Vormarsch der US-Abtreibungsgegner: Etappensieg für Frauenfeinde
Der Allianz aus Religiösen, Nationalisten und radikal Rechten geht es nicht um vermeintlich gute Gründe. Ihnen geht es ums Prinzip.
M anche mögen meinen, dass Abtreibungen nur in seltenen Ausnahmefällen möglich sein sollten. Und dass der Bundesstaat Mississippi das Richtige tue, wenn er das Zeitfenster für den Eingriff um Wochen verkürzen will.
Den radikalen Abtreibungsgegnern geht es jedoch weder um Fristen noch darum, ob eine Frau vergewaltigt worden ist oder welche Gründe auch immer sie zu der Entscheidung gegen das Kind bringen. Ihnen geht es um das Prinzip.
Die Allianz von konservativen Religiösen, Nationalisten und radikal Rechten kämpft seit einem halben Jahrhundert gegen das Selbstbestimmungsrecht der Frauen. Mit systematischer Methode setzen sie immer neue Gesetze, Regeln und finanzielle Hürden durch, die alle das eine große Ziel verfolgen: das generelle Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen.
Schon vor dem Grundsatzurteil von 1973 „Roe gegen Wade“ hat es in den USA Abtreibungen gegeben. Und es wird sie auch in Zukunft geben. Aber sie werden gefährlicher und sozial ungerechter sein. Frauen, die sich teure Reisen und Ärzte leisten können, werden sich zu helfen wissen.
Heuchelei, die zum Himmel stinkt
Wer kein Geld hat, wird die ungewollten Kinder bekommen oder bei EngelmacherInnen Hilfe suchen, bei denen die Eingriffe tödlich enden können.
Die Heuchlerei der selbst ernannten „Lebensschützer“ stinkt zum Himmel. Denn sie verteidigen zugleich „Freiheiten“, die nichts mit dem Schutz von Leben zu tun haben. Sie treten ein für das Recht auf Schusswaffen und für die Todesstrafe. Sie kämpfen weder gegen die extreme Armut noch gegen das Fehlen einer Krankenversicherung für Millionen.
Ihr Engagement gilt dem Festhalten an der alten Ordnung und Macht. Der Rest der Welt kann über die Rückwärtsgewandtheit der Konservativen in den USA den Kopf schütteln. Doch sollte sich niemand der Illusion hingeben, dass der Kreuzzug bei dem Verbot von Abtreibung und an den Grenzen der USA haltmachen wird. Ihre Netzwerke agieren längst global.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“