piwik no script img

Waldbrände häufen sichLöschflugzeuge wieder im Gespräch

Die Ampel debattiert: Sollte Deutschland Löschflugzeuge anschaffen? Nein, sagt der Deutsche Feuerwehrverband.

Teuer – aber sinnvoll? Bundeswehrhubschrauber holt Löschwasser aus einen Teich Foto: Jan Woitas/dpa

BERLIN taz | Wegen eines großflächigen Acker- und Waldbrandes mussten Hunderte Menschen aus den Stadtteilen Rehfeld, Kölsa und Kölsa-Siedlung im brandenburgischen Falkenberg evakuiert werden. Um den Brand zu bekämpfen, machte der betroffene Landkreis Elbe-Elster in der Nacht von Montag auf Dienstag Gebrauch von zwei Hubschraubern der Bundeswehr. Die zwei Hubschrauber des Typs CH53 kamen in den Morgenstunden vom knapp 40 Kilometer entfernten Fliegerhorst Holzdorf zur Hilfe.

Nachmittags hob der Landkreis die Evakuierungen für die Stadtteile Rehberg und Kölsa wieder auf, das Feuer war aber noch nicht vollständig unter Kontrolle. „Dass die Evakuierung vorbei ist, heißt nicht, dass der Brand vorbei ist“, sagt Torsten Hoffgaard, Pressesprecher der Gemeinde. Der Landkreis gehe davon aus, dass er auch in den nächsten Tagen damit zu tun haben werde. Der Verwaltungsstab forderte deswegen fünf weitere Hubschrauber zur Unterstützung an. Dass immer mehr Waldbrände bekämpft werden müssen, sorgt jetzt für Diskussionen innerhalb der Bundesregierung.

SPD, Grüne und FDP hatten sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, Möglichkeiten zur Bekämpfung von Waldbränden „am Boden und aus der Luft, auch im Rahmen des Mechanismus rescEU, auszubauen“. Im März 2019 beschlossen das Europäische Parlament und der Rat das Programm „rescEU“, das eine engere Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten im Katas­tro­phen­fall festlegte. Für die europaweiten Waldbrände steht aktuell eine Flotte von zwölf Löschflugzeugen und einem Hubschrauber zur Verfügung, keines davon aus Deutschland.

Waldbrände machen vor Ländergrenzen keinen Halt

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerte sich am Dienstag bei einem Besuch in Prag zu den verheerenden Folgen der Waldbrände: „So wie CO2 nicht an der Grenze Halt macht, so machen auch Waldbrände nicht an der Grenze halt.“ Ein Brand brach im tschechischen Nationalpark Böhmischer Wald aus und wanderte bis über die Ländergrenze in das Gebiet der Sächsischen Schweiz. Baerbock erinnerte daran, dass der aktuelle Waldbrand in Tschechien die Bedeutung der Diskussion über Löschflugzeuge in Mitteleuropa unterstreiche.

Zuletzt sprachen sich FDP und Grüne für die Anschaffung von Löschflugzeugen aus. Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Karl-Heinz Banse, hält das nicht für den richtigen Schritt. Die Löschfahrzeuge der Feuerwehr seien in Deutschland schneller an jedem Ort als ein Flugzeug.

Hubschrauber vielseitiger einsetzbar als Flugzeuge

Wenn überhaupt über die Anschaffung von Luftgefährten diskutiert werden soll, dann über Hubschrauber, findet Banse. „Optimal ist ein großer Hubschrauber, der bis zu 2.000 Liter Wasser tragen kann. Der kann vielfältig eingesetzt werden und im Hochwasserfall auch Menschen vom Dach retten. Das kann ein Flugzeug nicht“, sagt er. Zwar könnten Löschflugzeuge fünfmal mehr Wasser laden, aber außer der Nord- und Ostsee gebe es in Deutschland kaum ein Gewässer, in dem das so einfach möglich wäre. Die Schifffahrt und der Badebetrieb auf Seen und Flüssen seien dabei das größte Problem, die müssten dann schnellstmöglich ausgesetzt werden.

Katastrophenschutz ist Sache der Bundesländer. Länder und Kommunen können nach Angaben des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Hubschrauber mit Löschtanks bei der Bundeswehr, der Bundespolizei und der Landespolizei anfordern. Laut Karl-Heinz Banse dauert das Prozedere aber oft viel zu lang. Es dürfe keine zwei Stunden dauern, bis ein Hubschrauber nach Anfrage genehmigt werde.

„Mit dem Löschhubschrauber oder dem Flugzeug macht man das Feuer nicht aus“, betont Banse. Die Luftgefährte können hohe Flammen bekämpfen und eine weitere Ausbreitung verhindern. Endgültig werde der Brand dann aber am Boden gelöscht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

13 Kommentare

 / 
  • Von Leitenden regionaler Feuerwehr hieß es, dass keine neuen Hubschrauber benötigt würden, sondern es welche in Besitz von Polizei, Bundeswehr o.ä. gäbe, die allerdings in Bereitschaft sein müssten, damit sie schnell hinzugeholt werden können. Es bräuchte offenbar Kommunikationsmittel, Organisationsstrukturen und Personal. Zum zweiten bräuchte es mehr Präventionsmaßnahmen wie Schneisen, Ausdünnung von Waldrändern bzw. Pflanzen von Laubbäumen in Siedlungsnähe.

  • Ich möchte da mal weiterleiten an eine Zeitung, die mehr für eine Fachdiskussion aufgestellt ist:



    www.feuerwehrmagaz...schflugzeuge-82254

  • Wieso fragt man nicht jene ganz unten in der Nahrungskette was sie an Werkzeug brauchen um den Bürgern wie immer den A zu retten?

