„Wir haben es satt“-Demo in Berlin: Kostümiert gegen Klöckner
25.000 Menschen demonstrierten am Samstag für eine umweltfreundlichere Agrarpolitik. TeilnehmerInnen richteten klare Worte an die Umweltministerin.
Bauernhöfe beim notwendigen Umbau der Landwirtschaft unterstützen – das ist die zentrale Forderung der DemonstrantInnen. „Frau Klöckner und Frau Merkel haben es dieses Jahr in der Hand“, sagte Krüger. „Wir müssen Schluss machen mit zehn, 15, 20 Jahren Leistungsverweigerung in der Politik.“ Auch Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace, richtete sich direkt an die Landwirtschaftsministerin. „Wo hat Frau Klöckner bitte Ihren Job gemacht?“, fragte er. „Sie läuft auf der Grünen Woche herum mit ihrer Kampagne und sagt: Du entscheidest. Und will damit die Schuld den Verbrauchern in die Schuhe schieben. Frau Ministerin, wir haben es satt.“
Sibylle Arians, Demonstrantin
170 TreckerfahrerInnen aus ganz Deutschland führten die Demonstration an. Die Emissionen, die durch deren Anreise entstehen, werden kompensiert, versicherten die OrganisatorInnen. Es ist bereits das zehnte Jahr der „Wir haben es satt“-Demonstration, die jedes Jahr im Januar anlässlich der Agrarmesse Grüne Woche stattfindet. „In den letzten zehn Jahren sind über 250.000 Menschen für die Landwirtschaft auf die Straße gegangen“, verkündete Christian Rollmann, Pressesprecher des „Satt“-Bündnisses.
Während er am Samstag von 27.000 TeilnehmerInnen sprach, belief sich die Zahl nach Angaben der Polizei auf 20.000 bis 25.000. Viele DemonstrantInnen waren verkleidet gekommen, als Kühe, Bienen und Imker. „Lasst die Sau raus!“, forderten sie auf ihren Schildern, und „Insekten schützen, Pestizide stoppen“. Auch für Sibylle Arians zählt das zu den zentralen Forderungen. „Es braucht ein Verbot von Glyphosat und Pestiziden, keine Neuzulassungen von Beizmittel (Anm.: Pflanzenschutzmittel) und massive Förderung von kleinbäuerlicher und ökologischer Landwirtschaft.“
Arians ist pensionierte Geografielehrerin und für die Demonstration aus Solingen angereist. „Es ist wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen. Die Landwirtschaft ernährt uns alle. Und die Bauern können unsere Erde entweder schützen oder zerstören.“ Neben ihren Forderungen schien den DemonstrantInnen in Berlin vor allem eines wichtig zu sein: Offenheit und Toleranz. „Bunte Äcker statt braunes Gemecker“ forderten einige TreckerfahrerInnen, die Veranstalter luden explizit Geflüchtete zur Demonstration ein.
Die „Satt“-Demo versuchte, sich abzugrenzen von einer Treckerdemo in Bayern, die am Freitag durch Banner mit rechtsextremen Symbolen Aufsehen erregt hatte. Berlin zeigte sich bunt – sowohl im Publikum, als auch auf der Bühne. Neben AktivistInnen aus Brasilien und Polen sprach dort auch die indische Globalisierungskritikerin Vandana Shiva. „Wir müssen unsere Felder, unsere Teller, unser Leben bis 2030 komplett von Giften befreien“, sagte Shiva und forderte: „Keine Kooperation mit Konzernen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“