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Wirtschaftsprognose für 2023Weise Ratschläge an die Ampel

Die ökonomischen Folgen von Krieg und Inflation fallen geringer aus als gedacht. Die Wirtschaftsweisen raten zu einer Reichensteuer – und zu Atomkraft.

Strahlende Aussichten: Die Wirtschaftsweisen empfehlen der Ampel, auf Atomkraft zu setzen Foto: Sina Schuldt/dpa

Berlin taz | Die Inflation bleibt zwar heftig, aber insgesamt rutscht Deutschland nicht in eine dramatische Wirtschaftskrise. Das prognostizieren die Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung beraten, für 2023. Die fünf Ökonomie-ProfessorInnen sagen eine leichte Schrumpfung der Wirtschaftsleistung für kommendes Jahr voraus. Zur Bewältigung der Kriegs- und Energiekrise machten sie außerdem einige kontroverse Vorschläge: längere Betriebszeiten der drei noch laufenden Atomkraftwerke, weitere Aussetzung der Schuldenbremse, mehr Steuern auf hohe Einkommen.

Um 0,2 Prozent könnte das Bruttoinlandsprodukt nächstes Jahr zurückgehen, schreiben Veronika Grimm, Ulrike Malmendier, Monika Schnitzer, Achim Truger und Martin Werding in ihrem Jahresgutachten. Auch die Inflationsrate soll etwas sinken – von 8 Prozent in diesem Jahr auf 7,4 Prozent 2023.

Nach ihrer Einschätzung hinterlassen der russische Krieg, die damit zusammenhängende Explosion der Energiepreise und die weltwirtschaftlichen Spätfolgen der Coronakrise hierzulande zwar Spuren. Aber die Katastrophe bleibe aus: „Eine breite Deindustrialisierung des Standorts Deutschland ist nicht zu befürchten.“

Auch für den Arbeitsmarkt gab es verhalten positive Ausblicke. Trotz aller Probleme soll die Zahl der Erwerbstätigen weiter steigen, von 45,5 (2022) auf 45,6 Millionen im nächsten Jahr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nehme wohl ebenfalls leicht von 34,5 auf 34,6 Millionen Personen zu. Die Arbeitslosenquote wachse nur marginal von 5,3 auf 5,4 Prozent.

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Die erstaunliche Entwicklung der vergangenen Jahre setzt sich damit tendenziell fort. Den Unternehmen geht es gut, im internationalen Vergleich sind sie so konkurrenzfähig, dass sie auch in einer Krise mehr Leute brauchen. Und: Es herrscht Mangel an Leuten, die arbeiten wollen. Ohne zusätzliche Erwerbsmigration und berufliche Weiterbildung blieben die Fachkräfteengpässe dauerhaft bestehen und würden zunehmen. Die Empfehlung des Sachverständigenrats an die Politik lautet deshalb auch, Einwanderung zu erleichtern und die gegenwärtig Anforderungen an die Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse zu lockern.

Über ihre Bestandsaufnahme hinaus sparten die ProfessorInnen nicht mit Ratschlägen an die Politik. Dazu gehört der Vorschlag, die drei noch laufenden Atomkraftwerke länger zu betreiben – über das von der Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP festgelegte Enddatum des 15. April 2023 hinaus. Argument der ÖkonomInnen: Energie ist gerade teuer, weil sie knapp ist. Also müsse die Politik alles dafür tun, das Angebot zu erhöhen. Laufen die drei Blöcke weiter, könne der Strompreis alleine deshalb „um 8 bis 12 Prozent“ sinken, heißt es im Gutachten. Mit dieser Idee haben die Grünen Probleme.

Andere Ratschläge sind vor allem für die FDP schwierig. „Ein Aussetzen der Schuldenbremse ließe sich im Jahr 2023 aufgrund der Folgen der Energiekrise erneut rechtfertigen“, sagen die Weisen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will die Schuldenregel im Grundgesetz im nächsten Jahr erstmals nach Corona aber unbedingt einhalten. Die für die Gas- und Strompreisbremse nötigen Schulden verbucht er deshalb teilweise in diesem Jahr, in Gestalt eines Sondervermögens neben dem Bundeshaushalt.

