Abriss der Sternbrücke in Hamburg-Altona: Monsterbrücke kommt

Verkehrssenator Anjes Tjarks bekräftigt die Pläne der Deutschen Bahn zum Abriss der Sternbrücke. Das Schicksal der Brücke dürfte damit besiegelt sein.

Neue Brückenkonstruktion mit Stabbogen

Hübsch wird sie nicht: Der Entwurf der künftigen Sternbrücke in Hamburg-Altona Foto: DB Netz AG/Vössing Ingenieurgesellschaft

HAMBURG taz | Noch am Sonntag zogen Gegner*innen des Neubauprojekts durch die Straßen Altonas. Nun aber scheint der Kampf verloren: Der Senat und die Deutsche Bahn halten am Abriss der Sternbrücke über die Stresemannstraße und die Max-Brauer-Allee fest. Das gab Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) am Dienstag bekannt. Doch nicht nur das: Alternativen zum kritisierten Entwurf wurden verworfen – die 21 Meter hohe Stabbogenbrücke soll kommen.

Dabei gab es im Sommer noch Hoffnung, dass zumindest der Neubauentwurf überarbeitet werden würde. Erste Bilder davon hatten für Empörung gesorgt, von einer überdimensionierten „Monsterbrücke“ war vielfach die Rede. I

m Juni hatten die Bürgerschaftsfraktionen der Grünen und SPD deshalb den Senat aufgefordert, Alternativen für die lange Stabbogenbrücke zu entwickeln, beziehungsweise die Bahn als Eigentümerin dazu zu bringen, einen Entwurf mit drei Stützen zu prüfen. Das sei nun vom Tisch, wie Tjarks mitteilt.

„Man muss leider feststellen, dass die aktuelle Sternbrücke ein Hemmschuh für die Mobilitätswende in Hamburg ist“, sagt Tjarks. Aus Sicht der Verkehrsbehörde ist deshalb eine Sanierung der Brücke nicht sinnvoll. Schon jetzt sei es, auch wegen der Stützen, zu eng auf der Kreuzung unter der von Zügen befahrenen Brücke.

Mehr Platz für Bus und Rad?

Und durch wachsenden Verkehr in den kommenden Jahren werde es nicht besser. Eine zusätzliche Spur für Busse und Fahrräder sei deshalb unumgänglich. „Und hierfür braucht man Platz“, sagt Tjarks – Platz, den die neue Brücke schaffen soll.

125 Millionen Euro soll der Neubau der Sternbrücke kosten. Bei einer Sanierung wäre allein die Bahn für die Kosten verantwortlich.

Die Hälfte der Kosten muss so aber die Stadt Hamburg beisteuern.

Für 2023 ist der Baubeginn geplant, vier Jahre später soll die neue Brücke eingeweiht werden.

„Die Entscheidung ist städtebaulich ein Desaster“, sagt Kristina Sassenscheidt, die sich für den Denkmalverein gegen den Abriss der denkmalgeschützten Brücke einsetzt. Darüber hinaus passe ein Neubau nicht mit der proklamierten Verkehrswende zusammen: „Die neue Brücke wurde nur so groß geplant, um den Autoverkehr auszubauen.“

Zuletzt hatten auch die Sternbrückeninitiative, die sich für den Erhalt der Brücke einsetzt, und der ADFC ein Konzept präsentiert, wie mehr Platz für Fußgänger*innen, Radler*innen und Busse geschaffen werden könnte – ohne, dass ein Abriss nötig wäre.

Die Sternbrückenini und Denkmalschützer*innen hatten lange für eine Sanierung argumentiert, da ein Gutachten einen Abriss für nicht zwingend notwendig erachtete. Stattdessen könnte die Brücke auch saniert werden und dennoch den prognostizierten zunehmenden Bahnverkehr stemmen. Eine Restnutzungsdauer von bis zu 50 Jahren wäre demnach möglich.

Gutachten gegen Gutachten

Die Bahn spricht sich weiterhin gegen eine Sanierung aus. Es habe fünf andere Gutachten gegeben, die die Nutzung der Brücke für höchstens noch 20 Jahre denkbar halten. Hinzu gebe es einen massiv steigenden Bahnverkehr in den kommenden Jahren.

„Die Brücke muss dringend auf die aktuellen und zukünftigen Verkehre ausgerichtet werden“, sagt Bahnsprecherin Manuela Herbort. Ein alternativer Entwurf, der städtebaulich besser in die Umgebung passen würde, ist ebenfalls vom Tisch. Dieser sei deutlich teurer und wartungsanfälliger.

In Kürze will die Deutsche Bahn die Planfeststellungsunterlagen auslegen. Dann können Einwände gegen das Vorhaben geäußert werden. Ende November soll es zudem eine digitale Informationsveranstaltung zum Vorhaben geben.

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