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Wissenschaftler über Hilfe nach Erdbeben„Europa muss sehr vorsichtig sein“

Syrien fordert Nothilfe nach dem Beben. Ginge der Westen darauf ein, würde er das mörderische Regime legitimieren, warnt Konfliktforscher André Bank.

Syriens Machthaber Assad könnte durch diese Krise seinen Status als Ausgestoßener verlieren Foto: Valery Sharifulin/imago
Jannis Hagmann
Interview von Jannis Hagmann

wochentaz: Herr Bank, braucht das Assad-Regime in Syrien nach dem Erdbeben unsere Hilfe?

Bild: Giga
Im Interview: André Bank

45, ist Politikwissenschaftler am Giga-Institut für Nahost­studien in Hamburg. Er forscht zu Herrschaft und Konflikt im Nahen Osten.

André Bank: Assad hätte gern europäische und auch deutsche Hilfe, um sich international zu rehabilitieren und auch um innerhalb Syriens seinen Anspruch durchzusetzen, der über einen Großteil des Landes herrschende Präsident zu sein. Europa muss aber sehr vorsichtig sein. In früheren Krisen hat Assad Hilfsgelder und Hilfsgüter herrschaftspolitisch instrumentalisiert. Ein Großteil ist nicht bei den Bedürftigen angekommen, sondern ging an seine Klientel.

In Syrien gab es mehrere tausend Tote, nicht nur in den Rebellengebieten. Sie plädieren dafür, Bedürftige in Gebieten, die Assad kontrolliert, bluten zu lassen, nur um ihn nicht zu unterstützen?

Das ist eine schwierige Position, ich weiß. Aber auch für das bisherige „Bluten lassen“ in Regime­gebieten ist fast ausschließlich Assad verantwortlich. Die Gefahr, dass er durch diese Krise seinen Status als interna­tionaler Paria noch weiter verliert, ist sehr groß. Zudem ist es nicht so, dass dort gar keine Hilfe ankommt. Es gibt Hilfe von Russland, Iran, Algerien und anderen Ländern. Insofern ist die Versorgung dort zwar nicht gut, aber ein Stück weit gegeben.

Sie befürchten, dass Assad im Windschatten des Bebens auf die internationale Bühne zurückkehrt?

Nach zwölf Jahren Krieg gibt es heute ohnehin schon eine Wiederannäherung an Syrien. Im Dezember kam es unter russischer Vermittlung zu einem ersten Treffen der Verteidigungsminister Syriens und der Türkei, die der wichtigste Unterstützer der syrischen Opposition war. Auch Jordanien, das als erstes arabisches Land 2011 für einen Regimewechsel in Syrien plädierte, macht Schritte in diese Richtung. Selbst in Europa bröckelt die Front gegen Assad. Trotz der Menschenrechtsverletzungen und obwohl das syrische Regime sogar noch nach dem Erdbeben Stellungen im Rebellengebiet im Nordwesten Syriens bombardiert hat, kommt Assad Schritt für Schritt zurück.

Was ist über die jüngsten Angriffe bekannt?

Entgegen der Vorstellung, dass der Krieg vorbei ist, versucht die syrische Luftwaffe, das vom Regime kontrollierte Gebiet nach Norden hin auszuweiten. Es gab Berichte, dass es sogar Montag früh, kurz nach dem ersten großen Beben, Bombardierungen gab. Das Regime mordet weiter und hält Tausende Menschen in Foltergefängnissen. Deshalb sehe ich das größte Problem in einer Legitimierung dieser Regierung, die für die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen des 21. Jahrhunderts verantwortlich ist.

Zurück zum Beben: Warum unterscheiden Sie zwischen westlicher Hilfe und Hilfe aus anderen Ländern? Die Gefahr der Instrumentalisierung durch Assad besteht doch generell.

Algerien und einige Golfstaaten, die Emirate zum Beispiel, haben Helfer mitsamt medizinischem Material direkt nach Aleppo entsandt. Europäische Hilfe würde stärker instrumentalisiert werden. Westlichen Helferinnen und Helfern wäre es nach jetzigem Stand nicht erlaubt, sich in Syrien frei zu bewegen. Es steht bislang gar nicht zur Debatte, dass westliche Ärzte vor Ort arbeiten.

Was will Assad dann?

Das Regime hat verlangt, dass technische und medizinische Hilfsgüter an die Regierung in Damaskus geliefert werden und diese sie dann verteilt. Da aber die mit Abstand bedürftigste Region in Syrien, die schon vor dem Erdbeben massiv unterversorgt war, der Nordwesten ist, sollte europäische Hilfe sich auf Idlib und Umgebung konzentrieren sowie auf die mit der Türkei alliierten Gebiete nördlich davon, rund um Afrin.

Wie können Sie so sicher sein, dass Assad Hilfe instrumentalisieren würde? Und was genau ist Ihre Befürchtung?

In der Coronapandemie hat Assad medizinisches Material, ab 2021 dann auch Impfstoffe, gezielt in Gebiete weitergeleitet, die für sein Regime besonders wichtig sind. Das sind die Hauptstadt Damaskus, Homs und Hama sowie das Alawitengebiet an der Mittelmeerküste und deren Hinterland. Viel weniger ist im Süden angekommen, wo 2011 der Aufstand begann, wie auch im Nordosten, wo kurdische Akteure aktiv sind und auch arabische Großfamilien leben, die für den Herrschaftserhalt Assads nicht so zentral sind.

Staatsnahe syrische Medien werfen dieser Tage dem Westen eine Politisierung von Nothilfe vor.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Und verbunden wird der Vorwurf dann vonseiten der Regierung und auch vom Vorsitzenden des Syrisch-Arabischen Halbmonds, der sehr eng mit dem Regime kooperiert, mit der Forderung nach einer Aufhebung der Sanktionen. Die Bitte um Hilfe wird also direkt gekoppelt mit dem Interesse, das gesamte Sanktionsregime gegen das Land zu unterminieren.

Um was für Sanktionen geht es genau?

Syriens Außenminister ­Faisal Miqdad und der Chef des Syrisch-Arabischen Halbmonds, Khaled Hbubati, haben gefordert, alle Sanktionen gegen Syrien aufzuheben. Humanitäre Hilfsgüter sind aber ohnehin von den internationalen Sanktionen ausgenommen. Die Versorgung mit Medizin, Decken, Wasser oder Grundnahrungsmitteln ist eigentlich nicht sanktioniert.

Trotzdem, sagten Sie gerade, sollte Europa nichts Derartiges nach Damaskus liefern. Aber sprechen wir über die Hilfe für den Nordwesten, die Sie befürworten.

Über den Grenzübergang Bab al-Hawa an der türkisch-syrischen Grenze kommt aktuell kaum Hilfe in den Nordwesten. Deswegen müssen dringend weitere Übergänge geöffnet werden. Es gibt entlang der Grenze zwanzig, von denen mindestens eine Handvoll in Betracht kommt, und zwar die, die direkt an das Rebellengebiet angrenzen und auf syrischer Seite nicht von Hai’at Tahrir al-Scham (HTS) kontrolliert werden. Das ist eine radikal-islamistische Organisation, die auf der EU-Terrorliste steht. Sie kontrolliert große Teile Idlibs.

Wer kontrolliert diese Grenzübergänge dann?

Man sollte sich auf jene fokussieren, die von Rebellen gehalten werden, die der Syrischen Nationalarmee nahestehen, einer Organisation, die moderater ist als HTS und sehr eng mit der Türkei kooperiert. Das hätte zwei Vorteile: Die Europäer müssten nicht mit Terroristen kooperieren, und man würde der Türkei Hilfsbereitschaft signalisieren. Denn um Hilfsgüter über die Grenze zu bekommen, wird eine sehr enge Abstimmung mit der Türkei nötig sein, zu der das Verhältnis der Europäer ja aktuell schwierig ist.

Damit wäre aber doch die Hilfe immer noch nicht in ­Idlib. Um den Menschen dort zu helfen, wird man an HTS nicht vorbeikommen.

Nicht komplett. In den letzten Jahren aber hat HTS private Hilfsorganisationen und die UN weitgehend machen lassen. Während der Pandemie hat HTS nur ganz am Anfang im März und April 2020 versucht, Hilfslieferungen an der Grenze zu kontrollieren und daraus ein Geschäft zu machen. Die UN sagten, wenn ihr das tut, gibt es keine Versorgung. Seither hat sich HTS zurückgehalten und einen pragmatischen Kurs verfolgt.

In Idlib haben sich schon vor Jahren Aufständische und Geflüchtete gesammelt. Es gibt dort keinen Staat, der nach der Katastrophe anpacken kann. Was ist die langfristige Perspektive für Nordwestsyrien?

Solange die militärische Kons­tellation im Syrienkrieg so bleibt, wird der Nordwesten abhängig bleiben von internationaler Hilfe. Insofern muss für die über 4 Millionen Menschen in dieser Region die Hilfe gewährleistet bleiben. Es ist auch zu bedenken, dass es unter den aktuellen Gegebenheiten – Stichwort Ukrainekrieg – sehr schwierig sein wird, weitere Flüchtlinge aus Syrien in Europa aufzunehmen. Die Menschen brauchen also eine Perspektive. Solange jedoch Assad an der Macht ist und die Tendenz hin zu einer Normalisierung seines Regimes nicht umgekehrt wird, lässt sich nichts Substanzielles ändern.

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27 Kommentare

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  • Spenden Sie nicht an das Erdogan-Regime.



    Spenden Sie an medico international



    www.medico.de/kamp...-nothilfe-erdbeben



    und an den Kurdischen Roten Halbmond Heyva Sor a Kurdistanê



    kommunalinfo-mannh.../2023/02/08/29768/



    Um diese Nachricht geht es:



    Assad-Regierung hält Hilfskonvoi des kurdischen Roten Halbmonds auf - und will die Hälfte der Hilfsgüter



    www.berliner-kurie...fsgueter-li.316865

  • Spenden Sie für die NGO Adopt a Revolution, in Leipzig



    adoptrevolution.or...uer-erdbebenopfer/

  • und ich bin empört über alle diese Kommentare hier, die nur eine Lesart glauben wollen:



    der Westen habe Krieg gegen Syrien geführt.



    Das Assad-Regime putschte 1970 und warf seither jede Oppositionsbewegung im Land mit Gewalt nieder.



    Sie sind alle keine Demokraten



    Die lokalen Koordinierungskomitees, die sich 2011 im ganzen Land bildeten, und deren viele Teilnehmenden heute in Deutschland sind, sind demokratischer.

  • Hier kommt eine seltsame Doppelmoral zum Ausdruck. Wenn immer wieder lautstark gefordert wurde, Deutschland solle humanitäre Hilfe selbst ins Taliban-regierte Afghanistan schicken (wie ja auch geschehen), warum dann nicht auch humanitäre Hilfe nach Syrien? Oder morden die Taliban etwa schöner und besser als Assads Regime?

    (Und Verzeihung für den Sarkasmus, aber ich kann Doppelmoral nun einmal nicht ausstehen.)

  • „Ginge der Westen darauf ein, würde er das mörderische Regime legitimieren, warnt Konfliktforscher André Bank.“ Welch ein Quatsch. Völkerrechtlich völlig daneben. Hier geht es um die Würde eines jeden Menschen, um Opfer einer Naturkatastrophe. Diese Antworten des „Konfliktforschers“ sind zynisch, unerträglich. Eine solche Organisation berät das AA? Abscheulich.

    • @Blick:

      Danke ❤️ Ich stimme Ihnen zu👍🙂

  • Mit Verlaub, ich finde die Aussagen des Herrn Bank sehr kaltherzig und seine Argumentation menschenverachtend.

    Wäre ein Menschenleben in Anbetracht politisch strategischer Überlegungen auch so wertlos, wenn es europäisches Menschenleben wäre, das es zu retten gälte?

  • 6G
    665119 (Profil gelöscht)

    Beleidigte "regime changer". Wenn die Welt mal nicht so will, wie die Transatlantifa-konferenz.

  • Ein waschechter Humanist.

  • Trauriger- und ärgerlicherweise wird in dem Interview mit keinem Wort über Hilfe für die einzig unterstützenswerte Gruppierung in der ganzen Region, zumindest im politsch/ethischen Sinne, gesprochen. Nämlich: die Syrian Democratic Forces (SDF) im Nordwesten. Die einzige Region in der kein Gewaltherrscher oder Steinzeit-Islamisten an der Macht sind.

  • Wikipedia: "Das GIGA(-Institut) berät unter anderem das Auswärtige Amt und andere Teile der Bundesregierung."

    Das ist, nimmt man die Essenz aus dem Interview, gelinde gesagt ganz furchtbar.

    Zynismus, das müssen wie Herrn Bank hier wohl erstmal erklären, ist es, wenn er in einem insgesamt von höchster Not betroffenen Radikal-Erdbebengebiet so wählerisch ist, wem er hilft und wem nicht. Das könnte Assads Klüngel bereichern, wenn er in seinem Gebiet hilft, und bei den Terroristen könnte man sich darauf verlassen, dass in ihrem EInflussgebiet nicht ihnen, sondern nur allen anderen geholfen würde - so denken Sie, Herr Bank.

    Politisches Kalkül und Extrem-Katastrophenhilfe müssen einander ausschließen, Herr Bank! Entwickeln sie lieber Argumente, um überhaupt die Machthaber Assad auf der einen und HTC auf der anderen Seite zu überzeugen, ungehindert das nötige tun zu dürfen - für alle Bedürftigen!

    Dann und nur dann hätten Sie Ihre Pflicht, das Auswärtige Amt richtig zu beraten, erfüllt.

    • @Uwe Kulick:

      "Entwickeln sie lieber Argumente, um überhaupt die Machthaber Assad auf der einen und HTC auf der anderen Seite zu überzeugen, ungehindert das nötige tun zu dürfen"

      Aber was tun, wenn die andere Seite darauf nicht eingeht - sondern dafür einen Preis fordert?

    • @Uwe Kulick:

      Danke.



      Ich könnte nicht mehr zustimmen und es auch nicht besser gesagt haben.

      Mit einer ergänzung, dass die TAZ dem Mann eine Bühne bietet.

  • Einfach nur menschenverachtent Herr Bank. So etwas in der taz zu lesen....

  • Himmel! Es hat eine der brutalstmöglichen Naturkatastrophen stattgefunden, die auch HTS betroffen hat, und wenn HTS-Terroristen Macht haben unter den Rebellen, werden sie, da die Notlage ja sie ja selber auch betrifft, sich nicht so verhalten wie gewohnt, also die NGOs völlig freizügig machen lassen. Das muss einkalkuliert und entschuldigt werden. Die Hilfe muss an alle verteilt werden, die dort in Not sind. Wer Idlib hilft, hilft leider auch Terroristen.

    Damit ist leider der ganze Hilfsplan von André Bank von vornherein hinfällig. HTC wird alles tun, um selbst von der Hilfe, die nach dem Bankplan explizit nicht für HTC sein soll, zu profitieren,denn jetzt ist die Lage gleichermaßen existenziell für Alle in Idlib.