Ebenfalls kontrovers: „Aktuell geht es um eine zielgenaue Entlastung unterer und mittlerer Einkommensgruppen, und die öffentlichen Haushalte sollten nicht überstrapaziert werden“, sagte Achim Truger, Professor aus Duisburg. „Daher sollte der Abbau der kalten Progression auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.“ Lindner will 2023 eine Steuerentlastung umsetzen, die auch Wohlhabende und Reiche begünstigt. Die Sachverständigen haben das Gegenteil im Sinn. Truger: „Einkommensstarke Haushalte könnten auch streng befristet über einen Energie-Solidaritätszuschlag oder eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes an der Finanzierung der Entlastungsmaßnahmen beteiligt werden.“

Parallel zur Präsentation des Gutachtens erklärte Lindner: „Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, Steuern zu erhöhen. Im Gegenteil: Wir geben inflationsbedingte Mehreinnahmen zurück.“ Die Steuerentlastung werde nächstes Jahr rund 16 Milliarden Euro betragen. Der Finanzminister erhielt Unterstützung von PolitikerInnen der Union und Wirtschaftsverbänden. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sagte dagegen, die Erhöhung des Spitzensteuersatzes für zwei Jahre sei eine „sehr interessante Idee“.

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25 Kommentare

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  • 6G
    652134 (Profil gelöscht)

    Mein Rat an die Wirtschaftsweisen:

    Die Nettosteuerzahlerberufe in der freien Wirtschaft attraktiver machen, damit die Kuh, die gemolken werden soll und eigentlich schon geschlachtet ist noch weiter Milch geben kann:

    U.a. Haftungsrisiken müssen gesetzlich zurückgefahren werden:

    Man schaue sich einmal an, wie viele Bauleiter gesucht werden. Die Ausbildung für Architekten ist oft sehr schlecht in DE was die Baukonstruktion betrifft.



    Nur noch drei Versicherer in DE wollen Architekten versichern, weil die Rechtsprechung immer mehr Risiken an diese verweist. DIN-Vorschriften sind nicht frei erhältlich aber trotzdem mehr oder weniger gesetzlich zu beachten. Der Bezug ist sogar exorbitant teuer!

    Haftung der Gerichtssachverständigen wieder einschränken! Warum wurde diese von Vorsatz auf grobe Fahrlässigkeit erweitert haben diese doch eine richterähnliche Funktion.

    D & O Risiken gesetzlich limitieren- mal mit den Versicherern sprechen was da los ist.

    Gebühren für Architekten und Rechtsanwälte rauf.

    Keine Erhöhung des Spitzensteuersatzes bei Einkommen unter 200.000 € bei Ehegatten und 100.000 € bei Singles und darüber hinaus nur marginale Erhöhung. Ehegattensplittung für unantastbar erklären, denn ohne dieses ist eine Karriere als Dauernettosteuerzahler zumeist nicht darstellbar. Der Mensch wird älter und braucht irgendwann verlässlich einen Partner, der ihm/ihr den Rücken frei hält.







    Leistung nicht mehr verteufeln. Menschen, die viel leisten sind nicht mehr wert aber brauchen auch Anreize.



    Nicht mit Degrowth auf die Bremse drücken und gleichzeitig mit der Forderung nach mehr Steuern (mehr Arbeit) auf das Gaspedal.

    Schulbildung deutlich verbessern!

    Bürokratie für KMU abbauen.

    Anerkennen, dass es durchaus wertvolle Unternehmertypen gibt, die Freiheit und verlässliche Rahmenbedingungen brauchen- dies muss den Unternehmertypen garantiert werden und dann werden sie als Familienunternehmer ein in einem positiven Sinne konservatives Element in unserer Gesellschaft.

    • 6G
      652134 (Profil gelöscht)
      @652134 (Profil gelöscht):

      Und bitte endlich nicht mehr so viel Menschen verbeamten. Verbeamten nur noch in den absoluten Kernbereichen (zB Justiz). Der Staat pickt sich sonst überall die jungen Menschen raus und hat eine guten Vorwand mit seiner Altersbeschränkung bei der Verbeamtung ältere Menschen zu diskriminieren. Und warum kann man nicht auch noch zB mit 55 Beamter werden- dann aber eben mit reduzierten Pensionsansprüchen? Warum überhaupt diese Pensionen, kann man nicht auch zB die Richtertätigkeit auf 10 Jahre beschränken, damit die Justiz ein wenig diverser wird? Unter dem Gesichtspunkt der Altersdiskriminierung auch einmal den Kündigungsschutz überdenken. Wer stellt alte Menschen ein, wenn er bei Krankheit nicht kündigen kann? Könnte man da eine sinnvollere Regelung finden?

