Waldproteste eskalieren: Aktivist:in in Atlanta erschossen
Bei der Räumung eines Waldes in Atlanta hat die Polizei Manuel Teran, eine:n Umweltaktivist:in getötet. Die Beamten erheben Terrorismusvorwürfe.
Atlanta taz | In Atlanta im US-amerikanischen Bundesstaat Georgia hat die Staatspolizei eine:n Umweltaktivist:in erschossen. Manuel Teran (26 Jahre) hatte sich mit anderen Aktivist:innen gegen die Rodung des South River Forests im Südosten der Stadt gewehrt und einen Teil des Waldes besetzt gehalten. Am Mittwoch war die Polizei nach Angaben der Umweltgruppe schwer bewaffnet in den Wald eingedrungen, um die Räumung voranzutreiben.
Staatspolizist:innen und die staatliche Strafverfolgungsbehörde Georgia Bureau of Investigation erklärten, Teran habe zuerst geschossen und einen Polizisten verletzt – die Polizei habe sich mit dem tödlichen Schuss verteidigen wollen. Wie unter anderem das Atlanta Press Collective berichtet, stellen die Aktivist:innen die polizeiliche Darstellung in Frage und fordern, dass die Bodycam-Aufnahmen der Beamt:innen offengelegt werden. Der Konflikt zwischen den Aktivist:innen und der Polizei hatte sich zuvor immer zugespitzt.
2021 gab der Stadtrat grünes Licht für den Bau der sogenannten „Cop City“ – das landesweit größte Polizeischulungszentrums, auf den Grünflächen des South River Forests. Geplant sind dort laut der Initiative „Stop Cop City“ unter anderem militärische Ausbildungseinrichtungen, eine Stadtkulisse, auf der urbane Kriegsführung geübt werden kann, Dutzende von Schießständen und ein Hubschrauberlandeplatz. Die Ausbildungsstätte soll sich auf über 85 Hektar erstrecken. Große Bereiche des Waldes wurden dafür bereits gerodet.
Seit fast zwei Jahren gibt es Proteste gegen das 90 Millionen US-Dollar schwere Projekt. „Stop Cop City“ kritisiert, dass die Stadt Atlanta die Gegenstimmen der mehrheitlich Schwarzen Anwohner:innen ignoriere. Außerdem handele es sich bei der verpachteten Fläche um gestohlenes Land, das einst den indigenen Muskogee gehörte. In Anlehnung daran nennen die Aktivist:innen das Waldgebiet auch bei seinem indigenen Namen, Weelaunee Forest.
Gewaltsamer Konflikt zwischen Polizei und Aktivist:innen
Laut den Waldbesetzer:innen ist die Polizei zuletzt immer gewaltsamer gegen die Proteste vorgegangen – so die Berichte auf der Nachrichtenseite The Daily Beast. Die Polizei hingegen spreche von zunehmender Gewalt aufseiten der Protestierenden und werfe ihnen vor, Steine, Glasflaschen und Molotowcocktails auf Streifenwagen geworfen zu haben. Einen Tag nach den tödlichen Schüssen auf Manuel Teran wurden sieben Mitglieder der Umweltbewegung festgenommen und wegen „inländischen Terrorismus“ angeklagt.
In Gedenken an Teran sind am Donnerstag bereits hunderte Menschen zu einer Mahnwache in der Innenstadt Atlantas zusammengekommen. Eine zweite Mahnwache ist für heute, Freitagabend geplant.
Leser*innenkommentare
Theseus
Dann wären die nordamerikanischen Indigenen "inländische Terroristen" auf ihrem eigenen Territorium gewesen . . .
Brot&Rosen
In diesem zusammenhang stünde es der TAZ wohl an, mal wieder über peltier zu berichten.
"Malcolm McLaren († 2010), Manager der Sex Pistols, soll mit seinen letzten Worten gefordert haben: „Free Leonard Peltier!“[12] "
Nachtsonne
Also, Herr Teran war bewaffnet und es geht nur um die Frage wer zuerst geschossen hat?
hup
War der getötete Aktivist nun bewaffnet und hat auf die Polizei geschossen? Eigentlich sollten seine MitstreiterInnen klar erklären können ob ihr Protest bewaffnet ist oder nicht, und nicht erst auf eine Bodycam warten müssen.
Elon Musk kommt nicht ins Berghain
@hup Wenn das so klar ist, können die Bullen ja einfach ihre Aufnahmen veröffentlichen. Komplett, nicht ausschnittsweise. Die werden ja wohl nichts zu verbergen haben, ne?
Fabian Wetzel
'Murica leads the way!