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Zwischenbilanz von TrumpAlles läuft wie geschmiert

Der US-Präsident hat eine durchweg positive Bilanz der ersten vier Wochen gezogen. Es berichte nur niemand darüber. Am selben Tag ereilte ihn ein neuer Rückschlag.

Das bisschen Sturmwindfrisur kann er bestimmt mit Öl schmieren Foto: dpa

Washington dpa | US-Präsident Donald Trump ist der massiven Kritik an seiner Amtsführung entschieden entgegengetreten und hat eine durchweg positive Bilanz der ersten vier Wochen gezogen. Er habe alle Wahlversprechen gehalten und umgesetzt, sagte der Republikaner am Donnerstag in Washington. Trump sagte, vermutlich sei noch nie ein US-Präsident in so kurzer Zeit so erfolgreich gewesen wie er. Er erfahre überall große Zustimmung, und es gebe eine Welle des Optimismus in der Arbeitswelt.

In einer in dieser Form völlig überraschenden Pressekonferenz antwortete Trump, dessen Zustimmungswerte unter den US-Bürgern auch nach vier Wochen historisch schlecht sind, auf eine Reihe von Fragen. Er nutzte den Auftritt zu einem Generalangriff auf die Medien und lieferte sich wiederholt Wortgefechte mit einzelnen Journalisten.

Noch am selben Tag musste der Präsident aber einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Bei der Nachfolgersuche für seinen geschassten Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn bekam er eine Absage. Der frühere Vize-Admiral Robert Harward lehnte Trumps Angebot laut Medienberichten ab.

Trumps erste vier Wochen als Präsident wurden von erheblichen personellen und programmatischen Problemen überschattet. Der Präsident ging in die Offensive über. Der gegenwärtige Zustand seiner Administration sei das genaue Gegenteil von Chaos. „Diese Regierung arbeitet wie eine gut abgestimmte Maschine“, sagte Trump. Es sei Schuld der Demokraten, dass Kabinettsposten nicht bestätigt würden, das halte vieles auf.

Kritik an der Presse

„Ich habe ein Chaos geerbt. Zuhause und im Ausland“, sagte Trump. Immer mehr Firmen würden ins Ausland abwandern, die Arbeitsplätze daher schwinden, sagte Trump. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den USA ist allerdings so positiv, dass die Notenbank Federal Reserve unlängst die Leitzinsen anhob, um eine Überhitzung der Konjunktur zu verhindern.

Trump wiederholte und verschärfte seine Kritik an der Presse. Er wende sich nun direkt an das amerikanische Volk, weil die Medien nicht die Wahrheit berichten wollten und würden, sagte Trump. Sie würden die Erfolge seiner Regierung verschweigen.

Nach dem gerichtlich gestoppten Erlass zum Einreisestopp von Staatsangehörigen aus sieben überwiegend islamischen Ländern kündigte Trump an, Anfang oder Mitte nächster Woche dazu eine neue Order zu erlassen.

Trump hatte Ende Januar unter Hinweis auf die Gefahr terroristischer Anschläge ein 90-tägiges Einreiseverbot für Menschen aus sieben Ländern sowie einen 120-Aufnahmestopp für Flüchtlinge verfügt. Deswegen wurde er aber von Gerichten in die Schranken gewiesen. Ein Berufungsgericht lehnte in der vergangenen Woche den Antrag der US-Regierung ab, das Dekret wieder in Kraft zu setzen.

Der neue Erlass werde auf das jüngste Gerichtsurteil zugeschnitten sein, sagte Trump. Seine Regierung erklärte in am Donnerstag eingereichten Gerichtsunterlagen, dass man das alte Dekret durch ein neues ersetzen wolle. Zugleich sprach sich die Regierung dagegen aus, dass das Berufungsgericht in San Francisco das Urteil noch einmal mit einem größeren Gremium von Richtern überprüft.

Nichts falsch gemacht

Auch auf die Affäre um seinen ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater musste Trump eingehen. Er sagte, er habe Flynn selbst um dessen Rücktritt gebeten. Was Flynn getan habe, sei aber nicht verkehrt gewesen. Der entscheidende Punkt sei gewesen, dass Flynn den Vizepräsidenten Mike Pence nicht wahrheitsgemäß darüber unterrichtet habe, was genau er mit dem russischen Botschafter zum Thema Sanktionen besprochen habe. Das sei nicht akzeptabel gewesen. Er halte aber weiter große Stücke auf Flynn. „Er hat seinen Job gemacht, er hat andere Länder angerufen“, sagte Trump.