      Bitte endlich mit der Frauen-Gleichstellung aufhören, denn diese demotiviert selbstbestimmte Frauen, die ihren selbstgemachten Weg gehen wollen und nicht auch noch dem Staat dafür dankbar sein wollen, wenn sie in Quotenpositionen aufrücken, die sie kraft ihrer Leistung auch irgendwo (vielleicht nicht überall) so bekommen hätten! Darüber hinaus schafft die forcierte Gleichstellung Feindseligkeiten am Arbeitsplatz, die dann wieder zumeist die Frauen, die in der Unterzahl sind, ausbaden müssen.

      Ich möchte in einer freien und kreativen Gesellschaft leben, die Leistung belohnt aber die Ärmsten nicht leiden lässt.

      Ich möchte, dass der Staat spart und ich verstehe nicht, dass Menschen, die gar nicht darauf angewiesen sind, einen Ausgleich wegen der Steigerung der Energiekosten bekommen und dies auch noch ganz unabhängig davon, ob diese überhaupt- zB aufgrund von langfristigen Verträgen - höhere Kosten haben. Bitte keine Umverteilung um der Umverteilung willen wegen mehr sondern nur da wo echte soziale Härten vermieden werden müssen.

      Der Staat soll endlich sparen, da wo es sozial- und wirtschaftsverträglich ist bevor er die Nettosteuerzahler noch mehr traktiert!

  • 6G
    652134 (Profil gelöscht)

    Die junge Generation, die zunehmend Work-Life-Balance möchte (also max. 40 h -besser noch nur 25 h) und die sich so zunehmend davor schützt, zum Spitzensteuerzahler in der freien Wirtschaft zu werden, sollte sich einmal darüber Gedanken machen, ob es fair ist, älteren Menschen weiterhin in der Spitzensteuerzahlerposition in der freien Wirtschaft arbeiten zu lassen (60 h aufwärts, bei nicht selten sehr hohen, unangenehmen Haftungsrisiken) und diese dann noch -wenn sie mindestens 40.000 km im Jahr beruflich bedingt Auto fahren müssen- zusätzlich als Klimaschädlinge zu verbrämen (wer fährt denn freiwillig so viel Auto?). Man kann nicht beides haben- eine ausreichende Anzahl an Spitzensteuerzahlern in der freien Wirtschaft und ein Recht auf eine 25 h Woche bei Null Autoverkehr. Da die alten Menschen, die oft noch sehr viel arbeiten (60 h aufwärts) - in nicht wenigen Bereichen sind meiner Beobachtung nach die jüngsten hochleistenden Teilnehmer in der freien Wirtschaft Mitte 50 - nur noch als "starke Schultern" wahrgenommen werden, die immer mehr zahlen und damit arbeiten sollen damit sie über die Runden kommen aber eben gerade deswegen aussterben (alles sehr unattraktiv und demotivierend), wird das System m.E. bald kippen. Die Klimaschädlinge, die viel arbeiten gegen die Klimaschonlinge, die nicht mehr viel arbeiten möchten. Die Klimaschädlinge aber sind die Bösen. Trotzdem sollen sie weiterhin viel arbeiten (böse sein) damit der Staat weiter finanziert werden kann. Dieses System bedarf auch in seiner Kommunikation eines besseren Ausgleichs, mehr Sachlichkeit und Ehrlichkeit und Wertschätzung. Dazu möchte ich Anstoß geben auch wenn ich überspitzt formiert habe.

    • @652134 (Profil gelöscht):

      Von „den Jungen“ kann man lernen. Die arbeiten nicht 100% auf eine 80% Stelle mit 80% Lohn. Insofern ist bei mir bei 40 Stunden mittlerweile auch Schluss.

      Ich habe jetzt schon 50% Solidaritätsabgabe auf den letzten verdienten Euro. Das reicht. Ich habe keine Lust noch mehr abzudrücken, was der Staat dann für allen möglichen Unsinn ausgibt, da reicht schon eine Stunde Marion Barth, um wieder einen dicken Hals zu kriegen. Gleichzeitig schafft man es in einigen Kommunen nicht die Schwimmbäder zu beheizen und die Sporthallen für den Sport zu nutzen. Schlimmere Zustände als in den 70er Jahren.

      Nein, es ist nicht meine Aufgabe mit meiner Arbeit die halbe Welt durchzufüttern. Dank der Steuerprogression verliert man nur 10% Netto, wenn man die Arbeit um 20% reduziert.

      Jetzt noch eine „Solidaritätsabgabe“? Nicht mit mir! Dann werde ich eben auch eher früher als später auf 80% reduzieren. Das reicht uns, ich kann Ansprüche reduzieren. Ist nicht mein Problem, wenn jede vierte Stelle in meinem Beruf unbesetzt bleibt, weil das Personal fehlt.

      Dann kommt noch dazu, dass meine Frau im Krankenhaus verheizt wird. Außer „Klatschen“ hat sich da nicht viel getan, ganz im Gegenteil. Noch mehr Ausstiege und überlastungsbedingte Krankenstände, dazu nervige Patienten und Angehörige mit Hotelansprüchen. Da wird es auch höchste Zeit, dass sie kürzer tritt und nicht jede Sonderschicht mitnimmt, weil sonst die Klinik die Patienten wegen Personalmangel verlegen muss. Das ist der Lohn nicht wert.

    • @652134 (Profil gelöscht):

      eine sehr pauschale Sicht, die Jungen so die Alten so. Wenn die Alten weg sind geht die Welt unter, weil die Jugend....



      Es waren doch noch nie alle Menschen eines Jahrgangs gleich.....



      und hieß es nicht schon bei den alten Griechen "die Jugend von heute..."

      • 6G
        652134 (Profil gelöscht)
        @nutzer:

        @Nutzer



        Ja richtig- es geht aber um die Stimmung in der Gesellschaft, die überhaupt nicht mehr dazu ermuntert, in der freien Wirtschaft Hochleistungen zu erbringen und so zum Nettosteuerzahler zu werden (es soll davon zurzeit ca. 15 % geben meines Wissens). Die Gründe dafür habe ich in meinen Beiträgen hinreichend beschrieben und diese kommen m.E. überwiegend von oben (Bürokratie, sehr hohe Einkommenssteuern in DE, unüberschaubare Haftungslagen bei unternehmerischer Tätigkeit, immer schärfere berufsrechtliche Haftung, alles immer auf die "starken" Schultern packen wollen, obwohl diese vielleicht gar nicht so stark sind etc.) Hätte ich gerade die Schule abgeschlossen würde ich ganz sicher auch nur nach einem bequemen Job schielen und Verantwortung und Stress meiden in Anbetracht dieser Umstände. Der Mensch passt sich eben an. Die jungen Leute machen alles richtig, wenn sie nicht mehr so viel arbeiten wollen. Darin besteht ja gerade das Problem.

        • @652134 (Profil gelöscht):

          normalerweise entscheidet man sich in die freie Wirtschaft zu gehen, weil man viel Geld verdienen möchte. Und nicht weil die Bürokratie so schön einfach ist...



          Das man jetzt möglicherweise andere Regularien einhalten muß als früher, ist auch nichts Neues, das war schon immer so. Das Unternehmer die Abgaben zu hoch, die Bürokratie zu viel finden auch schon immer so, trotzdem gab und gibt es immer Menschen die diesen Weg gehen und das wird sich auch nicht ändern.



          Das heißt nicht dass alles gut ist und nicht Dinge geändert werden könnten, aber Ihre Pauschalkritik ist eben pauschal und eine "früher war alles..." Argumentation. Das man immer wieder Knüppel zwischen die Beine bekommt, kenn ich zu gut, Fakt ist, als Unternehmer verdient man immer noch mehr, als wenn man angestellt wäre, das da nicht alle Bock drauf haben, kann ja sein, aber man kann den Jäger nicht zum schießen tragen....

          • 6G
            652134 (Profil gelöscht)
            @nutzer:

            @Nutzer



            In der freien Wirtschaft sind in vielen Bereichen die Reallöhne in den letzten Jahrzehnten gesunken. Dies teilweise -immer im Hinblick auf Ausnahme-Spitzenverdiener- auch auf Veranlassung des Gesetzgebers, zB bei Architekten und Rechtsanwälten. Ich würde meinen, dass u.a. diese Berufsgruppen jedenfalls als Angestellte oder durchschnittliche Selbständige im öffentlichen Dienst bei A 10 aufwärts zumeist besser verdienen würden. Im Bereich des öffentlichen Dienstes steigen zudem die Gehälter/Pensionen regelmäßig, obwohl in der freien Wirtschaft, die diese Ausgaben u.a gegenfinanzieren muss, in weiten Teilen die Einnahmen und Gehälter sinken.

            Dass Selbständige besser verdienen würden als Angestellte kann man auch pauschal nicht sagen bzw. wird gerne herbeihalluziniert. Es gibt zB durchaus Selbständige, die schlechter verdienen als ihre bestbezahltesten Arbeitnehmer. Selbständige sind zudem- in der gesetzlichen Versicherung jedenfalls- erst ab dem 43. Tag Krankengeld versichert, sodass die Mehrzahl pleite ist, wenn sie einmal ernsthaft krank werden und die Altersvorsorge -in den Versorgungswerken jedenfalls- schmilzt von Jahr zu Jahr.

            Ich habe (ungern) 6 Jahre in der Insolvenzverwaltung/Sanierung gearbeitet und zwar 7 Tage die Woche und Wochentags von 8 Uhr bis mindestens 21:30 h. Mein Verdienst war geringer als der eines Richters und das liegt nicht an meinen Qualifikationen. Auch selbständige Insolvenzverwalter verdienen nicht alle gut und wenn doch haben sie es mehr als verdient. Ich habe KMU in der Verwaltung gehabt (auch Einzelselbständige) und große Unternehmen und daher weiß ich ganz gut, wie diese kalkulieren, welche Sorgen und strukturellen Probleme diese haben und wie sich die Lage dort verändert hat auch in Punkto Bürokratie und Nachwuchssorgen.

            Es gibt aus sehr guten Gründen eine zunehmende Flucht von der freien Wirtschaft in den öff Dienst- wer kann der rettet sich und wer nicht kann, dessen Kräfte und Motivationen schwinden .

  • 6G
    652134 (Profil gelöscht)

    Es ist sozialschädlich, ungerecht und schädlich für das Steueraufkommen (Demotivierung der Nettosteuerzahlung in der freien Wirtschaft) Arbeit immer mehr zu besteuern.



    Verträglicher wäre es Erbschaften höher und stringenter zu besteuern, da fast keiner eine sichere Erberwartung hat (sich also darauf sozial nicht einrichtet) und Erbschaften eben nicht an eigene, fortlaufende (auch für den Staat sehr wertvolle) Leistungen gekoppelt sind.



    Bevor Steuern erhöht werden sollte der Staat auch endlich einmal anfangen zu sparen, dort wo es sozialverträglich und wirtschaftsverträglich ist.



    Bei sehr hohen Einkommen kann man ja anders verfahren, auch weil dann nicht davon auszugehen ist, dass diese ganz überwiegend in den Wirtschaftskreislauf wieder einfließen.



    Man muss sich einmal vorstellen, dass ein Mensch, der zB 90.000 € verdient und davon auch andere Menschen zB Frau/Mann/Kinder ernähren muss, ggf. höhere Steuern zahlen muss während ein Mensch mit großem Vermögen, der nicht arbeiten muss, ggf. von einer Steuererhöhung verschont bleibt. Ist das gerecht wenn es überhaupt so etwas wie irdische Gerechtigkeit gibt? Reich ist doch der Mensch, der nicht mehr arbeiten muss um seine Existenz zu sichern und nicht der Mensch, der hohe Leistungen erbringt und ggf. davon nur Rücklagen von max 1 Jahr bilden kann.

    • @652134 (Profil gelöscht):

      also, wenn ich 90.000 im Jahr verdiene habe ich nach Steuern immer noch mehr als jeder Bürgergeldempfänger, sogar mehr als meine arbeitenden Nachbarn, trotz überdurchschnittlich vielen Kindern und Frau. Nur so als persönliche Anekdote...

    • @652134 (Profil gelöscht):

      Also ungerecht finde ich es, Mitmenschen ihr Geld / Familienvermögen wegnehmen zu wollen.

      • 6G
        652134 (Profil gelöscht)
        @Alex_der_Wunderer:

        @Alex



        Ich bin nicht für eine Erhöhung der Erbschaftssteuer aber es scheint so zu sein, dass der Staat deutlich zu viel ausgegeben hat. Sparen kann er nur bedingt bzw. dies ist politisch nicht gewollt also bleiben Inflationierung der Schulden (da sind wir ja dabei aber diese hat wirtschaftsschädigende Ausmaße angenommen) und Steuererhöhung. Wenn ich richtig informiert bin, haben wir in DE die höchsten Einkommenssteuern weltweit. Alles zusammen halten die Umstände die Menschen immer mehr davon ab in der freien Wirtschaft Hochleistungen erbringen zu wollen. Das ist keine gute Entwicklung was das Steueraufkommen betrifft. Ich persönlich wäre am ehesten für eine Erhöhung der Mehrwertsteuer aber dies ist nicht gewollt, sodass die Erbschaften bleiben, die ja geringfügig höher besteuert werden könnten (Unternehmen müssen außen vor bleiben). Ich vermute dass dies auch nicht politisch gewollt ist aber dies wäre mE immer noch verträglicher als eine weitere Erhöhung der Einkommenssteuern. Sie haben bald nur noch 8-10 % Nettosteuerzahler und dann kippt das System und eine Substanzbesteuerung in einem viel unverträglicherem Ausmaß steht dann vor der Tür.

        • @652134 (Profil gelöscht):

          Point - Staatsverschuldung



          Da wird jeder eine andere Meinung haben, ich bin da z.B. mit der Prioritätensetzung unserer Regierung nicht ganz konform. Unternehmens-, Armuts- , Rüstungsindustrie- und Auslandstaaten Subventionen, sind mir nicht effektiv und auch nicht Nachhaltig genug. Ich persönlich finde es Zielführender mit freiwilligen Spenden Einfluss auf Verbesserungen in unserer Gesellschaft Einfluss zu nehmen. Ich brauche für eine gewisse " Umverteilung " keine Politiker. Spenden kann man bei der Steuer geltend machen, und so kommt das Geld da an, wo man es für richtig wichtig hält.

          • @Alex_der_Wunderer:

            so läuft das in den USA auch, da spenden die Reichen für Soziales, dann wissen sie was mit ihrem Geld passiert und die böse Krake Staat entscheidet nicht wo es sinnvoll ist, sondern der Spender nach persönlcihen Präferenzen.



            Würde das funktionieren, wären die USA der tollste Sozialstaat der Welt.



            Das ist die selbe Logik wie der Trickle Down Effekt, das funktioniert nämlich auch nicht

    • @652134 (Profil gelöscht):

      naja, auch Erbschaften, also die richtig großen werden über vermögensverwaltende GmbH`s oder alternativ Holdings gemacht. Da greift auch nur bedingt eine Erbschaftssteuer.



      Fängt man bei Zeiten an, alle 10 Jahre die Kinder an den Gesellschaften zu beteiligen, kann ein fast erbschaftssteuerfreier Übergang hinbekommen werden.

  • 6G
    652134 (Profil gelöscht)

    "den Unternehmen geht es gut"



    Nein- jedes vierte Unternehmen plant einen Stellenabbau, Investitionen werden verschoben, Banken halten sich zunehmen mit Krediten an Unternehmen zurück, viele Unternehmen planen eine Verlagerung ihres Standortes in wettbewerbsfähige Länder (Energiekosten, Steuern, Bürokratie)



    www.zeit.de/wirtsc...%2Fwww.bing.com%2F

    In einer depressiven Anti-Leistungs- und Degrowth-Umgebung, in der für Führungskräfte in der freien Wirtschaft sich die Haftungsrisiken, die ohnehin schon immer enorm waren, noch einmal potenziert haben mit der Folge, dass die D & O Versicherer ihre Verträge deutlich anpassen mussten



    www.finance-magazi...sicherungen-42230/



    - wie will man da Menschen überhaupt noch motivieren in der freien Wirtschaft verantwortungsvolle Positionen zu übernehmen (regelmäßig 75 h Wochen und wirklich nicht so tolle Bezahlung für 99 % dieser Menschen)



    www.handelsblatt.c...will/28782734.html



    Nicht wenige Manager sagen, sie stünden als Beamter A 13/14 besser (wg. Altersvorsorge)

    Es möchte aber auch immer weniger Menschen, dass die Kinder eigentlich sehr gute kleinere Unternehmen fortführen (wegen der gängelnden Bürokratie hauptsächlich)- so u.a. ein Bauunternehmer schon vor ca. 4 Jahren zu mir, der damals recht gut verdient hat, jetzt ist sein Geschäft um 80 % eingebrochen.

    Leistung ist out, die freie Wirtschaft ist böse und zum Abschuss freigegeben (Freiheitsrechte dürfen jetzt sehr stark beschnitten werden zu Gunsten des Klimas- BVerfG). Der Wirtschaft- jedenfalls KMU -geht es nicht gut.

    Wo sollen auf Dauer die Steuereinnahmen herkommen u.a. für einen aufgeblähten Staatsapparat (warum muss Hinz und Kunz verbeamtet werden?- das ist auch altersdiskriminierend, da es dann Altersgrenzen gibt)

  • „Einkommensstarke Haushalte... an der Finanzierung der Entlastungsmaßnahmen beteiligt werden.“

    Die sogenannten „Einkommensstarken Haushalte“ finanzieren zusammen mit Unternehmen doch bereits den Großteil des Staatshaushaltes. Dieses "beteiligt werden" ist daher der blanke Hohn.

