Waffen für Anschläge: Polizei nimmt mutmaßliche Hamas-Mitglieder in Berlin fest
Die Polizei hat drei Männer festgenommen, die automatische Waffen beschafft haben sollen. Ziel waren offenbar israelische und jüdische Einrichtungen.
Bei den Beschuldigten handelt es sich den Angaben zufolge um die beiden deutsche Staatsangehörigen Abed Al G. und Ahmad I. sowie um den im Libanon geborenen Wael F. M. Sie sollen spätestens seit dem Sommer 2025 Schusswaffen und Munition besorgt haben.
Nach taz-Informationen standen die Männer schon länger unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden. Die Festnahme erfolgte dann direkt bei einer Waffenübergabe in der Turmstraße in Berlin-Moabit. Gefunden wurden darauf ein Sturmgewehr AK 47, mehrere Pistolen und rund 300 Patronen Munition.
Haftbefehle gegen die Männer hatte die Bundesanwaltschaft da noch nicht. Die sollen am Donnerstag beim Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs beantragt werden. Noch am Mittwoch fanden Durchsuchungen in Berlin statt, ebenso bei weiteren Personen in Leipzig und Oberhausen.
„Sehr ernster Vorgang“
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sprach von einem „sehr ernsten Vorgang“. Jüdisches Leben sei in Deutschland bedroht. „Unser Staat ist in der Verantwortung, gegen diese Bedrohungen vorzugehen“, so Hubig. Es dürfe „kein Wegschauen und keine Akzeptanz geben, wenn Terror gegen Jüdinnen und Juden bagatellisiert, relativiert oder im schlimmsten Fall sogar gefeiert wird“.
Erklärtes Ziel der Hamas ist die Vernichtung des Staates Israel und die Errichtung eines islamischen Gottesstaates im Nahen Osten. Die Organisation ist verantwortlich für den Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Menschen als Geiseln genommen wurden.
Es ist nicht die erste Festnahme von mutmaßlichen Hamas-Mitgliedern durch die Bundesanwaltschaft. Schon im Dezember 2023 hatte sie drei Männer in Berlin und einen im niederländischen Rotterdam festnehmen lassen. Sie waren wohl seit Jahren als Auslandsoperateure der Terrororganisation tätig und „nahmen innerhalb der Vereinigung wichtige Positionen mit unmittelbarer Anbindung an Führungskräfte des militärischen Flügels ein“.
Die vier sollen verschiedene Waffendepots teils mit Automatikgewehren angelegt und Anschläge geplant haben. Auch ihre Ziel sollen jüdische und israelische Einrichtungen gewesen sein, allerdings gab es offenbar zusätzliche Pläne für einen Anschlag auf das Tempelhofer Feld in Berlin. Der Prozess gegen die Männer läuft derzeit noch vor dem Staatsschutzsenat des Berliner Kammergerichts. Mit einem Urteil wird Ende des Jahres gerechnet.
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