Zukunft der Mobilität: Antiquiertes Denken

Die Regierungskommission „Zukunft der Mobilität“ hat ihren Abschlussbericht vorgestellt. Er zeigt, wie wertvolle Zeit vergeudet wurde.

Eine Frau fährt mit einem Fahrrad am frühen Morgen über die Veloroute in die Innenstadt

Ab in die Zukunft: In Hannover entsteht im Rahmen der Verkehrswende ein Velorouten-Netz Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Es ist ein frappierendes Dokument antiquierten Denkens: Der Abschlussbericht der Regierungskommission „Nationale Plattform der Zukunft der Mobilität“ dokumentiert auf ernüchternde Weise, wie die Große Koalition wertvolle Zeit für die Verkehrswende vergeudet hat.

Statt Formen der Fortbewegung jenseits des Autos zu fördern oder neue zu entwickeln, ist der individuelle Pkw der bisherigen Regierung und ihrer Mobilitätskommission immer noch heilig. Wer allen Ernstes unter „Zukunft der Mobilität“ einzig und allein den Antriebswechsel weg vom benzin- oder dieselbetriebenen Fahrzeug sieht, steuert geradezu in den Verkehrskollaps.

Dabei gibt es mehr als genug Ideen für eine neue Mobilität. Wissen­schaf­tler:innen, Organisationen und Bür­ge­r:in­­nen­in­itia­ti­ven arbeiten daran, den Autoverkehr zurückzudrängen und so Städte lebenswerter und Fortbewegung klimafreundlicher zu machen, und haben vielversprechende Konzepte entwickelt.

Aber Bundesverkehrsminister Scheuer hat sich für die Regierungskommission vor allem Ex­per­t:in­nen ohne die nötige Fantasie für eine andere Mobilität geholt. Scheuers Wis­sen­schaft­le­r:in­nen konnten sich nach eigener Aussage vor drei Jahren, also zu Beginn ihrer Kommissionstätigkeit, nicht vorstellen, dass der Absatz von E-Autos so stark steigen würde, wie derzeit zu beobachten ist.

Es braucht Weitblick

Diese Leute sind offensichtlich die falschen, um Mobilität nach vorne zu denken. Ihr Abschlussbericht ist nichts wert, denn er offenbart einen Tunnelblick, vom dem sich selbst manche Au­to­mana­ge­r:in­nen inzwischen befreit haben.

Wer etwas für die Mobilität der Zukunft tun will, braucht Weitblick. Dabei geht es auch um technische Fragen, denn ohne Modernisierung ist der Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme nicht möglich. Aber vor allem geht es um den Verteilungskampf von Flächen und Ressourcen, den die Autofahrenden zu lange für sich entschieden haben. Wie dieser Kampf weitergeht, darauf wird die Durchsetzungsfähigkeit der Autofahrerpartei FDP in der kommenden Bundesregierung einen Hinweis geben.

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