WM-Spiel Deutschland gegen Südafrika: Nur die Ergebnisse sind schön
Trotz des 4:0-Erfolgs mutet der deutsche Auftritt gegen Südafrika etwas rumpelig an. Doch dank des Turnierbaums kann man auch so weit kommen.
Selbstvertrauen war das Stichwort des Abends. „Wir haben toll kombiniert und hatten Spaß am Spiel“, fand die nahezu beschäftigungslose Almuth Schult. „Und wir haben Tore geschossen, das war gut fürs Selbstbewusstsein.“ „Nach den umkämpften Partien war das hier ein Sieg fürs Selbstbewusstsein“, sagte auch Giulia Gwinn. Und Sara Däbritz fand, man solle „nicht alles nur kritisch bewerten“, sie sei doch sehr zufrieden.
Nach der Partie stand das deutsche Team lange in engem Kreis auf dem Spielfeld zusammen, in Beschwörung eines gemeinsamen Geistes von „La Mannschaft“, wie die Franzosen immer herzig schreiben. Gesteigert hat sich die Mannschaft, vor allem in der Dominanz und der Abwehrleistung, allerdings war es halt auch Südafrika. Der Spielaufbau dagegen schleppte sich dahin und unterstrich eindrücklich, dass es den Deutschen an Klasse im Vergleich zu England, Frankreich oder den USA mangelt. Und an Geistesblitz.
Weil Dzsenifer Marozsán weiter verletzt bleibt, ließ Martina Voss-Tecklenburg gegen Südafrika ohne klassische Zehn und mit Doppelspitze (Klara Bühl und Alex Popp) spielen. Kräftig wurde während der Partie rotiert, auch Hinterbänklerinnen wie Linda Dallmann durften später ran. Dennoch mühten sich die Deutschen vor allem in der ersten Viertelstunde sehr gegen bissige Südafrikanerinnen; viel Ballbesitz, aber auch quälendes Quergeschiebe, alles langsam und durchschaubar, ohne Überraschung.
Guter Aufbaugegner
Es fehlt eine Lenkerin, und unklar, ob Marozsan auch nach ihrer Genesung diese Rolle übernehmen kann. Der Rest der Truppe ist eher fleißig denn genial. Gegen Südafrika reichte das: Etwas überraschend fiel nach einer Ecke von Verena Schweers in der 14. Minute das 1:0 per Kopf durch Melanie Leupolz. Für das 2:0 in der 29. Minute konnte sich Sara Däbritz bei der unsicheren Torhüterin Andile Dlamini bedanken, die ihr eine harmlose Hereingabe quasi vor die Füße klatschte. Südafrika war ein guter Aufbaugegner zur rechten Zeit.
Es war bezeichnend, dass vor allem in der ersten Hälfte die meisten deutschen Chancen aus Flanken und Standards entstanden. Fantasielos und wenig filigran, aber effektiv; es gab Zeiten, wo man so was im Männerfußball das deutsche Spiel nannte. Beim 3:0 kurz vor der Pause köpfte Alex Popp, die sonst vieles liegen ließ, wuchtig zum 3:0 ein. Mit zunehmend zerfallender Ordnung der Südafrikanerinnen ließ es sich dann auch besser kombinieren.
„Wir haben heute häufiger flach über viele Stationen gespielt und die Gegnerinnen vor Probleme gestellt“, bilanzierte Svenja Huth. „Wir wissen, dass wir noch Luft nach oben haben, und wir haben gemerkt, dass wir teilweise noch einen langen Ball einstreuen, der zum Gegner führt. Aber es war ein souveräner Sieg.“ Selbstreflexion und sanfte Selbstkritik, das kann die Truppe. Positiv hängen blieb die Entwicklung von Sara Doorsoun, die nach einigen Unsicherheiten in den letzten Partien diesmal hinten sicher stand und im Spielaufbau mit hübschen Steilpässen gefiel. Ja, es war ein souveräner, ungefährdeter Sieg. Das 4:0 von Lina Magull (58.), wieder nach Freistoß und Torwartfehler, ging auch in der Höhe in Ordnung. Zwei Abseitstore und einige vergebene Chancen, es hätte gar mehr sein können.
Fürs Achtelfinale ist das die ersehnte Traumposition. Die Gegnerinnen, ein drittplatziertes Team der Gruppe A, C oder D, stehen noch nicht fest. Findige Kollegen, die mögliche K.-o.-Paarungen durchrechneten, haben festgestellt, dass Deutschland den vermeintlich leichten Baum erwischt hat, erst mal in sicherem Abstand zu Teams wie Frankreich und den USA. Da, so zumindest die Hoffnung, kommt man auch mit diesem Rumpelfußball schnell mal ins Halbfinale. Mahnerin blieb wie so oft Almuth Schult. „Es darf nicht passieren, dass wir dem Gegner so leichtfertig Torchancen ermöglich“, sagte sie in Hinblick auf die sehr sorglosen letzten zehn Minuten. „Solche Fehler können sehr hart bestraft werden.“ Südafrika war natürlich nicht die Mannschaft, solcherlei Fehler zu bestrafen. Neun Punkte, sechs Tore, null Gegentore, das klingt schöner, als es war. Aber einer wie Bierhoff würde wahrscheinlich sagen: das Ergebnis zählt.
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