Zinserhöhung der US-Notenbank Fed: Die EZB sollte nachziehen
Nach dem Fed-Entscheid steht auch in der Euro-Zone eine Zinserhöhung an. Gut so: Denn die Inflationsrate ist derzeit einfach viel zu hoch.
I n den USA hat sich die Zinswende mit einer sehr deutlichen Ansage verstärkt. Die Notenbank Fed erhöht nicht nur den wichtigen Leitzins kräftig, sie kauft auch keine Anleihen mehr. Zudem sind weitere hohe Zinsschritte bereits im Juni und Juli geplant. Das Ziel: Geld soll teurer werden und in der Folge die Inflation sinken. Die Entscheidung in den USA hat auch Folgen für die Eurozone und die Europäische Zentralbank EZB. Sie kann ihre seit 2016 verfolgte Null-Zins-Politik nicht mehr aufrechterhalten – sie hat die stark steigenden Verbraucherpreise in Europa ohnehin zu lange vernachlässigt.
Der Mechanismus funktioniert vereinfacht so: Steigt der Leitzins, wird es für Geschäftsbanken teurer, sich Geld bei der Notenbank zu beschaffen. Entsprechend heben sie die Zinsen für Kredite für Unternehmen und Kunden an. Weil diese mehr bezahlen müssen, werden sie ihre Ausgaben überdenken. Sinkt die Nachfrage bei gleichem Angebot, wird auch der Preisanstieg gebremst. So weit die Theorie, die in der Vergangenheit meist gut funktioniert hat.
Die Sorge ist aber immer, ob die Zinserhöhung zu hoch ausfällt und die Wirtschaft ausbremst, weil Kredite zu teuer werden. Dieses Risiko schätzt die Fed geringer ein als die Gefahr für den Wohlstand der Amerikaner. Denn vor allem die, die wenig haben, leiden unter der Inflation.
Effekt auch auf Europa
Höhere Zinsen bringen auch höhere Erträge. Investoren werden deshalb verstärkt in die USA schauen – Geld fließt zunehmend aus dem Euro- in den Dollarraum. Der Dollar in Euro wird teurer, was die ohnehin hohe Inflation in der Eurozone weiter anheizt. Denn vor allem Öl und Gas werden weltweit in Dollar gehandelt.
Auch wegen dieser Effekte sollte die EZB jetzt den Amerikanern folgen und die Zinsen anheben. Monatelang hat die Notenbank gezögert und beschwichtigt, die Inflationsraten seien nur vorübergehend so hoch. Es sieht inzwischen nicht mehr so aus. Seit Juli 2021 liegt die Inflation stetig steigend über den angestrebten 2 Prozent, zuletzt bei 7,4 Prozent. Im Juli wird die EZB jetzt wohl zinsmäßig nachlegen. Endlich.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens