Waisenhaus in Sudan evakuiert: Mehr als 70 Kinder gestorben
Helfer haben Waisen evakuiert, die wegen der Gewalt auf den Straßen in Khartum wochenlang in einem Heim eingeschlossen waren. Viele sind verhungert.
Die sudanesischen Ministerien für soziale Entwicklung und Gesundheit hätten sich um die Kinder gekümmert, während Unicef medizinische Versorgung, Nahrung, Bildungsaktivitäten und Spielmöglichkeiten zur Verfügung gestellt habe, schrieb Pires in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AP.
Die Kinder seien nach ihrer langen Reise an ihren neuen Aufenthaltsort ärztlich untersucht worden. Er sicherte zu, dass „jedes Kind, das einen Krankenhausaufenthalt benötigt, Zugang zu medizinischer Versorgung haben wird“.
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, das die Evakuierung unterstützte, berichtete auf Twitter, dass 70 Betreuer mit den Kindern in die neue Einrichtung gebracht worden seien. Die Kinder hätten in den vergangenen Monaten „unglaublich schwierige Momente“ erlebt.
Laut Sterbeurkunden sind viele Säuglinge gestorben
Der Aktivist Nasim Sirag, der die lokale Wohltätigkeitsorganisation Hadrien leitet, sagte am Telefon, dass die Waisen am späten Dienstag in eine neu gegründete Einrichtung in Madani, der Hauptstadt der Provinz Jasira, etwa 135 Kilometer südöstlich von Khartum, gebracht worden seien.
Seit Beginn des Krieges in Sudan am 15. April sind seinen Angaben zufolge mindestens 71 Kinder im Al-Maykoma-Waisenhaus gestorben. Sirags Wohltätigkeitsorganisation kümmert sich um die Bewohner von Pflegeheimen in Khartum.
Unter den Kindern, die in letzter Zeit in dem Waisenhaus gestorben sind, waren Säuglinge im Alter von drei Monaten, wie aus den Sterbeurkunden hervorgeht, die AP vorliegen. Darin wurden als Todesursachen unter anderem Kreislaufkollaps, Fieber, Dehydrierung, Unterernährung und Wachstumsstörung genannt.
Die Kinder waren mehr als sieben Wochen lang im Waisenhaus eingeschlossen gewesen, seit die Kämpfe weite Teile der Hauptstadt in ein Schlachtfeld verwandelt haben. Das Gebäude war wegen der Gewalt auf den Straßen unzugänglich, Nahrungsmittel und andere Vorräte gingen zur Neige.
860 Zivilisten seit Ausbruch der Kämpfe gestorben
Laut einem Vertreter des sudanesischen Ärzteverbandes seien seit dem 15. April mehr als 860 Zivilisten getötet worden, darunter mindestens 190 Kinder. Zudem habe es Tausende Verwundete gegeben. Die tatsächliche Opferzahl dürfte noch viel höher sein.
Der Konflikt zwischen dem sudanesischen Militär unter der Führung von General Abdel-Fattah Burhan und der paramilitärischen Gruppe RSF von General Mohammed Hamdan Dagalo hat mehr als 1,9 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen, von denen nach Angaben der UN-Migrationsbehörde etwa 477.000 in die Nachbarländer geflohen sind.
Andere sind in ihren Häusern gefangen und können nicht entkommen, die Lebensmittel- und Wasservorräte schwinden. Es gibt Berichte über Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen in Khartum und in der Region West-Darfur, in der einige der schlimmsten Kämpfe des Konflikts stattgefunden haben. Fast alle gemeldeten sexuellen Übergriffe wurden den RSF angelastet. Die Gruppe hat auf wiederholte Bitten um Stellungnahme nicht reagiert.
Burhan und Dagalo hatten im Herbst 2022 gemeinsam gegen prodemokratische Kräfte in Sudan geputscht, sind jedoch darüber zerstritten, wie die RSF in die Streitkräfte integriert werden sollen.
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