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taz-Debattenserie DigitalisierungDer digitale Totalitarismus

Kommentar von Kai Schlieter

Das Freiheitsversprechen des Internets ist tot. Derzeit erleben wir, wie digitale Revolution und Neoliberalismus vollends miteinander verschmelzen.

Bits und Bytes: der digitale Totalitarismus droht Foto: reuters

D ie New York Times berichtete kürzlich über Facebooks neues „Zensur-Tool“, entwickelt für den chinesischen Markt. Es ermögliche der Regierung, Themen aus dem News-Feed verschwinden zu lassen. Und damit aus den Köpfen der Menschen. Es ist noch nicht lange her, da galt Facebook als „soziales“ Netzwerk, als Synonym der freien Meinungsäußerung, gar der Freiheit an sich. Doch daran glauben immer weniger Menschen. Auch als Sinnbild der Basisdemokratie wurde das Internet verkauft. Selbst kritische Nerds lassen sich bis heute von diesem Freiheits-Phantasma hypnotisieren, obwohl es inhaltlich nicht haltbar ist.

Das Internet und die Computer-Kultur entstanden aus derselben Wurzel, die sie bis heute prägt: ein akademisch-militärischer Stamm und ein daraus erwachsener Zweig für die Entwicklung von entsprechenden Geschäftsmodellen. So sollte nach dem Grauen des Zweiten Weltkriegs die militärische und ökonomische Vormachtstellung des Westens gesichert werden.

Verdeckt von der Graswurzel-Folklore entstanden allerdings die heutigen Oligopole des Silicon Valley. So supermächtig, dass sie sich selbst als Regenten der neuen Weltordnung begreifen und mit dem Politischen in Konkurrenz treten. Auf dem Kontinent Facebook leben bereits 1,9 Milliarden Bewohner. Doch Mark Zuckerberg lässt sich nicht wählen. Er ist der König.

Das Versagen der Nerds beruht auf ihrer Behauptung, Technologie sei nicht das Problem, Technik sei zunächst neutral. Dieser Unsinn fußt auf einer soziologischen Sehschwäche und zu großer Nähe zum Thema. Sie erkennen den Trugschluss nicht, weil ihre Liebe zum Problemlösen, das Grundprinzip der Informatik, ihr Leben ist und ihnen Bedeutung verleiht. Technologie kann aber gar nicht wertfrei sein, denn sie wurde von Menschen gemacht. In ihr drückt sich ein Weltbild aus. Je komplexer, desto stärker.

Das der Digitalisierung zugrunde liegende Denken erhebt zunehmend den Anspruch, allgemeingültige Vernunft zu sein. So funktioniert jede Ideologie. Und die gegenwärtige wirkt umso wahrer, weil sie auf Mathematik beruht, auf Klarheit und Objektivität. Ihre vermeintliche Reinheit macht sie so dienlich für umfassende Unterwerfung. Die Wurzeln reichen zurück bis zur Entstehung des Computers und: des Neoliberalismus, dessen Virus die Welt mit der Gründung der Mont Pèlerin Society Ende der 1940er infizierte.

In dieser Zeit entwickelte John von Neumann die Architektur des Digitalcomputers; entworfen, um die Atombombe in Los Alamos zu bauen. Er war zugleich auch Vater der Spieltheorie, die das Verhalten von Menschen mathematisch-statistisch berechnen und erklären sollte. Für dieses Modell war die Annahme grundlegend, dass Menschen Nutzenmaximierer seien. Ego-Maschinen. Diese Behauptung fügte sich passgenau in die aufkeimende Ideologie des Neoliberalismus. Es dauerte allerdings Jahrzehnte, bis digitale Revolution und Neoliberalismus vollends verschmolzen. Wir erleben dies gerade.

Weil sich auch Menschen und soziale Beziehungen dieser Berechnungs-Weltanschauung beugen sollen, wurde das Ende der individuellen Privatsphäre rhetorisch eingeleitet

Waren in der Computer- und Netzkultur Systeme am leistungsfähigsten, die Fehler eigenständig ausgleichen und sich selbst regulieren, tauchte auf der anderen Seite das Ideal eines imaginären Marktes auf, der dann am besten funktionieren würde, wenn er sich frei entfalten könnte – ohne Einmischung der Politik.