    Was bringt es einer Feuerbekämpfenden Person bitte ein mega Tutti Löschflugzeug oder das hightech Feuerwehr Auto zu haben, wenn sie keinen Schlauch oder Wasser haben?!

    (mit ganz unten war das Vorgesetzten verhältnis/Struktur in quasi jedem Betrieb gemeint)

  • "Zwar könnten Löschflugzeuge fast fünfmal mehr Wasser laden, aber außer der Nord- und Ostsee gebe es in Deutschland kein Gewässer, in dem das überhaupt möglich wäre."



    Kann mir jemand technisch erklären, warum z. B. der Bodensee hierfür nicht in Frage kommt? Versteh ich nicht.

  • Der Präsident des auch umstrittenen Feuerwehrverbands kennt sich nicht aus. Das legendäre Canadair Löschflugzeug benötigt nur 570 m Wasserfläche zum Füllen der Tanks, da finden sich viele Möglichkeiten. Siehe Kinderseite der FW Markt Eschlkam. www.ffw-markt-esch...loeschflugzeug.php

  • "Zwar könnten Löschflugzeuge fast fünfmal mehr Wasser laden, aber außer der Nord- und Ostsee gebe es in Deutschland kein Gewässer, in dem das überhaupt möglich wäre." Gibt's in Israel auch nicht, trotzdem haben die eine Löschflugzeugflotte.



    Der Mann denkt zu groß bzw. scheint nur kanadische Löschflugboote zu kennen, die im Tiefstflug über großen Seen Löschwasser ansaugen. Das Ganze gibt's aber auch 'ne Nummer kleiner, mit ganz klassischer Schlauchbetankung. Vorteil: viel geringere Kosten pro Flugstunden als ein Hubschrauber bei mehr Kapazität.

  • Ob die Leute den Schuss, Klimakrise, so langsam mal gehört haben? Den Zusammenhang der Summe menschlichen Verhaltens mit Klimakrise, Krise der Tiere[1] und den katastrophalen folgen nachvollzogen haben und daraus auch Konsequenzen für ihr Handeln ziehen? Womöglich sogar den eigenen, vergangenen Lebensstil als verschwenderischen und zerstörerisch bereuen? Zumindest werden sie jetzt doch ihr Verhalten ändern, oder? Insbesondere dann, wenn sie Kinder, Enkelkinder, Nichten o.ä. haben, oder? Keine Tierprodukte mehr konsumieren, Autofahren reduzieren, das Auto am besten abschaffen, nicht mehr in den Urlaub fliegen und Kreuzfahrten antreten usw., oder? Stattdessen lecker vegan essen, vielleicht gar die veganen Produkte in Bioqualität kaufen, so es das Einkommen zulässt, eine Wanderung machen, mit Fahrrad oder Bahn zu 'nem See, in Kneipe/Club/Kino/Theater ...



    [1] taz.de/Buch-ueber-...=massenaussterben/



    [2] Vortrag von Biologe und Forensiker Mark Benecke zum Thema Klimakrise und Massenaussterben



    www.youtube.com/watch?v=Z_p9yYXZuCI

  • Eigentlich sollten in Berlin und nicht im Wald und auf der Heide die Hütten brennen und wir die die so lange untätigen Ignoranten in den Parlamenten jetzt endgültig in die Wüste jagen. Nun ist trotz so vieler anderer Krisen alles andere eigentlich egal. Jetzt gilt es zu retten, was noch zu retten ist und wir brauchen eigentlich kaum noch die neuen miserablen Prognosen des IPCC, die im Herbst angekündigt sind. Wie war es möglich, dass die Demagogen um Lindner uns derartig in die Defensive drängen konnten? Eigentlich unfassbar.... spät

  • Man sollte doch auch ans Vorbeugen denken, die Amis arbeiten daran:



    www.nationalgeogra...-california-oregon



    In Deutschland scheint das Thema Biberdämme (natürlich oder künstlich) und Feuchtgebiete und deren Wirkung auf Waldbröande nocht nicht angekommen zu sein.

    Oder auch im Scientific American



    www.scientificamer...9L_bJR3sWwpBRdnSyA

  • NUR DIE NORDSEE ?



    Der Lago di Castelgandolfo (Albano) ist auf drei Seiten von hohen Kraterrändern umgeben, selbst die Hauptzufahrt über die "flache" Seite geschieht durch einen Tunnel. Da können wir regelmäßig italienischen Löschflugzeugen beim Wasserschöpfen zusehen - bei einer Gesamt-Wasserfläche von vielleicht 2 mal 3 Kilometern. Es ist ein ziemlich spektakulärer Anblick, aber offensichtlich funktionierts. Wenn mensch die Segelbootchen mal vorübergehend verscheucht, reicht für sowas also wahrscheinlich sogar , ganz ohne Berge drumrum, der Dümmer oder das Steinhuder Meer - vom Bodensee ganz zu schweigen.

  • Es ist gut, dass sich die Ampel auch dieses Themas annimmt.



    Seltsam, dass die diversen Aktionen der Regierung scheinbar reflexhaft kritisiert werden.



    Wie hier zu lesen ist, scheinen diverse Arten der Brandbekämpfung zur Diskussion zu stehen.



    In NRW wurde in den vergangenen Tagen auch aus der Luft gelöscht.



    Der letzte Bundesminister des Inneren hatte die letzten Jahre scheinbar Wichtigeres zu tun. Was war es noch? Ach ja ! Abschiebungen.