Youtuber interviewen den US-Präsidenten: Was Obama über Tampons lernte
Erneut durften bekannte Youtuber dem US-Präsidenten ihre Fragen stellen. Obama blieb, wie immer, gelassen und am Ende wurde es fast kitschig.
Zum zweiten Mal durften drei Youtube-Stars den US-Präsidenten direkt interviewen. Der gesamte Auftritt steht im Zusammenhang zu der Rede zur Nation, die Obama zum letzten Mal am vergangenen Dienstag vor dem Kongress gab. Jeder, der wollte, konnte im Vorfeld mit dem #YoutubeAsksObama Hashtag versehene Fragen in sozialen Netzwerken veröffentlichen. Die Youtuber nahmen also nicht nur ihre eigenen, sondern auch die Fragen ihrer Fans mit ins Weiße Haus.
Swoozie redet in seinem Kanal hauptsächlich über seinen eigenen Alltag und illustriert seine Videos mit selbst animierten Sequenzen. Das ist durchaus unterhaltsam. Aber an diesem Tage hat er mit seiner Schildmütze auch seine Albernheit abgelegt. Er ist kaum wieder zu erkennen. Keine coolen Sprüche, kein Slang. Überraschend seriös und gut informiert, fragt er den Präsidenten über Mindestlohn und die Terrorismusbekämpfung aus.
Obamas Meinung zu Donald Trump? Natürlich allgemein gehalten. Aber eins macht er klar: Die heiße Luft um den umstrittenen Präsidentschaftskandidaten wird schnell verfliegen. Die Wähler werden sich, wenn es um Entscheidungen geht, nicht mehr von Geschwafel, sondern von Fakten leiten lassen.
Etwas, das schon im letzten Jahr auf den Tisch kam, ist die Frage nach der Reglementierung des privaten Waffenbesitzes. Obama ist sich sicher, dass die USA einen gewissenhaften Umgang mit Waffen lernen können. Aber das brauche Zeit. Die nimmt sich Obama zumindest bei der Beantwortung der Fragen. Swoozie schlägt sich richtig gut, stochert nach, lässt nicht locker. Aber die Zeit drängt und schon schiebt der 27-Jährige seine Kulisse aus dem Bild.
Obamas Lieblingswort
Auftritt: Destin Sandlin. Er ist seit 2006 auf Youtube. Sein Kanal „smartereveryday“ ist eine Art „Sendung mit der Maus“ für Erwachsene. Der Raketeningenieur interessiert sich dafür, wie Präsident Obama jeden Tag ein bisschen schlauer wird. Pauschale Antwort: Auf Leute hören, die mehr wissen als er selbst. Denn nur zusammen könne eine großartige Nation, wie die USA auch großartig bleiben.
Ja. Zusammenhalt. Obamas Lieblingswort an diesem Abend. Nur gemeinsam könne man große Projekte verwirklichen. Wie in seiner Rede zur Lage der Nation plädiert er auch an diesem Freitag an Kongress, Medien und die US-Amerikaner, sich nicht in zwei Lager aufzuspalten, sondern zusammen zu arbeiten. Jeder müsse sich einbringen.
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Das Interview mit Obama
Erneuter Kulissenwechsel. Ingrid Nilsen folgen rund 3,9 Millionen Nutzer auf Youtube. Sie teilt dort Makeup- und Modetipps. Vom Präsidenten möchte sie wissen, ob die Angst vor Terrorismus in Zukunft zur Normalität im Alltag werden könnte und wie er die Krebsheilung voranbringen will. Außerdem wundert sie sich über die Entscheidung eines Richters aus Alabama, der die gleichgeschlechtliche Ehe nicht anerkennen will. Obama versichert ihr aber, dass sich kein Bundesstaat über den Supreme Court hinwegsetzen kann. Jeder dürfe denjenigen heiraten, den er liebt. Das bleibe so.
Dann gerät das flockige Gespräch ins Stocken, denn Nilsen weist den Präsidenten auf etwas hin, was er – wie er selbst zugibt – vorher noch nicht wusste: Nämlich, dass Tampons und Damenbinden in manchen US-Staaten als Luxusgüter versteuert werden. Warum das so ist? „Wahrscheinlich, weil Männer diese Gesetzte gemacht haben“, sagt Obama und meint das richtig ernst.
Dass Frauen im Gesundheitswesen benachteiligt werden – das dürfe nicht sein, sagt er und nimmt die Steilvorlage gleich an, um noch einmal (wie im letzten Jahr) für Obamacare Werbung zu machen. Denn auch beim Youtuber-Interview 2015 brachte er das Argument, dass die Versicherung für junge Menschen nicht viel mehr koste, als ihre Telefonrechnung jeden Monat. Na dann.
Ein herzerwärmendes Schlusswort
Die geplante Sendezeit nähert sich dem Ende und Nilsen versucht noch mal an der Fassade des pressegeschulten Obama zu kratzen. Im Vorfeld hatte sie den Präsidenten gebeten, ein paar kleine Gegenstände mitzubringen, die für ihn persönlich stehen. Was Barack Obama dann aber aus seiner Tasche zieht, scheint einfach nur zu kitschig, um wahr zu sein: Ein Rosenkranz von Papst Franziskus, eine kleine Buddha-Figur eines buddhistischen Mönches, ein Pokerchip von einem Biker aus Iowa, eine hinduistische Figur des Affengottes Hanuman und zu guter Letzt ein koptisches Kreuz aus Äthiopien. Warum? Seitdem er für das Amt des Präsidenten angetreten war, gaben ihm fremde Menschen immer wieder kleine Dinge mit.
Er habe eine ganze Schale davon und jeden Tag greife er hinein und nehme ein paar davon heraus, die er dann den ganzen Tag in seiner Hosentasche spazieren trage. So erinnere er sich immer wieder an die vielen Menschen, die ihn auf seinem Weg begleiteten. Ein herzerwärmendes Schlusswort – für den Abend und auch für Obamas letztes Interview dieser Art. Die Macht ist ja nur noch knapp elf Monate mit ihm.
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