Wassermangel in Brandenburg: Die Ausflugsseen verschwinden

2020 war viel zu trocken in Brandenburg. Bäume wie Seen und Flüsse leiden unter der zunehmenden Trockenheit. Und sogar das Welterbe ist in Gefahr.

Eine Landzunge ragt in den Großen Seediner See hinein - man kann erkennen, dass der See viel von seinem Wasser wegen andauernder Trockheit verloren hat

Der niedrige Wasserstand lässt sich erkennen: der Große Seddiner See (Potsdam-Mittelmark) Foto: Patrick Pleul/dpa/picture alliance

POTSDAM taz | Preußenkönig Friedrich II. wird der Ausspruch zugeschrieben, mit der Trockenlegung des Oderbruchs habe er im Frieden eine Provinz erobert. Nun vergrößert sich die Landfläche Brandenburgs Stück für Stück erneut – allerdings unerwünscht. Die Trockenheit der vergangenen Jahre sorgt dafür, dass in vielen Seen der Wasserspiegel sinkt. Wenn das so weitergeht, könnte die Suche nach einem Badesee für Berliner Ausflügler schwerer werden.

Schon an der Stadtgrenze kann man das Problem mit bloßem Auge sehen. Der Groß Glienicker See, zwischen dem gleichnamigen Potsdamer Ortsteil und dem Berliner Stadtteil Kladow gelegen, hat seit 1980 rund 1,60 Meter seines Wasserstandes verloren. Das geht aus einer Antwort des Berliner Senats auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Daniel Buchholz hervor. „In Folge der gesunkenen Wasserstände hat sich insbesondere in den Flachwasserbereichen am Ostufer die Uferlinie verschoben und es sind Verlandungsbereiche entstanden“, heißt es darin. Wegen kaum vorhandener Zuflüsse werde der Wasserstand fast ausschließlich über das Grundwasser beeinflusst.

Die taz-Serie Die meisten Geschichten enden nicht einfach, nachdem in der taz darüber ein Text erschienen ist. Deshalb fragen und haken wir bei ProtagonistInnen noch einmal nach: In unserer Serie „Was macht eigentlich?“ rund um den Jahreswechsel 2020/21 erzählen wir einige Geschichten weiter. Das hier ist Teil 4. (taz)

Ein paar Kilometer südlich von Potsdam verliert der Seddiner See immer mehr Wasser. Dort sinkt der Wasserstand schon seit Jahren. Boote liegen auf dem Trockenen, Stege ragen weit entfernt vom Wasser in die Luft. Auch dort fehlen Zuflüsse. Der eiszeitliche See speist sich aus dem Grundwasser und Niederschlägen. Nun wird überlegt, geklärtes Abwasser statt in das in der Nähe fließende Flüsschen Nieplitz wieder zurück in den See zu leiten. Allerdings sind dafür zusätzliche Filter und eine neue Leitung nötig.

Die trockenen Zahlen hinter dem Wassermangel kann man beim Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung nachlesen. In Potsdam etwa fielen im Jahr 2020 (Stand 16. 12.) genau 479 Millimeter Niederschlag. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 600 Millimetern im ganzen Jahr. Auch die Jahre 2018 und 2019 waren außergewöhnlich trocken. Das Problem sieht man an der Oberfläche, wenn Staub über ausgedörrte Äcker weht. Das Wasser fehlt aber auch im Untergrund. Die Wasserknappheit sorgt auch dafür, dass sich die Flutung von alten Braunkohletagebauen länger als gedacht hinziehen könnte. So wurde bereits im März die Wassereinleitung in den künftigen Ostsee bei Cottbus unterbrochen.

Nicht genug Wasser da

Der Ostsee soll einmal eine Wasserfläche von knapp 19 Quadratkilometern haben. Im Jahr 2025 soll das Wasser die notwendige Mindesthöhe von 2,70 Meter in der Mitte des Sees erreichen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Brandenburg fordert, eine Verkleinerung des Sees zu prüfen, weil einfach nicht genug Wasser da ist.

Auch die Flüsse haben häufiger Niedrigwasser oder trocknen zeitweise ganz aus. Monatelang war die Situation in den Flüssen Spree und Schwarze Elster im Süden Brandenburgs wegen der anhaltenden Trockenheit angespannt. Das Land verbot, Wasser aus Oberflächengewässern zu entnehmen. Erst nach Regenfällen im Oktober wurde das Verbot aufgehoben.

Die Trockenheit macht auch den Wäldern zu schaffen. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu großflächigen Waldbränden. Mehrmals waren sie so groß, dass der Rauch bis nach Berlin zog. Der Mitte Dezember vorgestellte Waldzustandsbericht benennt die Probleme.

Abgestorbene Bäume

Der Wald habe unverändert mit den Auswir­kungen des Klimawandels zu kämpfen und stehe vor allem durch Trockenheit und Schadinsekten unter Dauerstress, so Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne). 2020 sei das dritte Trockenjahr in Folge gewesen, hieß es. 2019 und 2020 seien im märkischen Wald die höchsten ­Absterberaten seit den 90er Jahren verzeichnet worden. Im Schnitt seien 13 von 1.000 Bäumen abgestorben.

Sorgen bereitet der Wassermangel auch der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die über die einst für Friedrich II. angelegten Schlossparks als Unesco-Welterbe wacht. Aufgrund der Dürren der letzten Jahre seien auf dem Ruinenberg im Potsdamer Park Sanssouci zahlreiche Baumkronen eingetrocknet und Altbäume, vor allem Eichen und Buchen, abgestorben, schlug sie kürzlich Alarm.

Der Groß Glienicker See hat 1,60 Meter seines Wasser­standes verloren

Auch bei der Stiftung ist man sich sicher, dass das Problem dauerhaft sein wird – und versucht zu reagieren. „Um die Regeneration des Baumbestandes zu fördern, haben wir sechs Gehölzflächen temporär eingezäunt, um darin unterschiedliche Herangehensweisen für die Stabilisierung des Gehölzbestandes zu erproben.“ Dazu gehöre beispielsweise, abgestorbenes Holz nicht zu entfernen, sondern zur Humusanreicherung liegen zu lassen. Mehr Natur sozusagen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.