    Der alte Solidaritätszuschlag ist noch nicht abgeschafft, da Träumen die sogenannten Weisen bereits vom "Energie-Solidaritätszuschlag". Wie gut das mit dem "befristet" klappt, sieht man ja.

  • der Haken beim Spitzensteuersatz ist, dass er nur für die privat gehaltenen Einkommensquellen gilt. Aktive Unternehmer haben aber oft eine GmbH an der sie beteiligt sind, die das Geld erwirtschaftet und auch versteuert, die Eigentümer zahlen sich daraus einen Lohn oder holen das Geld per Ausschüttung mit pauschaler 25%iger Besteuerung aufs private Konto. Der Lohn lässt sich steuerlich optimiert festlegen, die Ausschüttung ist pauschal immer nur mit 25% zu besteuern.



    Bei großem Aktien- und Immobilienbesitz gibt es oft eine zwischengeschaltete VerwaltungsGmbH. Die Miet-und Aktienumsätze werden in der GmbH versteuert, in der Regel ohne Gewerbesteuer, also nur mit rd. 15% Körperschaftssteuer.



    Rechnet man die Steuern zusammen sind es bei einer wirtschaftenden GmbH 30% intern und bei Ausschüttungen noch einmal 25% also rd 55% Steuern, klingt viel und ist jetzt schon Realität, der Punkt ist, es wird nur das ausgeschüttet was privat genötigt wird (ist ja eigentlich logisch) und das ist ein Bruchteil der Gewinne der GmbH.



    In einer vermögensverwaltenden GmbH sind es 15% + 25% = rd.40% , hier greift der Spitzensteuersatz gar nicht, da die Ausschüttung pauschal mit der Kapitalertragssteuer abgegolten wird.



    Eine Spitzensteuersatzerhöhung wird bei Menschen greifen, die ihre Aktivitäten steuerlich als Privatpersonen führen, Ärzte z.B. oder bei Gewerbetreibenden, die mit einer GmbH + Co KG oder einer GbR. Das bringt auch Steuern, aber die Masse der unternehmerischen Gewinne ist eben in Körperschaften geparkt. Verhältnismäßig sind die Summen dort wesentlich größer und die Gewinne dort stärker gestiegen. Die können so aber nicht abgeschöpft werden.

    • @nutzer:

      Die Vorschläge der Weisen sind sehr durchwachsen - das sehe ich ähnlich.

      Die Steuern der Personengruppen zu erhöhen, die man eh am Haken hat und die auch schon das Hauptsteueraufkommen erbringen ist einfach, Amazon, Google usw. aber mal ihren Obolus abzunehmen schwierig.

      Da würde ich mir mehr Fantasie dringend wünschen.

      Die regelmäßige Aufstockung des Grundfreibetrags (Stichwort Kalte Progression) geringer aufzustocken bzw. zu verschleppen ist ebenfalls ungerecht.



      Vor allem wenn die Löhne an die höhere Inflation angepasst werden müssen bringt dann wieder die Bevölkerung und nicht die "üblichenVerdächtigen" das zusätzliche Steueraufkommen.

      • @Waage69:

        genau das ist mein Punkt. Es werden nicht alle "wirtschaftenden Subjekte" an den Kosten der Krise beteiligt, nur die an die an die man klischeehaft denkt. In den allgemeinen Überlegungen kommt gar nicht vor, dass es noch andere Steuerzahler als Privatpersonen gibt.



        Wenn es aber darum geht, die an den Kosten zu beteiligen, die auch am besten durch die Krise kommen und evtl sogar Mehrgewinne einfahren, gehören Körperschaften eben auch dazu...

    • @nutzer:

      Ich würde sagen ... 80 - 90 % der Firmenkonstrukte dienen ausschließlich der "Steueroptimierung".

      Und unsere liebe Regierung läßt das mit sich machen bzw. fördert das hintenrum auch noch.

      Und wenn ich dann noch an diese Inlandssteueroasen (also jene Gemeinden mit einen extrem niedrigen Gewerbesteuersatz) und den unzähligen Briefkastenfirmen dort denke, wird mir ganz flau vor Wut.

    • 6G
      652134 (Profil gelöscht)
      @nutzer:

      Meiner Beobachtung nach stirbt das Modell freiberuflicher Selbständiger, der so um die 70.000 € Einkommenssteuer plus Umsatzsteuer im Jahr abführt, also ein klarer Nettosteuerzahler ist, langsam aus. Und das ist auch folgerichtig. Welcher intelligente Mensch könnte heute noch ein Interesse daran haben 75 h in der freien Wirtschaft zu arbeiten



      -bei sich enorm potenzierenden Haftungsrisiken (zB versichern nur noch ganz wenige Versicherer Architekten -ich glaube nur noch 3)



      -bei einem fortschreitenden unsozialen Abbau von Sozialschutz (Krankengeld ist in der gesetzlichen Versicherung regelmäßig nur ab dem 43. Tag der fortgesetzten Krankenversicherung zu erlangen- dies wurde vor ca. 20 Jahren eingeführt)



      -bei einem zunehmendem Verlust der Altersvorsorge bei den Versorgungswerken aufgrund unsicherer Anlagemöglichkeiten,



      -in einer Gesellschaft, die für junge Menschen eine 25 h Woche fordert (wenn selbst junge und damit leistungsstarke Menschen nicht mehr arbeiten wollen- wo soll dann ein Selbständiger mit 50 die Motivation hernehmen 75 h die Woche zu arbeiten?)



      -in einer Gesellschaft, in der der öffentliche Dienst regelmäßig Gehaltserhöhungen erfährt und die freie Wirtschaft in punkto Verdienstmöglichkeit schon lange abgehängt hat (von Dax-Vortsänden abgesehen)



      -in einer Gesellschaft mit zunehmender sinnloser (eigentlich schikanöser) Bürokratie



      -in einer Gesellschaft, die keine Antwort auf das Problem hat, dass wir ein (zum Glück!) hochgezüchtetes Sozialsystem haben, das durch eine Industriegesellschaft entstanden ist, die bei derart teurer Energie nicht fortbestehen kann also auf extreme Verwerfungen zusteuert

      Der Nachwuchs für Hochleistungstätigkeiten in der freien Wirtschaft (Nettosteuerzahler) fehlt zunehmend, ältere werden bis auf die Knochen demotiviert und hören auf, arbeiten weniger, allein mit höheren Steuereinnahmen aufgrund Inflation wird man mE die Staatshaushalte nicht aufrecht erhalten können- freie Wirtschaft muss dringend attraktiver werde

    • @nutzer:

      Alles richtig, aber Kapitalgesellschaften werden auch nicht vom " abschöpfen " durch Vaterstaat gestärkt ... Überlebensfähig sind und bleiben Unternehmen nur durch innovative Investitionen.



      Zum Wohle der Eigentümer und Belegschaft.

      • @Alex_der_Wunderer:

        die Wertung dieser Konstrukte ist eine ganz andere Sache.



        Bei wirtschaftenden Firmen ist es durchaus richtig, dass sie Gewinne steuern können, zwecks Reinvestment etc.



        Aber bei vermögensverwaltenden GmbH`s kann ich nur sehr schwer einen gesellschaftlichen Nutzen erkennen. Es dient einzig und allein dazu Vermögen zu verwalten und es möglichst gering zu versteuern. 15% Körperschaftssteuern in der Immobilienvermietung sind in meinen Augen nicht nachzuvollziehen.

  • ...klingt ja ganz plausibel. Was mir fehlt ist die Forderung an die Ampel, mit sofortiger Wirkung ein Teilnahme Gesetz für alle schon aktiven,



    sowie noch folgenen Abgeordneten , an einem 4 wöchigem Survival - intensiv Training. Erst nach erfolgreicher Absolvierung mit minimaler Ausrüstung, Schlafsack, Isomatte, Messer, Feuerzeug, und einmal Kleidung zum wechseln, also Schwerpunkt Minimalismus, Wildnispädagogik , Kriesentraing mit Erarbeitung perspektivisch umsetzbaren Lösungsstrategien - besteht weitere Berechtigung und Befähigung, sich für die Bevölkerung- verdient machen zu dürfen. In Anbetracht schwerer politischer Kriesen, Kriege und bevorstehenden Klimakathastrophen p.p. zu einem absolutes Muss geworden ( ZEITENWENDE Zitat Kanzler Scholz ) für Politiker, die glaubhaft verantwortungsvolle Politik - versuchen möchten.



    Wer nicht einmal diese praktische Prüfung besteht ist raus. Ok - Wildnispädagogik beinhaltet auch etwas Theorie. - aber mit Theorie kennt man sich in unserem Bundestag ja bestens aus.