Suggestion von Wertfreiheit und Neutralität

Beide Ideen beruhen auf dem Prinzip der Selbststeuerung durch Berechnung und Informationsgewinnung. Der voll automatisierte Hochfrequenzhandel entstand als perfektes Sinnbild der Verschmelzung von digitaler Technologie und neoliberaler Weltaneignung. Deren Anspruch ist total. Die Logik und der Zwang zum Berechnen verdrängen das Grundprinzip der Wertfreiheit aus der Forschung. Durch ihre Ökonomisierung verflüssigen sich die Fundamente unseres Wissens. Statt der Freiheit der Wissenschaften regiert eine Logik, die Wissen nach Verwertbarkeit sortiert.

Weil sich auch Menschen und soziale Beziehungen dieser Berechnungs-Weltanschauung beugen sollen, wurde das Ende der individuellen Privatsphäre rhetorisch eingeleitet. Mit dem Ziel freilich, diese Daten einseitig zu privatisieren. Mit dem totalen Internet, dem „Internet der Dinge“, das alles mit jedem vernetzt, ist die technologische Grundlage dafür auf dem Weg.

Das mathematisch-technizistische Weltbild immunisiert sich vor Kritik, indem es eigene Wertfreiheit und Neutralität suggeriert. Das diesem Denken eingeschriebene Muster lässt sich mit einer nicht endenden Optimierung sämtlicher Prozesse beschreiben. Diese Ideologie kann die Welt nur aus der Warte des Berechenbarmachens betrachten.

Wer sich nicht in die Form pressen lassen möchte, gilt bald als verdächtig oder nicht existent, wie Facebook-Verweigerer. Der digitale Totalitarismus wuchs in Demokratien, indem er sich mit einem libertären Lifestyle seine Kritiker einverleibte und die verbliebenen ausgrenzte. Wer heute auf Datenschutz pocht, muss erfahren, dass die Politik dem Druck der IT-Giganten nachgibt oder deren Interessen lobbyiert.

Angst vor der Barbarei

Die kalifornische Ideologie von heute reicht ans Ende des Zweiten Weltkriegs zurück. Nach dem Horror der NS-Zeit glühte die Angst vor der Barbarei und der Unberechenbarkeit der Masse. Eine Antwort darauf war die Vernetzung von Computern. Und der Aufbau einer globalen Überwachung, die heute durch Regierungen und Konzerne gleichzeitig erfolgt.

Klar zu sehen wird immer schwerer. Mit Google und Facebook existieren Bewusstseinskonzerne, die mehr Einfluss auf das haben, was Menschen in aller Welt denken, als jede Organisation zuvor. Mit dem Neoliberalismus entstand eine Ideologie, die unabhängig von politischen Gesellschaftsordnungen funktioniert und die an die Logik der digitalen Technologie anknüpften konnte. Den Preis einer immer größeren Ungleichheit und Ausbeutung der Natur zahlt die Mehrheit der Menschen an eine digitale Elite. Mit allen politischen Verwerfungen – der Rückkehr der Autokraten – die dies hervorruft. Facebooks „Zensur-Tool“ ist daher nur folgerichtig.

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Reportage & Recherche
Seit 2008 bei der taz. Von 2012 bis März 2017 leitete er das von ihm gegründete Ressort Reportage & Recherche. Danach Wechsel zur Berliner Zeitung / Berliner Kurier. 2015 erschien sein Buch "Die Herrschaftsformel. Wie Künstliche Intelligenz uns berechnet, steuert und unser Leben verändert". 2011 erschien sein Buch "Knastreport. Das Leben der Weggesperrten".
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24 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Durch die eigene Ideologie geblendet ist vor allem der Autor des Artikels. Sein Hass auf den Neoliberalismus, die Automatisierung und den freien Handel sind hier federführend. Die Nerds haben hingegen völlig Recht: Technologie ist Wertfrei. Die Anwendung der Technologie ist es die nicht wertfrei ist.

    Mit einer Mistgabel kann ich Mist transportieren, ich kann sie aber auch zum Kampf gegen einen Unterdrücker einsetzen. Das macht Mistgabeln aber nicht zu einem Werkzeug das in direkter Verbindung zu revolutionären Handlungen steht.

