WM-Spiel Deutschland gegen Spanien: Luft nach oben

Gegen das spielerisch stärkere Spanien gelingt dem deutschen Team ein glückliches 1:0. Die DFB-Auswahl ist immer noch dabei, ins Turnier zu kommen.

Zwei Spielerinnen des deutschen Teams umarmen sich neben Spaniens Torhüterin, die ernst schaut

Alexandra Popp (l.) und Torschützin Sara Däbritz jubeln neben Spaniens Torhüterin Sandra Panos Foto: dpa

Die Voraussetzungen

Vor allem galt es die anerkannt Beste zu ersetzen: Dzsenifer Marozsán fiel mit gebrochenem Zeh für den Rest der WM aus, verletzt beim mühsam erkämpften 1:0 über China. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg entschied sich bei der Umstellung für eine erfahrene und eine unerfahrene Variante: Lena Goeßling (33 Jahre alt, 105 Länderspiele) sollte das Spiel ordnen, Lena Oberdorf (17 Jahre alt, vier Länderspiele) sollte für frischen Schwung sorgen und war als eine Art unmittelbarer Marozsán-Ersatz gedacht. Dazu lief noch Verena Schweers erstmals auf. Draußen blieben Carolin Simon und (zunächst) Melanie Leupolz.

Von Gegner Spanien kannte man im deutschen Lager vor allem den Champions-League-Finalisten FC Barcelona – und folglich war gleich schlaumeierisch von Tiki-Taka die Rede. Dabei hatte Spanien beim mühsamen 3:1-Sieg über Südafrika (nach Rückstand und nur mit zwei Elfmetern hatten sie gewonnen) gerade nicht besitzverteidigend den Ball laufen lassen.

Das Ergebnis

1:0 (1:0)

Das Spiel

Anfangs waren es die Spanierinnen, die mit langen Bällen, geschlagen auf schnelle Spitzen, für gute Chancen sorgten. Und es war die etwas starr agierende deutsche Viererkette, die das zuließ: gute spanische Chancen in der 6., in der 14. und in der 15. Minute.

Beim DFB-Team haperte es derweil nicht nur an der Abwehrreihe, die zu starr war. Auffällig war auch, dass das Umschalten gerade vom Mittelfeld zu Stürmerinnen wie Alexandra Popp kaum klappen wollte. Außer in der 42. Minute, als Svenja Huth flankte, Popp zum Kopfball kam, den die spanische Torhüterin nur nach vorne abwehren konnte – und Sara Däbritz den Ball ins Tor stocherte. Verdient ist anders.

Sieht man davon ab, dass Voss-Tecklenburg die unglücklich agierende Verteidigerin Kathrin Hendrich wohl als zentralen Ausfall bewertete und sie durch Klara Bühl ersetzte, eine erst 18-Jährige vom SC Freiburg – die gleich in der 62. Minute für eine gute Chance sorgte: Schuss aus etwa 18 Metern.

Es kam, wie solche Spiele ablaufen, wenn die spielerisch stärkere Mannschaft (Spanien) in Rückstand gerät: das glücklich führende Team (Deutschland) kommt ins Spiel, die anderen erhöhen so sehr den Druck, dass es schon ins Hektische geht. Spannend ist so etwas schon.

Der Zuschauer-Faktor

Voll war die Hütte einmal mehr nicht. Große Fanmassen, die mit Choreos oder mit Gesängen für Stimmung sorgen, waren hier in Valenciennes genausowenig zu sehen wie in den übrigen WM-Stadien. Nicht mal nennenswert viele Transparente hingen rum. Immerhin, Horst Hrubesch war da, mit Ehefrau. Eine Erkenntnis, die man aus der rentnerhaften Atmosphäre ziehen kann: Auch wenn's ruhig ist, kann ein Spiel spannend werden.

Der Lena-Faktor

Als Lehre aus dem China-Spiel hatte die Bundestrainerin die doppelte Lena gebracht: Gössling und Oberdorf, aaaaaber: Lena Oberdorf wurde in der 64. Minute ausgewechselt, Lena Gössling in der 80.

Das widerlegte Klischee

Nix Tiki-Taka, gar nix. Aber das hätte man auch vorher wissen können. Und noch ein Klischee, das der deutsche Fußball seiner Männerhistorie verdankt, wurde widerlegt. Was früher als Fritz-Walter-Wetter galt, stimmt nicht: Erst regnete es, und erst als nach etwa 30 Minuten der Himmel aufriss, kam die DFB-Elf ins Spiel.

Und nun?

Aus deutscher Sicht eine Art Steigerung gegenüber China. Nämlich: eher noch weniger vom Spiel gehabt, aber gegen einen noch stärkeren Gegner trotzdem gewonnen. Das kann ja noch was werden.

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