WM-Spiel Deutschland gegen Südafrika: Keine Vuvuzelas
Im monotonen Einheitslook, der so nur Werbefilmern gefällt, schießen sich die deutschen Nationalspielerinnen zum Sieg.
Die Voraussetzungen
Um viel ging’s nicht mehr, denn fürs Achtelfinale qualifiziert war das deutsche Team eh schon. Angesagt war eine forsche Trainingseinheit bei 30 Grad in Montpellier, auf die sich die Auswahl mit Tischtennis im Teamhotel vorbereitet hatte. Im Grunde war es nur wichtig, den USA in der ersten K.-o.-Runde auszuweichen. Die DFB-Elf wollte endlich mal „den eigenen Ansprüchen gerecht werden“, wie Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor der Partie sagte. Neu, das heißt von Beginn an, im Team: Klara Bühl im Sturm, Melanie Leupolz und Lina Magull im Mittelfeld. Dafür blieben Lena Goeßling, Lena Oberdorf und Kathrin Hendrich zunächst auf der Bank; Giulia Gwinn rückte als Außenverteidigerin in die Viererabwehrkette.
Das Ergebnis
4:0 (3:0)
Das Spiel
10:1 Torschüsse nach den ersten 45 Minuten. Das deutsche Team überlegen. Die erste Chance schon nach knapp drei Minuten, aber Alexandra Popp grätscht zu lasch rein. Das 1:0 in Minute 14 durch einen Kopfball von Melanie Leupolz, es bleibt bei der Lufthoheit der DFB-Elf, die Popp in der 40. Minute zum 3:0 nutzt. Zwischendrin netzt Magull nach einem Fehler der südafrikanischen Torfrau zum 2:0 ein (29).
Südafrika ist um Aggressivität und frühes Anlaufen bemüht, scheitert aber an sich selbst, wird zunächst nicht gefährlich. Auch ein gelegentlicher Sechser-Abwehrriegel verhindert nicht, dass sich deutsche Angreiferinnen wuchtig durchtanken. Auffällig: Immer wenn das DFB-Team das Flügelspiel forciert und stramm nach innen flankt, wird es gefährlich. Wieder mal ist klar: Moral und Einstellung stimmen, spielerisch fehlt immer noch etwas zur Weltspitze, doch das hindert die DFB-Elf nicht daran, den Score in Halbzeit zwei aufzustocken.
Minute 58: Abstauber-Tor durch Magull, zuvor konnte Südafrikas Keeperin einen Kopfball (sic!) von Hegering nur halbgar abwehren. Doch so langsam baut die deutsche Elf ab. Die eingewechselte Tembi Kgatlana (78.) kommt zu einer Großchance, aber Schult hält gut. Südafrika kann sich besser behaupten – und lässt nur noch zwei Abseitstore des Gegners zu. Die deutsche Elf verpasst es, sich weiter in Turnierlaune zu schießen, die Chancenauswertung bleibt dürftig.
Der Pferdeschwanz-Faktor
Klares 11:1 für Deutschland. Oder sollte man sagen: 1:11. Südafrika, ganz pragmatisch, mit blondiertem Fasson-Schnitt, grünem Iro, angedeutetem Kurz-Afro und modischen Mini-Dreadlocks unterwegs, die Deutschen dagegen im monotonen Einheitslook, der so nur Werbefilmern gefällt.
Das widerlegte Klischee
Südafrikanischer Fußball geht nicht ohne Vuvuzela-Getröte. Aber ins Plaste-Schofarhorn wurde in Montpellier gar nicht geblasen. Waren die Südafrikanerinnen deswegen chancenlos?
Und nun?
Als Gruppenerster spielt Team Germany am Samstag in Grenoble (17.30 Uhr) gegen den besten Dritten aus den Gruppen A, C oder D. Das könnte unter Umständen sogar Brasilien sein.
Leser*innenkommentare
steinziege Meyer
Autsch, es hat geradzu wehgetan, diesen Artikel zu lesen. Hier hätte ich von der taz mehr erwartet, ich hätte es nie erwartet. Sorry, mal wieder die Frauen auf ihr Aussehen reduziert.
Totale Enttäuschung!
Klara Ruders
Na dann werden wir ja sehen wies weiter geht. Ich drück jedenfalls die Daumen!
Lars Behrens
Südafrika, ganz pragmatisch, mit blondiertem Fasson-Schnitt, grünem Iro, angedeutetem Kurz-Afro und modischen Mini-Dreadlocks unterwegs, die Deutschen dagegen im monotonen Einheitslook, der so nur Werbefilmern gefällt.
Les' ich richtig? Dachte, es geht um Sport? Ach halt, ist ja Frauensport. Stimmt ja, Frauen werden ja nicht nur nach ihrer sportlichen Leistung bewertet sondern müssen auch noch gut aussehen dabei. Und wahrscheinlich noch gut kochen können.
Ich fass' es nicht, taz.
Heide Gehr
Echt jetzt? Die TAZ kommentiert den Sieg der Frauennationalmannschaft mit einem Hinweis auf ihre Frisuren? Das kann BILD auch nicht schlechter.