     

    Das Beispiel Facebook funktioniert nur deshlab, weil es im Gegensatz zu der überwältigenden Mehrheit anderer Technologien nur vom Entwickler betrieben wird. Betriebssysteme wie Ubuntu, Debian, Solaris und FreeBSD kann jeder für seine Zwecke einsetzen ohne einen Cent zu zahlen und Software wie Wordpress, Joomla oder Typo3 kann jeder einsetzen um seine Meinung kund zu tun, ebenfalls wieder ohne einen Cent zahlen zu müssen. Natürlich kann der Staat dort immer noch Zensieren und wegsperren. Wenn das passiert ist aber der Staat das Problem, nicht die Technik.

    Für Menschen die unter solchen repressiven Systemen leben müssen gibt es Projekte wie TOR oder I2P und auch hier wieder: Kostenfrei!

     

    Das Bild das vermittelt wird ist so einseitig wie nur möglich. Über quelloffene Software, OP-Roboter, Erschwingbare Protesen aus dem 3D-Drucker und Boardcomputer die in Menschenmengen rasende LKWs verlangsamen verliert er nicht ohne Grund kein Wort. Das würde der Glaubwürdigkeit der eigenen Thesen nicht gut tun.

     

    Wer nicht erfasst werden möchte kann ganz einfach eins tun: Die entsprechenden Technologien nicht nutzen. Ich habe keinen Facebook-Account, keine Glühbrinen mit Bluetooth und keine Türklingel mit WLAN und ich lebe dennoch ein recht angenehmes Leben.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      "Sein Hass auf den Neoliberalismus, die Automatisierung und den freien Handel sind hier federführend."

       

      Das sind, jedenfalls in den nächsten 30 Jahren, die 3 Reiter der sozioökonomischen Apokalypse. Der 4. dürfte China sein. Keiner von diesen 4 schert sich nur einen Teufel um so etwas, wie das liberale Prinzip des Jeremy Benthams (das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl von Menschen). Für China natürlich volkswirtschftlich betrachtet. Dass die Summe der ökonomischen Egoismen gepusht durch gnadenlose effizienzorientierte Technologien in einer grenzenlosen Welt das Beste für alle/die meisten sein sollte, kann man heutzutage nicht mehr als deren Anhänger glauben.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @10236 (Profil gelöscht):

        Nun in der Tat wir stehen vor viel größeren Problemen als vor denen der Vergangenheit. Ich bin mir sicher das zwischenzeitig astronomisch viele Menschen aufgrund von Automatisierung arbeitslos sein werden. Das ist keine abwegige Annahme. Alleine die Menschen die durch automatisiertes Fahren arbeitslos werden machen schon 5% der Arbeitnehmer aus. Taxifahrer, Busfahrer, Straßenbahnfahrer, Zugführer, Piloten und LKW-Fahrer. Dann kommen die einfachen Bürojobs dazu und die Bürojobs die einem sehr klar definierten Regelwerk folgen. Buchhalter, Steurberberater, Finanzbeamte,... Teilweise Anwälte und Notare. Das wird ein ziemlich böses Erwachen für viele Menschen werden.

         

        Aber das alles ist nicht vermeidbar ohne im internationalen Wettbewerb zurückzufallen. Das wiederum wird nicht passieren, weil es auf lange Sicht den Lebensstandard aussnahmslos aller Menschen im Land massiv absenkt. Ich denke während dieser Zeit wird man um ein Konzept wie das Bedingungslose Grundeinkommen nicht herum kommen. Wenn Sie es mir nicht glauben dann glauben Sie jemandem der tiefer mit dem Thema verbunden ist: http://t3n.de/news/elon-musk-grundeinkommen-763658/

  • DIGITALIS - mal giftig und doch heilsam. Nur die Dosis ist entscheidend:

    Genau dasselbe gilt im Internet. Die Möglichkeit des Missbrauches ist da. Bei dem Staat genau so, wie bei den Monopolisten und Oligarchen.

    Deswegen brauchen wir die demokratische Kontrolle. Sie ist bei der freien Software einfacher, als bei den verschlüsselten Betriebssystemen.