    2010 traf ein Erdbeben mit Epizentrum unter der Hauptstadt Haiti. Die Liste der dann dort tätig gewordenen Hilfsorganisationen war extrem lang. Trotzdem sind in Port-au-Prince womöglich heute noch Spuren der verheerenden Katastrophe zu finden, selbst von inzwischen weiteren Naturkatastrophen dort nicht verwischt! Bei der Haiti-Hilfe wurden politische Feinde zu Freunden: Die US-Expräsidenten George W. Bush und Bill Clinton kamen GEMEINSAM, um sich als ehrenamtliche Nothilfe-Koordinatoren zu versuchen. Hand in Hand.

    SO und NUR SO kann Nothilfe glaubwürdig sein: HAND IN HAND auch die Helfer - in der Not sind alle gleich! Es kann nicht sein, dass wir uns darauf verlassen, dass Assad-Syrien schon genug Hilfe aus Russland, Iran, Arabien bekommt. HAND IN HAND mit Hilfsorganisationen von denen arbeiten, bitte, Syrien nicht auf Gedeih und Verderb in höchster Not allein lassen. Assad muss nun auch zulassen, dass Hilfsorganisationen wirksam Hilfe leisten, wo sie so zwangsläufig nötig ist nach so einem GAU, nein falsch, nach einer solchen GANK (Größten anzunehmenden Natur-Katastrophe.)

    Diese Dimension muss rein in die Köpfe der Katastrophenhilfsstrategen, dann geht's schon. Und: Erdogan stoppe bitte seinen Anti-YPG-Krieg. Syrien braucht Hilfe, und keinen Kurdozid.

  • Selten so etwas zynisches gelesen.

    Der Zweck heiligt nicht die Mittel, Herr Bank.

  • Was Einige nicht begreifen wollen, die Zeiten, in denen der "Westen" bestimmt wer was darf und wer nicht, nähern sich ihrem wohlverdienten Ende. Noch immer hat der Westen jegliche Mordbuben unterstützt oder auch bekämpft, ob mit oder ohne UN Mandat, inklusiver massiver Verletzung des Völkerrechts. Wie´s halt gerade in den Kram passte.



    Sich hier in diesem Artikel hinzustellen, und so zu tun , als wäre man stets die "Guten" einfach nur zynisch.



    Ich halte viel vom Nachbarschaftsrecht. Man lebt nebeneinander, und muss also einen Weg finden, mit einander klar zu kommen. Natürlich auch mit Hilfe geltenden Rechts.



    Und so müssen wir wahrscheinlich auch mit Assad klar kommen, solange die Bevölkerung nichts unternimmt.



    Sanktionen treffen stets die selben. Nur nicht die, die es treffen soll.



    Und haben oft den Charakter von Grundschulhofkonflikten. "Herr Lehrer, der hat angefangen".

  • Mit der selben Argumentation müsste man dann aber gefälligst auch der Türkei, die gegen die Kurden in Syrien Krieg führen, jegliche Hilfe verweigern.



    Diese ständige einseitige Moral muss doch jetzt irgendwann Mal aufhöhren.

    • @KritikderreiunenVernunft:

      Dieser einseitiger Moral entbehren aber leider auch ihr Kommentar nicht. Denn es sind die kurdischen Guerillakämpfer gerade, due nach dem Beben, türkische Erdbebengebiete und somit natürlich auch kurdische Zivilisten angreifen und mit Raketen und Bomben beschießen. Genau wie auch die kurdische PKK damals nach drm großen Erdbeben in Van zivile, türkische Rettungsteams während Bergungsarbeiten angriff.



      Ich weiss, dass passt nicht ins Bild, aver so ist es.

      • @Edda:

        Die Kurden haben eine Luftwaffe, mit der sie Bomben werfen können?

        Oder ist es doch die türkische Luftwaffe, die Kurden bombardiert?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Nein, sie haben Artillerie!! Auch mit der kann man Raketen abfeuern,was regelmäßig vom kurdisch kontrollierten Gebiet aus Richtung Türkei passiert. Deswegen bombardiert die Türkei doch überhaupt im Nordirak und Nordsyrien. Welchen anderen Grund sollte sie Ihrer Meinung nach sonst haben?



