Wahlkampf in den USA: Technische Probleme und heiße Luft

Trump-Fan Elon Musk dient dem Ex-Präsidenten beim Gespräch auf X als Stichwortgeber. Der bietet Altbekanntes samt unwidersprochener Unwahrheiten.

Ein Mann verfolgt das Gespräch zwischen Musk und Trump auf der Plattform X Foto: Adam Gray/Reuters

WASHINGTON taz | Der frühere US-Präsident Donald Trump durfte vor einem Millionenpublikum auf der Plattform X für mehr als zwei Stunden fast uneingeschränkt über seine politischen Kontrahenten lästern. Wie so oft verbreitete der 78 Jahre alte Ex-Präsident dabei auch Unwahrheiten, die vom Gastgeber des Gesprächs am Montagabend, dem Milliardär und X-Eigner Elon Musk, meist so hingenommen wurden.

Die Beziehung zwischen Musk und Trump ist eine auf den ersten Blick merkwürdige Allianz. Der eine wurde durch den Verkauf von Elektroautos weltberühmt und steinreich, der andere weigert sich noch immer, die Klimakrise als solche anzuerkennen. „Die größte Gefahr ist nicht die Erderwärmung. Die größte Gefahr ist die nukleare Erwärmung“, sagte Trump während des Dialogs mit Musk auf X.

Trump spielte damit auf die seiner Meinung nach viele größeren Bedrohungen eines atomaren Wettrüstens und eines Atomkrieges an. Die Gefahr, dass die Kriege in der Ukraine und in Gaza eskalieren und zum dritten Weltkrieg führen könnten, seien größer, als viele annehmen, so der Republikaner.

Trump erklärte, dass die USA daher eine starke Persönlichkeit im Präsidentenamt bräuchten, um die Welt vor einem solchen Szenario zu bewahren. Das war natürlich eine Anspielung auf sich selbst.

Musk macht Cyberangriff für Probleme verantwortlich

Zu Beginn des Gesprächs sah es sogar danach aus, dass es erst gar nicht starten würde. Immer wieder stürzte die Spaces-Plattform von X, mit der Audiogespräche übertragen werden, ab. Musk erklärte in einem Post, der Grund sei ein Cyberangriff, der die Kapazitäten der Plattform stark beeinträchtigen würde.

Als es dann mit 43 Minuten Verspätung losging, entschuldigte sich Musk und erklärte, der Angriff zeige, dass viele Menschen Trump am liebsten mundtot machen würden. Der Milliardär machte klar, dass es bei diesem Gespräch darum gehe, Trump in einer gelassenen Umgebung besser kennenzulernen. Dies sollte sich schnell als Fehler herausstellen.

Die ersten 20 Minuten verbrachte Trump damit, detailliert den Attentatsversuch auf seine Person im vergangenen Monat zu beschreiben. Er verkündete außerdem, dass er im Oktober an den Ort des Anschlags zurückkehren würde, um dort eine Kundgebung abzuhalten.

Danach knüpfte Trump fast nahtlos an seine altbekannten Wahlkampfthemen an. Er sprach über die illegale Einwanderung im Land, die seiner Meinung nach zu einem Anstieg der Gewaltkriminalität führe.

Er machte US-Präsident Joe Biden für die Kriege in der Ukraine und in Gaza verantwortlich und erklärte, dass sich unter einer Präsidentin Kamala Harris die wirtschaftliche Situation im Land drastisch verschlechtern würde. Das eine oder andere Schimpfwort durfte natürlich auch nicht fehlen.

„Sie sind beide scharf auf das Rampenlicht“

X-Besitzer Musk, der als CEO von Tesla und SpaceX zu einem der einflussreichsten Geschäftsleute der Welt zählt, hatte nur wenig einzuwenden. Für Casey Burgart von der George Washington University in der US-Hauptstadt geht es bei der Beziehung zwischen Trump und Musk vor allem um eins – Aufmerksamkeit.

„Sie sind beide scharf auf das Rampenlicht. Sie lieben es und sie erkennen, dass jeder von ihnen eine andere Klientel an Menschen mitbringt“, sagte Burgart, stellvertretender Professor für politisches Management, der taz.

Beide hofften, dass ihre Beziehung einen Vorteil für sie bringt. Trump kann Musks Anhänger für die Wahl gut gebrauchen und Musk Trumps politischen Einfluss. „Es besteht definitiv die Möglichkeit, dass Elon Trumps Gehör hat, was bei anderen Leuten nicht der Fall ist“, erklärte Burgart.

Musk und Trump waren sich einig, dass die Bürokratie und die Flut von Vorschriften abgebaut werden müsse, um die US-Wirtschaft zu stärken. Nachdem Musk im Juli Trump seine volle Unterstützung im Wahlkampf gegeben hat, soll dieser darüber nachdenken, im Falle eines Wahlsiegs den Tesla-Mann als Berater im Weißen Haus zu engagieren.

Musk: USA stehen an kritischem Wendepunkt

„Ich war bisher nicht sehr politisch. Sie [Medien] versuchen, mich als Rechtsextremisten darzustellen, was absurd ist, weil ich gerne Elektroautos baue. … Ich habe [Barack] Obama unterstützt. Ich habe sechs Stunden Schlange gestanden, um Obama die Hand zu schütteln. Historisch gesehen war ich ein gemäßigter Demokrat. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass wir an einem kritischen Wendepunkt für das Land stehen. An die Leute da draußen im gemäßigten Lager: Ich denke, ihr solltet Donald Trump als Präsidentschaftskandidaten unterstützen“, sagte Musk kurz vor Ende des Live-Gesprächs.

Wenige Stunden später lud Musk via X auch Harris ein. Eine Annahme dieses Angebots scheint nahezu ausgeschlossen. Doch sollte sie sich darauf einlassen, dann hoffentlich ohne technische Probleme.

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