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Waldbrände in GriechenlandDas Geschäft mit der Sonne brennt

Kommentar von Ferry Batzoglou

Griechenland hat jetzt ein Ministerium für die Klimakrise. Gut so. Aber langfristig braucht der Sonnentourismus eine Neuausrichtung.

Aus sicherer Entfernung aufgenommen: Waldbrände auf Rhodos

S ie kamen in diesem Sommer später als sonst, dafür erfassen sie Griechenland diesmal umso häufiger, länger und heftiger: die gefürchteten Hitzewellen. 43 bis 45 Grad Celsius am Sonntag, bei niedriger Luftfeuchtigkeit und starkem Wind – ideale Voraussetzungen für verheerende Waldbrände.

Hatten bisher desaströse Feuer den eher agrarisch geprägten Westen der Halbinsel Peloponnes (August 2007), das bergige Nord-Euböa (Juli 2021) und den ostattischen Küstenort Mati (Juli 2018) heimgesucht, wüten seit sechs Tagen gewaltige Waldbrände auf der Urlaubsinsel Rhodos. Erstmals treffen die Auswirkungen der Klimakrise mit voller Wucht das Herz des griechischen Tourismus – mitten in der Hochsaison.

Die Bilder von panikartig flüchtenden Urlaubern gehen um die Welt. Zuvor schreckten bereits die jüngsten Hitzerekorde mit schwächelnden Urlaubern auf der Akropolis potenzielle Reisende ab. Für die nach der Staatspleite 2010 chronisch krisengeschüttelten Griechen ist der stetig wachsende Tourismussektor aber mehr als der sprichwörtliche Strohhalm, an den sie sich klammern können. Kein anderes Land in Europa ist so abhängig vom Tourismus. Das Geschäft mit den Urlaubern trägt rund ein Viertel zur griechischen Wirtschaftsleistung bei.

Tourismusumsatz vor allem im Sommer

Zum Verhängnis wird Hellas nun, dass es rund sechzig Prozent seines Tourismusumsatzes in den Monaten Juli, August und September in nur fünf der landesweit 13 Regionen erwirtschaftet. Zu den hellenischen Touri-Flagschiffen zählen Sommerziele wie das nun brennende Rhodos. Die sich verschärfende Klimakrise zu leugnen, ist schlicht hanebüchen. Das hat auch der konservative Premier in Athen, Kyriakos Mitsotakis, erkannt. Er hat ein eigenes Ministerium für die Klimakrise geschaffen, mit dem bislang als Tourismusminister fungierenden Vassilis Kikilias an der Spitze.

Das ist ein positiver erster Schritt. Zugleich braucht es jedoch eine touristische Neuausrichtung, um die nötigen Schlüsse aus den ökologisch wie ökonomisch verheerenden Feuern zu ziehen. Gesetzt der Fall, Griechenland hält an seinem bisherigen Geschäftsmodell mit der „Schwerindustrie“ Tourismus fest (und es sieht so aus, als habe das Land schlicht keine andere Wahl), dann sollte es künftig stärker in eine zeitliche Streckung der Reisesaison über den Sommer hinaus sowie auf die geographische Ausdehnung der Feriendestinationen setzen. Griechenlands ebenso schöner Norden und das Landesinnere bieten enormes touristisches Potential.

Für die Besucher gilt: Es muss nicht immer ein Strandurlaub im Hochsommer sein, geschweige denn ein Blick auf Rauchwolken, Schutt und Asche.

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KORRESPONDENT ATHEN
1967 in Weiden in der Oberpfalz (Bayern) geboren, in der Südpfalz (Rheinland-Pfalz) aufgewachsen, Abitur in Baden-Württemberg. Grundstudium der Rechtswissenschaft in Heidelberg sowie Studium der Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Köln. Brach 1994 im Alter von knapp 27 Jahren die Zelte in Deutschland ab. Lebt seither in Athen. Redakteur für Wirtschaft und Sport in der deutschsprachigen "Athener Zeitung" (Anfang September 1999 bis Ende März 2002), anschließend Korrespondent für deutschsprachige Medien. Länderschwerpunkt Griechenland und Zypern. Henri Nannen Preis 2012 in der Kategorie Dokumentation.
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6 Kommentare

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  • Der Sonnentourismus braucht keine Neuausrichtung.

    Die massenhaften Brände, verkohlte Existenzen und um die 45 bis sogar 48 Grad Höchsttemperatur schaffen den Sonnentourismus gradgenau und wissenschaftlich genau vorhergesagt ab.

    Das Modell Sonnentourismus mit schneller Anreise durch massenhaftes verbrennen von subventioniertem Kerosin (Flugbenzin) in besonders klimaschädlichen Luftschichten der Erdatmosphäre (Flughöhe von 10.000 m) für ein oder zwei Wochen ist ein Auslaufmodell.

    Der stromfressende Aufenthalt im klimatisierten Hotelzimmer, dessen Strom für die Klimageräte durch fossile Energien erzeugt wird, ist ein Auslaufmodell.

    Der touristische Aufenthalt in Orten mit Trinkwassermangel ist ein Auslaufmodell.

    Südeuropa wird sich in eine Wüstenregion verwandeln. Das ist jetzt erst der Beginn mit den Bränden.

  • "Aber langfristig braucht der Sonnentourismus eine Neuausrichtung"

    Geht es da wirklich nur um Sonnentourismus? Zunächst: Nicht jeder Arbeitnehmer kann sich seinen Urlaub so aussuchen, wie er möchte. Der Antrag auf Urlaub muss auch genehmigt werden. Was ist mit Familien mit schulpflichtigen Kindern? Ich denke jedoch, dass es nicht nur um Sonnentourismus geht. Der Mittelmeerraum ist mit Legenden und Mythen bespickt. Natürlich machen auch die Inseln seit Jahrzehnten damit Werbung und machen Leute neugierig. Die ganzen Ausgrabungen, Schauplätze der Antike, Zeus, Poseidon, Herakles und Konsorten. Die Peloponnes wurde beispielsweise nach Pelops benannt - und noch viel mehr legendäre Mythen spielen da, Epidauros, Asklepios - da wird man eben neugierig

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    Die Moderation

  • Der Autor erkennt also, dass Griechenland auf den Tourismus angewiesen ist, gleichzeitig sind sehr viele Urlauber auf die Ferienzeiten angewiesen und naja, wer nicht an den Strand möchte, dem stehen schönere und günstigere Alternativen zur Auswahl. Was soll also dieser Artikel?

  • "Für die Besucher gilt: Es muss nicht immer ein Strandurlaub im Hochsommer sein, geschweige denn ein Blick auf Rauchwolken, Schutt und Asche."

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    Eben. Balkonien reicht. Oder einfach nur Freunde einladen oder eingeladen werden, damit man Mal was anderes gesehen hat. Bedingung ist ja nur das dies in einem klimafreundlichen Radius geschieht. +- 5 km.....

  • Die Verlängerung der Saison findet doch seit ein paar Jahren schon statt. Griechenland ist auch außerhalb der Hochsaison so voll wie noch nie. Ebenso greift der Tourismus immer mehr um sich und sickert überall ein - leider mit fatalen Folgen für Architektur, Landschaftsbild und Natur. Dass die natürlichen Schönheiten des Binnenlandes als vermeintliche Alternativen touristisch genutzt werden sollten, ist eine alte Kamelle, auf der vor allem griechische Linke und Ökos schon seit langem rumlutschen. Wieso eigentlich? Am Ende würden auch diese Gegenden bloß zerstört.

    • @melly:

      Sie haben scheinbar etwas gegen linke und ökos die auch noch rumlutschen. Im Schlussatz befürchten sie das diese Gegenden zerstört werden können.



      Dann frage ich mich ob ihnen ihr Widerspruch nicht auffällt. Denn in GR gibt es auch genug rechte und Nationlisten. Die würden Touristenströme dann doch lieber in Mehrzweckhallen unterbringen.