    Schon seit vielen Jahren habe ich eine einheitliche weltweite NORM für die grundlegenden Algorithmen gefordert. Sie lassen es nämlich zu, das Internet wie ein Werkzeug zu benutzen. Jeder weiss schließlich, dass man mit einem Beil Brennholz hacken kann, und auch Menschen töten. Dazu sind Gesetze notwendig, mit denen das menschliche Lebensrecht geschützt wird. Das fehlt uns.

  • Mowgli hat einige Punkte schon geradegerückt, es fehlen aber noch welche:

     

    Das Internet war zunächst als universelle dezentrale Infrastruktur konzipiert, die allen Teilnehmern gleiche Mitwirkungsmöglichkeiten verschaffte. Das hatte nie dagewesene demokratisierende Konsequenzen, zb war die kleine taz früher mit ihrem online-Auftriit am Start als alle großen deutschen Zeitungen. Zweitens war das Internet nicht-kommerziell. Es ging um Kooperation und nicht um Konkurrenz, und diese potentiell weltweite Kooperation fand auch statt, wir alle profitieren davon nach wie vor.

     

    Zu diesem Zeitpunkt war es schon nicht mehr möglich, das Internet zu kaufen (es gehörte niemandem) oder ohne weiteres zu vereinnahmen (es war dezentral).

     

    Also musste in langer Kleinarbeit das Netz von innen übernommen und schleichend privatisiert werden. Auftritt der asozialen Herrenmenschen ab Mitte-Ende der 90iger, Paradebeispiel Google: Zunächst waren sie die einzigen, die eine "kostenlose" Suchmaschine bereitstellten. Wie cool und mit dem Firmenslogan don't be evil bestimmt auf der Seite der Guten. Was konnte da schon schiefgehen? Heute, 20 Jahre später, würde wohl die Hälfte aller Internetaufritte nicht mehr funktionieren, wenn Google den Schalter umlegte. Weitere große Player wie Facebook, Amazon, Apple, ... haben Schritt für Schritt Fakten geschaffen, große Teile des Internets privatisiert und missbrauchen eine immer noch super Sache zur Fernsteuerung und Ausbeutung von Milliarden Menschen.

     

    Die digitale Dividende fließt nun wieder den Mächtigen zu.

     

    Man kann jemanden auch mit einer Gabel umbringen, das sagt nichts über die Gabel oder die ihr zugrundeliegende Idee aus. Aber in den Händen von Soziopathen, die von der Weltherrschaft träumen, wird jedes Werkzeug zur Waffe.

    • @uvw:

      " Heute, 20 Jahre später, würde wohl die Hälfte aller Internetaufritte nicht mehr funktionieren, wenn Google den Schalter umlegte. " Ziemlicher Humbug.

       

      Google indiziert in erster Linie die Internetauftritte und macht damit Werbung. Sie werden dadurch schneller auffindbar.

       

      Der Großteil der Seiten wird auch dann da sein, wenn Google den Stecker zieht - was auch immer das heißen soll. Das DNS ist verteilt und dezentral, der gesamte Adressraum somit dezentral und verteilt. Da ist die DNA der Entwicklungszeit zu Zeiten des kalten Krieges noch zu sehen.

       

      Transaktionen und Bestellungen werden weiter auch ohne Google funktionieren. Email ebenso - es gibt reichlich andere Anbieter. Auch ein Verlust von Facebook und Apple wird die Welt NICHT ins Chaos stürzen.

       

      Also hört bitte auch mit solchen Phantasien. Auch wenn diese Unternehmen kommerziell gesehen den mit Abstand größten Reibach machen.

      • @Sapasapa:

        Außer der Suchmaschine stellt Google Ressourcen zur Verfügung, die von der halben Welt genutzt werden, das erzeugt Abhängigkeit:

         

        - eingebettete Youtube-Videos

        - eingebettete Karten

        - Captchas

        - Fonts

        - Code-Bibliotheken

        - Werbeauswertung

        - Gmail

        - PlayStore

        - Android

        - Chrome

         

        Der Rest steht da https://de.wikipedia.org/wiki/Google_Inc.

