Kakao wird ausgeschenkt, es gibt Pizza und deutlich mehr Brötchenhälften als Protestierende.

„Atomtransporte unmöglich machen“ steht auf einem Transparent an einer Fußgängerbrücke über den Gleisen, das von den Straßenlaternen beleuchtet wird. Seit etwa 19 Uhr sind die Atomgegner hier, zunächst mit über 20 Leuten, doch nach ein paar Stunden sind einige schon wieder gegangen: Bei den Infos des Live-Tickers heißt es den ganzen Abend und die ganze Nacht nur, der Transport habe Hamburg in Richtung Güterbahnhof Maschen verlassen, wo er angekommen sei und erneut umrangiert werden sollte.

Erst am Dienstag erreicht die AktivistInnen die Info, dass der Zug Maschen irgendwann verlassen hatte – vorbeigerauscht, unbemerkt und ohne Protest. „Es war ein erster Versuch“, sagte eine der AktivistInnen. „Wir wollen am Anfang der Produktionskette verdeutlichen, dass die Atommaschinerie nach wir vor in Gang ist.“

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