Präsidentschaftswahl in Kenia: Zweifelhafte Aussichten

Der bisherige Vize William Ruto hat die Wahl gewonnen. Der unterlegene Kandidat will die Wahl anfechten, Ke­nia­ne­r:in­nen befürchten Unruhen.

Eine Menge aufgebrachter Menschen und brennende Reifen

Anhänger des unterlegenen Raila Odinga am Montag in Kibera Foto: Ben Curtis/ap

Das Ergebnis der Präsidentenwahlen in Kenia zeigt deutlich ein gespaltenes Land. William Ruto, der bisherige Vizepräsident, hat knapp gewonnen vor dem langjährigen Oppositionsführer Raila Odinga, aber das ist noch nicht das Ende. Kurz vor der Bekanntgabe durch den Vorsitzenden der Wahlkommission wurde deutlich, dass die Kommission sich nicht einig ist. Eine Mehrheit weigert sich, das Ergebnis zu unterschreiben, weil die letzte Stufe „undurchsichtig“ war.

Ein Gerichtsverfahren gegen das Ergebnis ist von Odingas Seite zu erwarten. 2017 passierte das schon einmal, aber damals gab es dann auch riesige logistische Probleme und die Ke­nia­ne­r:in­nen mussten zum zweiten Mal zu den Urnen.

Während diese Wahlen relativ friedlich abgelaufen sind, machen keniansche Bür­ge­r:in­nen sich große Sorgen über die nahe Zukunft. Wütende junge Luo, die Bevölkerungsgruppe von Odinga, gingen bereits in verschiedenen Städten auf die Straße. Ke­nia­ne­r:in­nen erinnern sich noch zu gut daran, wie ein umstrittenes Wahlergebnis 2007 in einem Blutbad endete und mehr als 1.200 Menschen ums Leben kamen.

Ruto, zum fünften Präsidenten von Kenia gewählt, verspricht nun, den Ke­nia­ne­r:in­nen ein besseres Leben zu ermöglichen. Aber die Chance besteht auch, dass er Kenias demokratische Freiheiten zurückbauen wird. Schließlich ist Ruto das politische Ziehkind des ehemaligen Diktators Daniel arap Moi. Dessen Regime kam vor zwanzig Jahren an ein Ende, seitdem herrscht in Kenia eine weithin sehr geschätzte Redefreiheit.

Was sich nach 2002 nicht geändert hat, ist die endemische Korruption, die sich auch unter der Führung von Ruto nicht ändern wird. Schließlich klebt an ihm Korruptionsverdacht wie an den meisten Politikern im Land. Er hat sich in den letzten Jahren mit mehr oder weniger sauberen Geschäften aller Art an die Spitze gearbeitet, vielen Kenianer:innen, die stark von der Wirtschaftskrise betroffen sind, gilt er damit auch als glänzendes Beispiel.

Die Frage ist allerdings, ob Rutos Präsidentschaft das Schicksal der finanziell angeschlagenen Ke­nia­ne­r:in­nen ändern wird oder ober er, wie die meistens Staatschefs vor ihm, vor allem einer winzig kleinen Gruppe Menschen die Chance bietet, sich persönlich zu bereichern.

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