         

        Bei einigen Seiten, die "nur" Google-Fonts verwenden, wie nahezu alle Wordpress-Installationen, wären nur Teile der Seite nicht mehr lesbar. Nachrichtenportale, die ihre Beiträge auf Youtube hosten, wären schon deutlich reduziert, da könnte man noch die Überschriften lesen, und die Android-Nutzer wären weg vom Fenster.

         

        Immer noch Humbug?

  • Erfolg einer Synthese aus neoliberalischem und digitalem soll also schlecht sein? Offensichtlich gabs aber wohl ein Verlangen nach den Alibabas, Googles und Facebooks dieser Welt. Sinniger wäre diese Kritik, wenn man 'Linken' mangelndes Verwertungsbewusstsein. An dieser Stelle wäre dann natürlich Linux ein Haar in der Suppe. Also müsste man sagen, dass linke digitale (Computer) Nerds zu wenig tun für eine allgemeine Verwertbarkeit ihrer Kompetenzen. Wer allerdings schonmal Tech Support bei Verwandten gemacht hat, der kann erahnen welchen Stellenwert eine allgemeine Verwertbarkeit bei linken hochqualifizierten Computernerds hat.

    • 8G
      87203 (Profil gelöscht)
      @nachtkap:

      'nerds' egal welcher politischen Richtung, schreiben erstmal Tools, die ihnen selbst nuetzen. Diese Tools helfen dann natuerlich auch eher 'Nerds' als fachfremden Anwendern. 'Nerds' finden im Gegenzug allerdings Endanwender-Programme als wenig nuetzlich, weil man da viel reinprogrammieren muss, was der 'Nerd' nicht braucht.

      Willst du also Linux kostenlos nutzen, musst du dich halt einarbeiten und selbst zum 'Nerd' werden (und wirst dann in deiner Freizeit auch eher wenig Lust verspuehren Endanwenderprogramme zu schreiben), willst du ein leicht bedienbares Programm, musst du Schmerzensgeld an den 'Nerd' zahlen, der fuer dich die langweilige Aufgabe uebernimmt :)

      • @87203 (Profil gelöscht):

        linux installiert heute jeder der auch Windows installieren kann, welche Distribution du nimmst ist fast egal..., am einfachsten zur Zeit und verbreitet Ubuntu 16.04 LTS ( Long Therm Service)..., und Anwenderprogramme braucht keiner schreiben, gibt alles kostenlos in mehreren Varianten..., komplette office Pakete, Grafikpakete u.s.w.

  • Die meisten Menschen mögen "Nutzenmaximierer" seien. "Ego-Maschinen" sind aber die wenigsten. (Nur Halbwahrheiten sind noch gefährlicher als ganze Lügen.)

     

    Der Menschen an sich ist ein soziales Wesen. Beim Nutzen-Maximieren hilft es ihm am meisten, wenn er emphatisch ist. Leider hätte von Neumann keine solch steile Karriere hingelegt, wenn ihre Gesellschaften nicht immer noch strukturiert wären wie in grauer Vorzeit.

     

    Die tradierten Strukturen sorgen dafür, dass (fast) alle Entscheider reine Egoshooter sind, (fast) alle erfolgreichen Umsetzer hingegen soziale Menschen. Im praktischen Alltag ist der Kompromiss erfolgversprechend. Für den Machterhalt gilt das leider nicht. Macht muss sich immer wappnen gegen Kritik – sei es mit Suggestion oder mit Brutalität – sonst hat sie keinen Bestand.

     

    Die Basis aller Hochkulturen ist Ideologien und deren Basis ist die Macht, nicht die Vernunft. Alle Kultur-Erscheinungen (Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, auch das Internet) werden so lange unfrei sein, wie sie auf Macht bauen. Genau so lange aber werden sie auch unfähig sein zur Selbststeuerung. Die nämlich ist mit den hinter den Hierarchien liegenden totalitären Machtansprüchen unvereinbar. Wer das bestreitet, lügt. Und wer den Lügnern glaubt, hat entweder kein Hirn oder kein Rückgrat.

     

    P.S.: Dass Menschen, die sich "nicht in Formen pressen lassen" wollen, als "verdächtig oder nicht existent gelten", sollte ihnen egal sein. Sie wissen schließlich, dass und wer sie sind. Leider müssen sie weniger Angst vor der "Unberechenbarkeit der Massen" haben, als vor der Unberechenbarkeit einzelner Machthaber. Die brauchen nämlich immer wen, dem sie die Folgen ihrer Asozialität anlasten können. Sie sind auch nicht sozial genug, die Ignoranz der Ignorierten auszuhalten. Und Existenzen zu beenden, war immer leicht für sie.

