piwik no script img

die nachrichtVier tote Palästinenser, mehrere verletzte Israelis

Mehr als eine Woche nach der Vorstellung von Trumps Nahostplan kommt es in Israel und Palästina zu Zusammenstößen und Terrorattacken. Die Hamas ruft zu weiterer Eskalation auf

Das Neue

Vier tote Palästinenser, zahlreiche verletzte Israelis – das ist das Ergebnis des jüngsten Gewaltausbruchs in Nahost. Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten wurden in Dschenin im israelisch besetzten Westjordanland zwei Menschen getötet. Ein weiterer Palästinenser wurde erschossen, als er am Donnerstag nach Polizeiangaben in der Jerusalemer Altstadt das Feuer auf einen Polizisten eröffnete. Am Mittwoch war bei Protesten in Hebron ein 17-jähriger Palästinenser erschossen worden. Die israelische Armee teilte mit, er habe eine Brandflasche geworfen.

Zugleich gab es neben dem Schuss­angriff auf den israelischen Polizisten am Donnerstag zwei weitere Anschläge palästinensischer Attentäter. In der Nacht auf Donnerstag fuhr ein Angreifer mit einem Auto in eine Gruppe Soldaten, als diese eine Straße überquerte. Zwei Zivilisten und zwölf Soldaten wurden verletzt, einer davon schwer. Zu einem dritten Angriff kam es laut der israelischen Zeitung Haaretz in der israelischen Siedlung Dolev im Westjordanland. Dort eröffnete ein Palästinenser das Feuer aus einem Auto heraus und verletzte einen israelischen Soldaten leicht.

Der Kontext

Entgegen den Erwartungen vieler Beobachter:innen war es in den vergangenen Tagen weitgehend ruhig geblieben, obwohl die palästinensische Führung zu Protesten gegen den amerikanisch-israelischen Nahostplan aufgerufen hatte, den US-Präsident Donald Trump mit Israels Premier Benjamin Netanjahu vergangene Woche vorgestellt hatte. In einem direkten Zusammenhang mit dem Plan stehen aber auch die jüngsten Angriffe und Zusammenstöße nicht. Zu der Gewalt in Dschenin etwa kam es, nachdem laut palästinensischen Angaben israelische Soldaten in die Stadt vorgedrungen waren und dort ein Haus eines Palästinensers zerstörten, der nach israelischen Angaben 2018 an einem Anschlag beteiligt war.

Die Reaktionen

Die palästinensische Führung im Westjordanland bemühte sich, die Gewalt als direkte Folge der israelischen und US-amerikanischen Politik darzustellen. Ein Sprecher von Präsident Mahmud Abbas sagte, der Nahostplan habe eine „Atmosphäre für die Eskalation und Spannung geschaffen“. Auch die Hamas, die im Gazastreifen regiert und in den vergangenen Tagen immer wieder Raketen nach Israel geschossen hatte, sprach von einer „Antwort“ auf den Plan und rief zu einer weiteren Eskalation auf. Netanjahu, der sich vor der Parlamentswahl am 2. März momentan im Wahlkampf befindet, gab sich kämpferisch: „Terrorismus wird uns nicht besiegen, wir werden gewinnen.“

Die Konsequenz

Die Gewalt wird vorerst wohl keine direkten politischen Folgen haben. Ein großangelegter gewaltsamer Aufstand seitens der Palästinenser:innen gilt als unwahrscheinlich. Allerdings wird auch einen Einfluss haben, ob die israelische Regierung ihre Ankündigung in die Tat umsetzt und Teile des Westjordanlandes offiziell annektiert. Jannis Hagmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen