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Zuschüsse für klimafitte MietshäuserMehr Geld für die Sanierung

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Gebäudesanierung für mehr Klimaneutralität ist teuer, dafür muss es Anreize geben. Vor allem aber sollten die Mieten nicht noch weiter steigen.

Anreize zur energetischen Sanierung schaffen Foto: Elisatim/imago

A uf dem Weg in die Klimaneutralität gehören die Gebäude in Deutschland zu den ganz großen Hindernissen. Die meisten Häuser lassen zu viel Energie ungebremst entweichen, zu wenige werden gedämmt, mit neuen Fenstern und Heizungen ausgestattet. Dass großer Handlungsbedarf besteht, ist unbestritten. Bei Bür­ge­r:in­nen aber herrscht eine große Beklommenheit: Wer soll das bezahlen? Das betrifft nicht nur Ei­gen­tü­me­r:in­nen.

Viele Mie­te­r:in­nen fürchten, dass die Vermietenden die Kosten für eine klimagerechte Sanierung inklusive neuer Heizung einfach auf sie abwälzen. Angesichts der jetzt schon überbordenden Mieten wäre das vor allem, aber nicht nur, für Haushalte mit niedrigem Einkommen ein enormes Problem. Der Deutsche Mieterbund fordert zusätzlich zur bisherigen staatlichen Förderung einen weiteren Bonus für Vermietende, die ihr Objekt energetisch sanieren.

Im Gegenzug sollen die Ei­gen­tü­me­r:in­nen für zehn Jahre eine Obergrenze der Miete akzeptieren, deren Höhe mindestens 10 Prozent unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt. Das ist ein wichtiger Vorstoß, den die Bundesregierung aufnehmen sollte. Durch so eine Koppelung könnte der Staat verhindern, dass durch die klimagerechte Sanierung die Mieten weiter stark steigen – sie sind jetzt schon viel zu hoch, nicht nur in den Ballungsräumen.

Denn beides muss sein: die Gebäude in Deutschland flächendeckend klimafit machen und gleichzeitig die Mietkosten in den Griff bekommen. Ohne eine soziale Flankierung der Schritte gegen die Erderhitzung wird Klimapolitik auf Dauer nicht durchsetzbar sein, weder von dieser noch von einer anderen Bundesregierung.

Deshalb ist auch ein weiterer Vorschlag des Mieterbunds richtig: Er fordert, dass der Staat mehr Geld in die energetische Sanierung von Sozialwohnungen steckt. Denn so würden die Energiekosten gerade auch für Haushalte mit sehr wenig Geld bewältigbar bleiben. Außerdem könnte auf diesem Weg die Sozialbindung von Wohnungen verlängert werden – was ebenfalls ein großer Fortschritt wäre.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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19 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Die Förderung der energetische Sanierung von Gebäuden muss sich danach richten, wo die größte Hebelwirkung erzielt werden kann, wo möglichst schnell viel CO2 eingespart werden kann.

    Sekundäreffekte wie eine Verlängerung der Sozialbindung von Wohnungen können dabei berücksichtigt werden, snd aber zweitrangig.

  • Das Geld wäre schon da, nur ist der Druck aus der Nebelkanone der Fossilenergie-Branche immer noch zu hoch.

    Siehe die Förderung von Gasheizungen im von der FDP und SPD verunstalteten neuen GEG.

    Und: Die Leute wählen immer noch die Butler der Fossilenergien ins Amt. Weil sie (noch) zu vernebelt sind um sehen zu können, was passiert. Sind zu viele Falschinformationen im Raum und zu viele Akteure die die produzieren und verbreiten.

  • "Im Gegenzug sollen die Ei­gen­tü­me­r:in­nen für zehn Jahre eine Obergrenze der Miete akzeptieren, deren Höhe mindestens 10 Prozent unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt."

    Welcher Immobilieninvestor wird so dermaßen blöde sein? Schon heute lohnt es sich bei dem Mietniveau nicht in Wohnungen zu investieren. (Warum wohl wird nicht gebaut? Weil man mit Wohnungsinvest sich dumm und dämlich verdient?) Und dann auch noch gleich mal für 10 Jahre 10 % unter der Vergleichsmiete?

    Da müsste die öffentliche Förderung (= Geld welches allen Bürgern vorher weggenommen wurde) schon immense Ausmaße erreichen, um einem Investor so etwas Irres zu versüßen.

    Wer hat soviel Pinke Pinke...?

  • Das sind ja alles schöne Wünsche, da kann man sowohl als Mieter wie auch als Eigentümer nur davon träumen.