          Die Türkei ist gebeutelt vom PKK Terror, wenn auch in den letzten Jahren es ruhiger geworden ist.



          Die türkische Luftwaffe hat jetzt zurückgeschlagen und Militärstellungen bombardiert, NACHDEM die PKK angegriffen hat, das ist richtig.



          Ab davon hat die Türkei im Gegensatz zu den Angreifern anscheinend, gerade wirklich andere Sorgen als aus dem Nichts heraus, Kurden zu beschießen. Sie versuchen gerade unter Einsatz ihres eigenen Lebens möglichst viele zu retten, jetzt gerade in diesen Sekunden!



          Selbst jetzt nach sechs Tagen wird nicht aufgegeben. Alleine heute wurden acht Menschen, Sie würden vielleicht nur das Merkmal Kurden nennen, aus den Trümmern lebend gezogen von hauptsächlich türkischen Teams und Militär. Ein Kommandant, der die Rettungsaktion befehligte, hat unter Tränen die Rettung einer ganzen Familie und mehrer Menschen verkündet. Und zwar in Diyarbakır und Hatay.



          Die Türkei bombardiert nicht Kurden, sondern Stellungen der PKK und YPG Milizen!



          Immerhin haben diese jetzt bezüglich ihrer Angriffe Feuerpause angekündigt.



          Schauen wir mal..

          • @Edda:

            "Die Türkei bombardiert nicht Kurden, sondern Stellungen der PKK und YPG Milizen!"

            Der Logische Kurzschluss in diesem Satz ist offensichtlich.

            Man sollte vielleicht nicht jede Propaganda Erdogans ernst nehmen.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Entschuldigung aber Ihr Vorwurf, ich säße Erdoğan Propaganda auf, ist lächerlich, wie kommen Sie dazu, mir das zu unterstellen?



              Ist aber mittlerweile anscheinend Standard, Diskussionen, in denen das eigene einseitig manifestierte schwarz-weiß Feindbild irritiert wird, das Gegenüber mit der Totschlagkeule des Propandavorwurfes diskreditieren zu wollen, ohne konkrete Gegenargumente liefern zu können.



              Bitte informieren Sie sich und sagen Sie, was nicht stimmt, von dem was ich schrieb! Eigentlich grenzt ihr Kommentar schon an Rassismus, wenn sie ohne Belege und belastbare Fakten im Gegensatz zu meinen Aussagen, einfach mal behaupten, der Türke bombardiere Kurden. Das klingt genauso faktisch korrekt wie, die Asylanten vergewaltigen Frauen,einfach weil sie das eben tun und jeder weiß das doch.



              Nochmal: warum sollten sie das tun und wo sind Beweise, dass irgendetwas anderes bombardiert wird, als militärische Stellungen, von denen aus vorher angegriffen wurde?



              30% der türkischen Bevölkerung sind Kurden, und zwar die 30%, die jetzt vom Beben getroffen sind und zu deren Hilfe das ganze restliche Land eilt plus die Exiltürken, die mehrheitlich Erdogone Fans sind. Wue erklären Sie sich das? Sowie, dass gerade um jeden Einzelnen, dessen Leben man in stundenlangen Bergungsarbeiten versucht, zu retten, gefiebert und gebangt wird und über jeden Geretteten applaudierend in Tränen ausgebrochen wird vor Freude.



              Vielleicht sollten Sie selbst nochmal Ihre Feindbilder und Quellen hinterfragen und bisschen mehr liefern als, 'die Türken bombardieren Kurden, weil Türken numnal Kurden bombardieren' .

              • @Edda:

                Kleine Korrektur: die Briten haben im nordirischen Friedensprozess nicht direkt mit der IRA gesprochen, sondern mit Sinn Fein, ihrem politischen Arm. Direkte Gespräche wären wohl nicht möglich gewesen.