Vorwürfe, Mitglieder seines Teams hätten während des Wahlkampfs andauernden Kontakt zu Russland gehabt, nannte Trump „fake news“ und einen Witz. Dies solle nur von der Niederlage der Demokraten ablenken, es entbehre aber jeder Grundlage. Auf die Frage, ob Mitglieder seines Wahlkampfteams Kontakte zu Vertretern Russlands unterhielten, antwortete er nicht eindeutig.

„Ich habe mit Russland nichts zu tun“, sagte Trump. Später sagte er, es sei eine gute Sache, mit Russland besser zurechtkommen zu wollen. Die negative Berichterstattung über dieses Thema schmälere aber die Chancen dazu.

Trump sagte, im Zuge der falschen Russland-Berichte werde nun seiner Ansicht nach das wahre Thema in den Blick genommen, dieses sei die illegale Weitergabe vertraulicher Informationen aus dem Weißen Haus.

Der erste Latino im Kabinett

„Das sind kriminelle Leaks“, sagte Trump. Diese würden sehr streng verfolgt. Er sei schockiert gewesen, als er von vertraulichen Inhalten seiner Telefonate mit Mexiko oder Australien aus Medien erfahren habe.

Eigentlich hatte Trump die Pressekonferenz einberufen lassen, weil er seinen neuen Kandidaten für das Arbeitsministerium bekannt geben wollte. Den Posten soll nach seinem Willen Alexander Acosta bekommen. Der frühere Bundesanwalt, gegenwärtig an der Universität von Florida tätig, ist ein erfahrener Arbeitsrechtler. Er wäre der erste Latino in Trumps Kabinett.

Die Nominierung wurde nötig, weil Trumps bisheriger Kandidat für diesen Posten am Vortag zurückgezogen hatte. Andrew Puzder war auch in den Reihen der Republikaner nicht durchsetzbar. Kabinettsmitglieder müssen vom US-Senat bestätigt werden.

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21 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Er habe alle Wahlversprechen gehalten und umgesetzt, sagte der Republikaner am Donnerstag in Washington."

     

    Dann kann er ja eigentlich gehen.

    Für 's Weiterregieren dürfte er wohl schon bald kein Personal mehr auftreiben können.

  • Als gewesener DDR-Bürger erinnert mich Trumps Selbst-Lobhudelei sehr an die Mentalität der DDR-Oberen, sich selbst und Anderen die Realität im Lande schönzureden. Eines hat Trump zum Glück noch nicht geschafft: Die Medien von sich abhängig zu machen. Hoffentlich gelingt ihm das auch künftig nicht, denn eine unabhängige „Vierte Gewalt“ ist in der gegebenen Situation unerlässlich!

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Pfanni:

      Stimmt, den Trump Kapitalismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf.

  • Mein neuer Lieblingslink, der die Wahrheit endlich auf den Punkt bringt

    https://www.welt.de/politik/ausland/article162149968/Trumps-Selbstenthuellungen-sind-schockierend.html

     

    "Einmal musste es ausgesprochen werden: Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika agiert verrückt."

     

    Dig it.

  • Die Gefahr besteht darin, dass er wenn er scheitert sich bestätigt fühlt; und seine Wähler mit ihm: Er wollte ja was ändern aber das System (Presse, Gerichte, Establishment) hat das verhindert.

    Der Weg in einer Autokratie wäre dann geebnet, wenn er für diese Sichtweise eine wählende Mehrheit fände. Türkei lässt grüßen.

     

    Die strtegische Frage in der Tat ist: Grundätzlich dagegen (und seine Anhänger fühlen sich bestätigt) oder so gemäßigt aber inhaltlich korrekt, dass sich die Mehrheit abwendet.

    Derzeit noch schwierig zu beantworten.

    • @Tom Farmer:

      Sie sind ja witzig. Ihre Überlegungen sind wohl angebracht, wenn es sich um einen extrem launischen Teenager handelt, mit dem Sie es zu tun haben.

       

      Naja, aber was viel anderes ist er wohl auch nicht, der US-Präsi. Nur ein paar Jährchen älter. Alte Leute werden ja manchmal wieder kindisch.

      • @Artur Möff:

        @Artur Möff: Zum Thema Alte Menschen werden ja manchmal wieder kindisch...

        Meistens hat man es da mit einsetzender Alzheimer zu tun. Wie man in der Pressekonferenz gesehen hat, ist die Alzheimer leider schon sehr fortgeschritten.

        • @Fattyman:

          Diskriminieren Sie bitte nicht Menschen mit Alzheimer, das haben diese Menschen weder verdient, noch ist es notwendig, um das irre Verhalten des Präsidenten zu erklären!

           

          Ich warte nur darauf, dass auch die Republikaner*innen öffentlich dazu stehen, dass der Kaiser nichts an hat. Es wäre mehr als notwendig!!

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @Lesebrille:

            Die "Kinder" der USA, nicht die Parteigänger der Republikaner, sollte man zu Wort kommen lassen, denn sie waren es, die sich getrauten, "des Kaisers neue Kleider" zu enttabuisieren.

  • Zitat: "dessen Zustimmungswerte unter den US-Bürgern auch nach vier Wochen historisch schlecht sind"

     

    Warum sind Umfragen in Bezug auf Trump eigentlich noch in irgendeiner Form erwähnenswert? Welchen Wahrheitsgehalt haben sie?

     

    Wenn man sich das Orginal ansieht, sehe ich einen unterhaltsamen Präsi, die Medienmeute lacht ab und zu gar über seine Scherze, ein paar Journalisten, die fakefragen stellen (und dabei nur ein Statement loswerden wollen) werden abgekanzelt.

     

    Alles in allem recht gutes Kino. Seit wann ist eigentlich irgendjemand der Überzeugung, in "Pressekonferenzen" würden Politiker "DIE WAHRHEIT" verkünden?

    • @Frank Erlangen:

      Im Allgemeinen sind Politiker darum bemüht, mehr oder weniger "gute Ausreden" zu erfinden, um das eine oder andere Desaster erklärbar zu machen. Dass jemand in einer solch bedeutenden Funktion aber so faustdick lügt, Tatsachen leugnet oder ignoriert und schlichte Märchen erzählt, ist neu und eine beängstigende Verschiebung, weg von der menschlichen Vernunft hin zum rabiat-primitiven Recht des Stärkeren.







      Die Anwesenden lachen nicht über Trumps "Scherze", sie lachen über ihn. Und über seine ungebrochenen Versuche, die Welt aus der Sicht eines geistigen Fünfjährigen zu verstehen und zu erzählen und den ebenso ungebrochenen Glauben, bei den Erwachsenen damit durchzukommen, wenn man dabei nur besonders trotzig dreinschaut oder besonders oft den Zeigefinger hebt.

       

      [...]

      Kommentar wurde bearbeitet, bitte bleiben Sie sachlich.

      Danke, die Redaktion

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Frank Erlangen:

      Es gibt gute und schlechte Darsteller. Und es gibt Schmierenkomödianten.

      Charly Chaplin hätte vermutlich einen schönen Film drüber gemacht.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @61321 (Profil gelöscht):

        "Charly Chaplin hätte vermutlich einen schönen Film drüber gemacht."

         

        Dafür müsste schon noch etwas "Stoff" zusammenkommen, aber das werden wir nicht wollen...

  • Bei aller berechtigter Kritik am bestehenden System und - Trump kann doch keine Alternative sein, die über eine Protestnote hinausgeht. Was wäre dann die Grundlage der Beziehung zwischen Macht und Volk? Ein Präsident der vorsätzlich lügt, vermutlich hochgradig narzisstisch erkrankt ist und keine Achtung vor seinem Gegenüber hat - eine solche Führung ist doch keine Verbesserung zu unseren jetzigen Problemen - oder?

  • Ist die merkwürdige Gesichtsfarbe Onkel Donalds Vorbote eines drohenden Herzinfarktes oder liegt das an meinem Display?

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @amigo:

      Ich vermute schon länger, dass er angezählt ist

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Manche Amerikaner nennen ihn "El Naranjo", den Orangenen. Wahrscheinlich nur eine Überdosis Selbstbräuner.

  • Dschungelcamp becomes reality.

  • Ich halte Trump für einen sexistischen, rassistischen Hetzer.

     

    Allerdings muss ich zugeben, so unrecht hat er mit dem, was er da sagt eigentlich nicht.

     

    Das die Demokraten die Kandidaten blockieren finde ich gut, aber da kann er ja wirklich nichts für.

     

    Des weiteren muss man zumindest anerkennen, daß er wirklich gewillt ist, so viele Wahlversprechen wie möglich einzulösen.

     

    Ich finde diese zwar alle schwachsinnig, aber das ist natürlich sehr subjektiv...

  • Mit Ihm wird es auf jeden Fall nicht langweilig.

    • @FriedrichH:

      Und kann mit ihm von den Problemen in Deutschland gut ablenken!