    Schon jetzt wird in Deutschland so viel bezuschusst, subventioniert und gefördert, wie in keinem anderen Land der Welt. Egal was man am Haus sanieren möchte, es gibt für alles Geld von Steuerzahler.

    Ich denke, ein weiterer Ausbau von Förderungen ist echt nicht mehr möglich. Wer das finanzieren soll, ist völlig unklar. Schon jetzt haben Firmen und auch Arbeiter in Deutschland eine aussergewöhnlich hohe Steuerlast zu tragen.

    • @Micha.Khn:

      Ziemlich simpel: Anfangen die unsinnigen und schädlichen Förderungen umzuschichten und sinnvolle Förderungen zu machen.

      Zur Zeit und dank der intensiven Lobbyarbeit der Gasbranche fördern wir z.B. "wasserstoffähige Gasheizungen" gleichberechtigt neben Wärmepumpen.



      Bei diesen "wasserstofffähigen Gasheizungen" handelt es sich de facto um 90%ige Gasheizungen, also alten Wein in neuen Schläuchen.

      • @Hanno Homie:

        Mich würde mal interessieren, wer entscheiden soll, welche Subventionen sinnvoll und welche unsinnig sind.

  • Bei einem Haus, dass derzeit zu ortsüblichen Bedingungen vermietet wird müsste der Zuschuss 110 Prozent der Modernisierungskosten betragen, damit das für den Eigentümer wirtschaftlich einen Sinn ergibt.

  • "Gebäudesanierung für mehr Klimaneutralität ist teuer, dafür muss es Anreize geben. Vor allem aber sollten die Mieten nicht noch weiter steigen."



    Warum? Wenn ich heute ein neues Haus nach den höchsten Klimastandards zum Vermieten bauen möchte, muss ich hinterher einen Mietpreis von 20€ den Quadratmeter ansetzen, um das ganze halbwegs ökonomisch sinnvoll umsetzen zu können.



    Entweder ihr wollt Umweltschutz oder billig wohnen - beides zugleich geht nicht 🤷‍♂️

    • @Farang:

      So ein Quatsch.

      • @Hanno Homie:

        Dann bauen sie bitte ein Haus (Nullenergie oder äquivalent) und vermieten es für 10€ den qm 🤷‍♂️



        Mutige vor

    • @Farang:

      Diese 20 Euro pro Quadratmeter bei energetisch "fittem" Alt- oder Neubau sind eine Propagandazahl der Wohnungswirtschaft, - die nicht unkommentiert so stehen bleiben kann. Wenn ich mit einem Gut der Grundversorgung natürlich Rendite machen will, dann behaupte ich das einfach. Tatsächlich ist die Höhe der Mieterhöhung nach energetsicher Sanierung a) gesetzlich gedeckelt und b) eine Frage des Zeitraums in dem die Kosten umgelegt werden. Zudem gibt es das Konzept der Warmmieten, das es für Vermietende möglicherweise attraktiv macht energetischen zu sanieren, OHNE dass die Mietenden noch mehr geschröpft werden

    • @Farang:

      Exakt. Und angesichts der hohen Bedeutung des Deutschen CO2 Ausstoßes aus Wohnhäusers in Bezug auf den CO2 Ausstoß der ganzen Welt ist die vetnünftige Lösung: günstiger Wohnraum.

  • wo sind unsere 400 tausend neuen wohnungen?

  • Wenn der Staat einen Bonus zahlt ist es am Ende auch nur das Steuergeld und damit auch das Geld der Mieter. Nur auf die Gesamtbevölkerung umgelegt. Also zahlen dann die Eigenheimbesitzer ihre eigene Sanierung plus die Sanierung der Mietwohnungen. Für die Mieter nett, ansonsten unfair.



    Nene, jeder zahlt bitte seinen Part, Energiewende kostet halt. Das sollte es jedem wert sein.

    • @Petzi Worpelt:

      Ja, dann sollten wir über die Energiewende demokratisch entscheiden ;-)

  • Für die Sanierung aller Gebäude sind gigantische Summen nötig sein. Der Mieter soll es nicht zahlen. Der Eigentümer wird diese Summen nicht ohne Umlage aufbringen. Daher soll es "der Staat" bezahlen. Wer ist das? Wir alle mit unseren Steuern. Diesen Nachsatz vergisst man dann gerne. Und nein, eine Reichen/Vermögensteuer rettet hier auch nicht. Das Gesamtvetmögen aller deutschen Milliardäre zusammengenommen und enteignet reicht nicht, um alle Gebäude in diesem Land zu sanieren.

    • @QuerBeetLeser:

      Exakt. Und deshalb wird es Zeit, dass hier nach der nächsten Wahl die Prioritäten wieder richti gesetzt werden.