piwik no script img

Kinotipp der WocheDer volle Punk

Too drunk to watch? Dann halt Mosh-Pit! Das Punkfilmfest Berlin lässt es wieder krachen, mit Dokus, Shorts und Konzerten von M.O.R.A. und Faintest Idea.

Lebenslanger Punk in Gustavo Gamous Doku „Sex Panchitos“ (Mexiko 2025) Foto: Punkfilmfest Berlin

Ultis Suche nach seinem Freund, dem Punk-Fan Gino, führt ihn von den Straßen Mexico Citys auf den Friedhof. Beide waren wie viele ihrer Freund_innen Teil der Gang Los Panchitos, die in den 1980er Jahren für Aufsehen sorgte und es schnell auch mit der Repression zu tun bekam. Der mexikanische Regisseur Gustavo Gamou zeigt eine Gruppe gealterter Punks, die mit Verlusten von Freund_innen, den gesundheitlichen Folgen ihres Lebens und einer Stadt ringen, die unbeirrt mit der Zeit über sie hinweggegangen ist. Gamous Dokumentarfilm „Sex Panchitos“ ist ein vielschichtiges Porträt, das zeigt, das Punk keine Frage des Alters ist (25. 10., OmeU, dazu Vorfilme).

Das Punkfilmfest findet in diesem Jahr zum unterdessen zwölften Mal statt und kombiniert auch dieses Jahr Konzert und Liveauftritte mit Filmen. Los geht es mit zwei Konzertabenden im Badehaus (Pre-Opening am 19. 10., 19 Uhr mit Faintest Idea und KMan & The 45s) und im Schokoladen (20. 10., 19 Uhr mit M.O.R.A. + Goatburner), die meisten der Filmprogramme laufen im Lichtblick Kino mit einem Abstecher für Kurzfilmprogramme ins Syndikat und ins Café Lutetia. Wie in den Jahren zuvor lädt das Festival mit seinem knappen Dutzend Langfilmen und vier Kurzfilmprogrammen zu einer kleinen Reise zu Punk weltweit ein.

Eröffnet wird das Festival mit „Diggen“, einem Porträt des ehemaligen Frontmann der Band Slime, Dirk Jora „Diggen“. Der Film lässt sich von Jora Auskunft geben über sein politisch-musikalisches Leben, von den Anfängen in der Anti-AKW-Bewegung bis zu Punk und Fußball. Vervollständigt wird das Eröffnungsprogramm durch drei Kurzfilme.

Direkt im Anschluss läuft Ara Balls Punk-Coming-of-Age-Roadtrip „L’Ouragan F.Y.T.“, in dem der junge Delphis/The Hurricane im Montreal der frühen 1990er Jahre auf der Flucht vor seiner Familie und den Verhältnissen zu sich selbst findet.

Das Filmfestival

Too Drunk to Watch – 12. Punkfilmfest Berlin, 20.–26. Oktober, Lichtblick-Kino, Syndikat, Café Lutetia

Programmübersicht: lichtblick-kino.org

Konzerte: toodrunktowatch.de/schedule-tickets

Die Musikerin und Künstlerin Ivette Spradlin interviewt in „The Wild Wild West End Oral History“ ehemalige Mieter, die Ende der 1990er Jahre einen Lagerhaus-Komplex in Atlanta zu einem riesigen Freiraum ausgebaut haben, in dem sie gewohnt haben, Platz für Konzerte und Parties war und eine Halfpipe neben der Bühne stand. Spradlins Film ist Oral History des Ortes, aber auch der Veränderungen, die Atlanta als Stadt sowie die Beteiligten individuell durchlaufen haben.

Die malaysische Dokumentarfilmerin und Journalistin Yihwen Chen porträtiert in „Queer as Punk“ die LGBT-Punkband „Shh…Diam!“, die mit einer gigantischen Portion Charme und Unbeirrbarkeit die Gratwanderung vollführt, in einem Land, in dem es keine Rechte für LGBT gibt, für Sichtbarkeit zu kämpfen.„Queer as Punk“ ist ein komplexes, kluges, trotz allem Ernst gute Laune versprühendes Kleinod des Punk-Dokumentarfilms.

Auch in diesem Jahr ist das Punkfilmfest Berlin wieder die Gelegenheit, um die ganze Vielfalt der Gegenwart des Punk zu erkunden und sich von der Musik aus dem Kinosessel reißen zu lassen. Praktischerweise gibt es ja teilweise gleich noch ein Konzert hinterher.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare