Vorläufiges Ende der Münzgeld-Toiletten: Nur noch bargeldlos
Die meisten öffentlichen Toiletten in Berlin können in den nächsten sechs Monaten nur noch bargeldlos benutzt werden. 50 Toiletten werden kostenlos.
taz | Die Benutzung eines Großteils der öffentlichen Toiletten in Berlin wird bald vorerst nur noch mit Kreditkarte, Girokarte oder Smartphone möglich sein. Das verkündete die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz am Montag. Am selben Tag hat die nach Vertrag zuständige Wall GmbH bereits angefangen, die Toiletten für den bargeldlosen Betrieb umzurüsten. Dieser Prozess soll in den nächsten Wochen für 230 der 280 von Wall betriebenen Toiletten abgeschlossen sein.
Die übrigen 50 Toiletten sollen probehalber bis Mitte Februar 2023 kostenlos werden. Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken Katalin Gennburg zeigt sich von der schnellen Umrüstung überrascht und kritisiert diese scharf. Durch den Wegfall des Münzbetriebs werde ausgerechnet den Menschen der Zugang zu einem großen Teil der öffentlichen Toiletten verwehrt, die am häufigsten auf diese angewiesen seien, nämlich Ältere und Obdachlose. „Dadurch wird ein weiterer sozialer Ausschluss geschaffen, da hilft die Testphase der kostenlosen Toiletten überhaupt nicht,“ sagte Gennburg der taz.
Das Vorgehen der Senatsverwaltung werfe die Frage auf, ob sie öffentliche Toiletten hauptsächlich als Teil der touristischen Infrastruktur betrachte oder als Alltagsorte aller Berliner:innen. Das müsse in der Koalition ernsthaft diskutiert werden. Die Ankündigung der Senatsverwaltung habe diesbezüglich einen bitteren Beigeschmack.
Laut dieser erfolgt die Umstellung auf den bargeldlosen Betrieb als Antwort auf eine seit Dezember 2021 andauernde Einbruchsserie in die Berliner Toiletten. Inwieweit dieser damit entgegengewirkt werden konnte, soll nach Ablauf der sechsmonatigen Probephase ausgewertet werden.
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