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Wahlen in KeniaPräsident Ruto, der Dynastienkiller

Mit der Amtseinführung von William Ruto beginnt in Kenia eine neue Ära. Der „Hustler“ steht für die, die es durch harte Arbeit geschafft haben.

Große Freude unter den Anhängern von Wiliam Ruto in Nairobi über das Urteil, dass seine Wahl nicht angefochten werden kann Foto: Ben Curtis/ap

A m 13. September bekam Kenia einen neuen Präsidenten. William Ruto wurde als fünfter Präsident der Republik Kenia vereidigt, gut einen Monat nach seinem Wahlsieg. Der bisherige Vizepräsident gewann gleich zweimal – erst an der Wahlurne und dann beim Verfassungsgericht, das die Wahlanfechtung des wichtigsten Gegenkandidaten Raila Odinga abwies. Ruto war zwar zehn Jahre lang Vizepräsident unter Präsident Uhuru Kenyatta gewesen, aber sein Sieg war ein Sieg über Kenyatta, denn der hatte seinen früheren Erzrivalen Odinga als Wunschnachfolger unterstützt und sich gegen­ Ruto gestellt.

Mit der Amtseinführung des 55-jährigen William Ruto beginnt in Kenia nun eine neue Ära. Weithin im Land steht sein Sieg für den Sieg derjenigen, die es durch harte Arbeit und Geschäftssinn nach oben geschafft haben, über die, die immer schon oben gewesen sind – die „Hustler“, wie im kenianischen Englisch die Aufsteiger aus eigener Kraft genannt werden, über die „Dynastien“. Uhuru Kenyatta und Raila Odinga sind nämlich die Söhne der ersten Präsidenten und Vizepräsidenten Kenias nach der Unabhängigkeit von Großbritannien 1963, Jomo Kenyatta and Oginga Odinga. Zwischen den beiden Kenyattas hatte Kenia nur zwei andere Präsidenten.

Wie die meisten afrikanischen Staaten ist auch Kenia ein Land, in dem der Präsident sehr leicht Reichtum anhäufen kann. So sind die Familien, die bislang an der Macht gewesen sind, steinreich. William Ruto hingegen, der in eine arme Familie geboren wurde, hat seinen Weg nach oben selbst erarbeitet, ein „Hustler“ eben. Sein Aufstiegskampf ist ein Vorbild für Millionen junge Menschen in Kenia aus unterprivilegierten Verhältnissen. Sie haben ihn in großer Zahl bei der Wahl unterstützt, um die „Dynastien“ zu stürzen. Dass er selbst auch inzwischen steinreich ist, war dabei für ihn kein Nachteil, obwohl seine Gegner versuchten, ihm den Vorwurf der Korruption anzuhängen.

Kenia ist eine von Afrikas größten Volkswirtschaften, und das Pro-Kopf-Einkommen ist mit aktuell 1.550 US-Dollar pro Jahr ansehnlich im afrikanischen Vergleich, doch die Kluft zwischen Arm und Reich bleibt immens. Als die ostafrikanischen Staaten in den frühen 1960er Jahren die Unabhängigkeit erlangten und die Welt in die Blöcke Ost und West geteilt war, lästerte Julius Nyerere, sozialistischer Präsident des pro-östlichen Nachbarn Tansania, über Kenia als eine „man eat man“-Gesellschaft, in der jeder seinen Nächsten übervorteilt. Jomo Kenyatta aus dem kapitalistischen, pro-westlichen Kenia konterte, Tansania sei eine „man eat nothing“-Gesellschaft, in der alle gemeinsam im Elend leben. Diese Charakterisierungen sind auch heute noch weit verbreitet.

Naiv ist er nicht

Aber innerhalb von 24 Stunden seiner Amtsübernahme überraschte Ruto seine Unterstützer. Er kippte die Benzinpreissubvention, die sein Vorgänger zur Abfederung der Preissteigerungen infolge des Ukrainekrieges und der Covid-19-Pandemie gewährt hatte.

Der „Hustler“ Ruto mag auf der Seite der Massen stehen, aber naiv ist er nicht. Er erbt hohe Auslandsschulden, die Kreditgeber werden ungeduldig, und je schneller sich das Volk an harte Zeiten gewöhnt, desto besser aus seiner Sicht. Ruto ist ein erfahrener Geschäftsmann und er wird den Vorsprung von Kenias Finanz- und Technologiesektor nutzen, um Kenias ökonomische Dominanz in Ostafrika auszubauen. Schon jetzt sind kenianische Firmen die größten Player im Banksektor der Demokratischen Republik Kongo und im Telekomsektor Äthiopiens, bevölkerungsmäßig die zwei Giganten der Region. Der „Hustle“ hat begonnen. Es brechen interessante Zeiten an.

Aus dem Englischen: Dominic Johnson

„Hustler“

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