     

    Vermutlich wird es dabei bleiben. Münchhausen war angeblich der Letzte, der sich selber an den eignen Haaren aus dem Sumpf gezogen hat.

    • @mowgli:

      Selbst in der Wirtschaftswissenschaft wird das Konzept des "Nutzenmaximirers" (homo oeconomicus) mittlerweile stark angezweifelt, weil damit so einiges nicht erklärt werden kann. Er ist ein Kind dieser Zeit, da sollte man mal keine Absolutheit beanspruchen.

    • @mowgli:

      Es wird NICHT dabei bleiben, denn die Frage des Gegensatzes hat schon immer die Welt verändert und ist genau so in der Physik wirksam.

      Fortschritt - Macht - Umsturz.

  • Ich halte das für überinterpretiert:

    1.) Facebook und Co. bieten das an was nachgefragt wird und vertraut auf die Marktkräfte. Damit wird dann Geld verdient.

    2.) Jeder der sich in Zwänge begibt wird niemals dem Zwang kritisch gegenüber stehen. In den US wird jeder Waffennarr stets sagen, dass ein Schulmassaker durch noch mehr Waffen auf der "guten" Seite die Lösung wäre. So ist das eben hier auch.

    3.) Ein Erkenntniswandel erfolgt erst nach einer tiefen Krise. Das wird hier auch so sein! Jeder kann sich ausmalen was davor aber noch so alles en vogue wird.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)
  • "Den Preis einer immer größeren Ungleichheit und Ausbeutung der Natur zahlt die Mehrheit der Menschen an eine digitale Elite." Ähm, jetzt wird es absurd. Also die digitale Elite wird hier zum Schuldigen der planetaren Krise auserkoren? Geil. Bis vor Kurzem waren das noch die Ölmultis und Scheichs, aber da die auf dem absteigenden Ast sind, nicht mehr so attraktiv. Jetzt müssen es eben andere sein. Wow!

  • Der Artikel beschreibt allerbestens wie es sich verhält in der Welt der Werte . Nur leider lesen ihn die falschen Menschen ! Und DAS ist das eigendliche Problem ! Wenn ihr mit diesen Zeilen das Junge Puplikum erreichen könntet das auf grund des Alters nix anderes kennt als die Erhabenheit und Gültigkeit des Internets !!!

  • OK, und jetzt?

     

    Das Internet und die Digitalisierung sind Werkzeuge, wie schon die Sprache und die Schrift es waren.

     

    Der Autor scheint ja sehr genau zu wissen, was alles falsch ist, aber was ist richtig?

     

    Diese völlige Ratlosigkeit, die sich dann noch als Klugheit verkaufen will, geht mir nur noch auf die Nerven. Darf man sich dann noch wundern, wenn letztlich die bestimmen, die etwas tun, anstatt immer nur die Absätze in den Boden zu rammen?

     

    Kritik ist billig. Besser machen ist schwer, aber ohne das ist alle Kritik letztlich nur peinliches Heulen und Zähneknirschen.

    • @Mustardman:

      Tja, MUSTARDMAN, was jetzt? Jetzt wäre es halt schön, wenn der Selbststeuerung nicht immer wer im Wege stünde, der dringend Macht ausüben muss. Weil Menschen wie Sie dermaßen lautstark nach Führung lechzen, dass sich immer wer berufen fühlt, der sonst nichts besseres vor hat.

       

      Wer kommandiert die Wale? Wer sagt den Rentieren, wo ihre Sommerweiden sind? Wer hindert Affenbabys daran, sich täglich mehrmals zu vergiften? Wer zeigt den Zugvögeln, wo Süden ist?

       

      Die Natur braucht gar kein Internet. Sie braucht kein Facebook, keinen Mark Zuckerberg, keine Staaten, Nationen, Armeen oder Regierungen. Die Natur steuert sich selbst - und ruiniert dabei die Erde deutlich weniger, als wir mit unseren ach so zielstrebigen Alphatieren, die immer ganz genau wissen, was richtig ist - und zwar für jeden, nur halt für sie selber nicht.