                Aber was passiert in der Türkei mit der parlamentarischen pro-kurdischen Opposition? Sie wird kriminalisiert und politisch verfolgt, legale Oppositionsarbeit - sofern sie nicht wie beispielsweise bei der CHP der kemalistischen Staatsdoktrin entspricht - als terroristische Aktivität angeprangert und in die Illegalität gedrängt. Und das seit Jahrzehnten.



                Ich hoffe, Sie unterstellen mir nicht auch Schwarz-Weiß-Malerei oder gar Rassismus … ich bin übrigens kein Freund der PKK - aus verschiedenen Gründen - rede aber trotzdem mit denen.

              • @Edda:

                Die internationale Hilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien - ja, selbst Putin hat Hilfe angeboten, so auch Griechenland, der Erzfeind der Türkei - ist ein humanitärer, eigentlich selbstverständlicher Akt und sollte nicht mit politischen Animositäten bzw. Konflikten zwischen (ethnischen) Gruppen oder Staaten vermengt werden. So viel dazu.



                Wenn man den Terrorismus der PKK in der Türkei und anderswo beklagt, sollte man jedoch darauf achten, hier keiner Täter-Opfer-Umkehr das Wort zu reden.



                Über Jahrzehnte hat der türkische Staat nichts unternommen, um den ethnischen und politischen Konflikt mit den Kurden im eigenen Land zu entschärfen, im Gegenteil, man hat ihn sogar geleugnet, ihn (in den Siebzigerjahren unter dem “Sozialdemokraten” Ecevit) als lediglich ökonomisches Problem der Unterentwicklung und Rückständigkeit des Ostens betrachtet und ansonsten auf Terrorbekämpfung und militärische Optionen gesetzt.



                Wenn Sie die Gründung der PKK und die Eskalation des Konflikts in den achtziger und neunziger Jahren betrachten, ist jedoch offensichtlich, wie sich die Ursache-Wirkung-Zusammenhänge darstellen.



                Der kurdische Nationalismus ist nur ein Reflex auf den türkischen, der in der kemalistischen Staatsdoktrin seinen Ausdruck findet … die Ironie der Geschichte ist, dass ausgerechnet der „Islamist“ Erdogan diese kemalistischen Prinzipien türkischer Staatlichkeit verwässert hat und die Säkularen in der Türkei dagegen Sturm laufen (diesmal vielleicht mit Erfolg, wer weiß). Anfangs wurden in Erdogan sogar große Hoffnungen auf Beilegung des türkisch-kurdischen Konflikts gesetzt, die sich jedoch allesamt zerschlagen haben.



                Aber die Geschichte geht sowieso ihren eigenen Weg: um des Friedens willen hat man in Nordirland mit ehemaligen „Terroristen“ verhandelt, der IRA, im Südafrika mit dem ANC, mit damals jeweils guten Ergebnissen für beide Seiten.

              • @Edda:

                "...wie kommen Sie dazu, mir das zu unterstellen?"

                Weil der von mir zitierte Satz aus aus Ihrem Beitrag auch von Erdogan stammen könnte. Natürlich sind die Milizen, von denen Sie sprechen, auch Kurden. Wobei die Behauptung, man bombardiere ja nur Militär, mittlerweile Standard in jedem Krieg ist. In der Realität gibt es aber meist jede Menge tote Zivilisten.

                Und weder Sie, noch ich sind vor Ort. Wer also zuerst geschossen hat, können wir nicht prüfen.

                Irgendwelche stichhaltigen Beweise, dass die mit den USA verbündete YPG die Türkei bedroht, hat Erdogan nie vorgelegt. Er braucht aber einen Vorwand, um sich den Norden Syriens unter den Nagel zu reißen.

  • AUsgerechnet die Türkei durch Unterstützung in deren Besatzung zu legitimieren ist aber OK? Na danke.