Zukunft der Sternbrücke in Hamburg: Mehr Streit um Stabbögen
Nach Anwohner*innen und Fachleuten stößt sich nun auch die Bezirkspolitik an den Sternbrücken-Plänen. Stadt und Bahn wollen aber daran festhalten.
Mitte April nun kam wieder Bewegung in das Projekt – und richtiggehend Gegenwind auf. Zuletzt rumorte es in der Politik auf Bezirksebene: Einen Grünen-Antrag gegen ein Weiter-So und für mehr Mitsprache hat vergangene Woche der Planungsausschuss fraktionsübergreifend gestützt.
Denn bekannt geworden war im April auch, wie die Kreuzung einmal aussehen soll: Eine Stabbogenbrücke mit Lärmschutzwänden überspannt auf den Entwürfen die Kreuzung – üppig hinausragend über die umgebenden Gebäude. Der Protest richtete sich dann auch aufs Ästhetische. So murrte etwa auch die Linksfraktion über „eine 108 Meter lange, wuchtige Konstruktion nach dem Vorbild der Fehmarnsundbrücke“.
Auch ist die bestehende Brücke denkmalgeschützt, und der Denkmalverein auch Teil der jungen Sternbrücken-Beschützer*innen-Initiative. Diese bemängelte früh das Fehlen von Transparenz bei der Planung, und das taten dann auch der Architektenbund und die Ingenieurskammer: Wo ein nachvollziehbarer Ideen-Wettstreit hingehört hätte, erkannten diese Praktiker*innen nur im Hinterzimmer Entworfenes.
Im Beschluss vom 20. Mai verweist der Altonaer Planungsausschuss auf das Bezirksverwaltungsgesetz (BezVG).
Handlungsbedarf für den Senat ergibt sich aus Paragraf 27: Demnach kann die Bezirksversammlung in „Angelegenheiten, die für den Bezirk von Bedeutung sind“, deren Erledigung aber nicht in seine Zuständigkeit fällt, Empfehlungen an die zuständige Behörde aussprechen.
Diese muss innerhalb von sechs Wochen mitteilen, ob und, wenn ja, wie „die Empfehlung Berücksichtigung findet“.
Von einem „federführend von der Freien und Hansestadt Hamburg koordinierten Beteiligungsverfahren“ war in einer Bahn-Mitteilung am 15. April die Rede, das „Anlieger und interessierte Bürger in die Entwicklung der Neugestaltung des Umfelds einbeziehen“ solle. Die Wirtschaftsbehörde erklärte am Montag: Unabhängig vom Planungsprozess der Bahn habe „die Behörde für Stadtentwicklung Gestaltungsalternativen untersucht, die der Öffentlichkeit in den nächsten Wochen im Transparenzportal der Stadt zugänglich gemacht werden“. Ob die dann aber ernsthafte Alternativen darstellen?
Der Kern des Problems stellt sich Beobachter*innen so dar: Das Äußere der geplanten Brücke – auch das zwingende Aus für die Musikclubs, die derzeit noch die Kasematten nutzen – ist die Folge einer Prämisse seitens der Stadt: Anders als die alte darf die neue Brücke keine Säulen haben; auf der Stresemannstraße sollen vier Fahrspuren für den motorisierten Verkehr bereitstehen – bei aller Neugestaltung würden sich also Fußgänger*innen und Radfahrende weiterhin um ein wenig Gehweg streiten müssen.
War da nicht was mit der werdenden Fahrradstadt an Alster und Elbe? Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der Bürgerschafts-Grünen sowie stellvertretender Landesparteichef, verweist auf Anfrage auf die Parteifreund*innen im Bezirk Altona.
Die Bahn sieht trotz des Altonaer Ausschussvotums keinen Handlungsbedarf: Seit 2014 habe man „einen intensiven Austausch mit der Stadt und auch dem Bezirk Altona gehabt, der zu der jetzigen Lösung führte“, erklärte am Montag ein Sprecher auf taz-Anfrage. „Für diese Lösung haben wir von der Stadt einen klaren Planungsauftrag erhalten, den wir auch weiterhin verfolgen, es gibt zwischen der Stadt und der Bahn eine Vereinbarung, genau diesen Brückenentwurf zu realisieren.“
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