       

      Wissen Sie was? Bessermachen ist gar nicht so schwer. Und besonders leicht ist es, wenn man nicht permanent daran gehindert wird von Leuten, die einen im Namen irgendwelcher angeblich wertvollerer Ideen zu kommandieren versuchen.

       

      In Freiheit lernt man deutlich leichter. Man lernt was gut ist und was nicht. Für einen selbst und auch für Leute, die man mag. Nur nicht für solche, die gern Diktatoren wären. Deswegen heulen die ja auch gerade ganz besonders laut und knischen mit den letzten noch verbliebenen Zähnen.

      • 8G
        87203 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        Menschen sind genauso Teil der Natur, wie Affen (die auch Alphatiere haben) und der ganze Rest.

        Wir haben durch die paar zusaetlichen Gramm graue Gruetze es fuer uns moeglich gemacht, die Ressourcen wesentlich umfaenglicher aufzubrauchen um damit unsere Art zu vermehren und in die naechste Generation zu bringen. Selbstbeschraenkung ist nicht Teil unseres Betriebssystems, weil das in den kritischen Phasen unserer Evolution keinen Vorteil gebracht hat.

         

        Deswegen muessen wir jetzt mit dem juengsten Teil unseres Hirns, das uns einerseits zur Abstraktion und dem Ausbeuten der Ressourcen befaehigt auf der anderen Seite die wesentlich aelteren Teile des Gehirns im Zaum halten. Wie gut das funktioniert, sehen wir am Klimawandel (eine Gefahr die unser junges Gehirn erkennt, die aber unser altes Gehirn nicht spuert (im Gegensatz zu einem Loewen in 2 Meter Entfernung)). Oder an den uebergewichitgen Menschen, deren junger Gehirnanteil genau weiss, dass sie schlanker sein moechten, deren alter Gehirnanteil jedoch dafuer sorgt dass sie es nicht werden.

         

        Momentan siehts so aus als waere unser junges Gehirn ein weiteres nettes Experiment der Evolution, das sich selbst ad acta legt.

      • @mowgli:

        Ich suche nicht nach Führung. Die meisten Menschen, die ich persönlich kenne, können mit dem Internet durchaus verantwortlich umgehen, vielleicht ist auch deshalb kaum einer von ihnen bei Facebook.

         

        Da mit der "Natur" zu kommen, ist aber auch billig. Natur ist nur schön und perfekt, wenn man sie verklärt von außen betrachtet, so wie wir alle. Von innen ist sie vor allem grausam und rücksichtslos und die Rentiere, die nicht wissen, wo sie Weiden sind, verhungern halt einfach.

    • @Mustardman:

      Genau so sehe ich das auch.

      DIGITALISIERUNG ist nur der erste Schritt auf der Vernetzung der zivilisierten Welt. Der zweite Schritt ist in der Vergangenheit seit der Refinung des RUNDFUNKS nach der Morse-Technit nachvollziehbar. Dort hatten Hitler und Geobbels die Propaganda-Ebeene.

      Heute ist das Radio nur für die Autrofahrer mit den Verkehrsmeldungen interessant.

      In der Medienwelt liegt der eigentliche Fortschritt.

      Es ist die HOLOGRAFIE, die in unserer Gehirnaktivität wirkt.

  • Google, Facebook, Apple = die Morlocks; das Volk = die Eloi. Steuerung per 'Smart'phone.

  • Die Entwicklung in Richtung einer Ersatzreligion zeichnete sich bereits vor etlichen Jahren ab:

     

    Ich führte damals in verschiedenen Schulen einige Diskussionsveranstaltungen zum Thema Cybermobbing durch. Tenor meiner damaligen Ausführungen war im Wesentlichen, dass man bei aller Faszination der neuen Medien auch ihre Risiken nicht unbeachtet lassen dürfe. Der weitverbreitete Widerstand unter vielen Schülern gegen eine derartig differenzierende Betrachtungsweise gipfelte schließlich in der verbalen Attacke einer Dreizehnjährigen: „Ich hasse alle, die das Internet nicht lieben“. Offensichtlich hatte ich ihren Gott beleidigt....