Vor Gericht gegen den Klimawandel: Ulf verklagt Volkswagen
VW trage Mitschuld an der Erderhitzung, argumentiert ein Landwirt. Er will den Konzern zum Klimaschutz verpflichten lassen.
Das Video heißt „Warum verklagst du Volkswagen, Ulf?“. Denn genau das macht Allhoff-Cramer, zusammen mit drei anderen Personen und unterstützt von Greenpeace. Er will den Autokonzern als einen der großen Klimawandel-Verursacher zur Verantwortung ziehen. Am Freitag beginnt das Verfahren vor dem Landgericht Detmold.
Die Kläger:innen wollen, dass Volkswagen juristisch zum Klimaschutz verpflichtet wird, wie es bei Staaten wie den Niederlanden und auch Deutschland schon der Fall war. Sie argumentieren unter anderem mit einer Studie, die Greenpeace selbst einmal durchgeführt hat, nach der der CO2-Fußabdruck von VW in etwa dem von Australien entspreche – einem der ganz großen Verschmutzer unter den Staaten. Konkret soll der Autobauer bis 2029 nur noch maximal ein Viertel seiner verkauften Autos mit Verbrennungsmotoren ausrüsten dürfen. Und danach, ab 2030, soll damit ganz Schluss sein. Die Emissionen des Konzerns sollen bis dahin um 65 Prozent im Vergleich zu 2018 sinken.
VW habe „spätestens seit 1983“ von der Klimakrise und der Bedeutung der Autos dafür gewusst, meint Greenpeace mit Verweis auf eigene Recherchen. Statt das Geschäftsmodell daraufhin zu ändern, habe der Konzern dann in der Öffentlichkeit Zweifel an der Klimaschädlichkeit von Autos gesät und Klimaschutz in der Branche aktiv verhindert, kritisiert die NGO.
„Diese Fehlentscheidungen des Konzerns stehen für das langjährige Versagen der deutschen Wirtschaft im Klimaschutz“, meint der deutsche Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser, der auch einer der Kläger:innen ist. „Bei VW ist dies besonders skandalös, weil der Konzern seine Macht als größter europäischer Autohersteller gegen die Politik und das Allgemeinwohl eingesetzt hat.“
Den genauen Grund für Dürren zu finden ist kompliziert
Bei Volkswagen sieht man das anders. „In einer freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung sind die wesentlichen Entscheidungen durch den Gesetzgeber zu treffen“, heißt es bei VW. Klagen gegen „einzelne herausgegriffene Unternehmen“ seien angesichts der Komplexität des Klimaschutzes ungeeignet. Das Unternehmen glaubt nicht an einen Erfolg der Klage und will die Abweisung beantragen.
Während es zum Beispiel bei Hitzewellen ganz deutlich ist, dass sie durch die Klimakrise praktisch überall häufiger und intensiver werden, ist die Lage bei Dürren komplizierter. Nicht nur die Niederschlagsmenge spielt eine Rolle. Wie viel Wasser letztlich im Boden oder in Gewässern bleibt, hat auch mit anderen Faktoren wie der Temperatur und damit einhergehender Verdunstung sowie der Bodenbeschaffenheit zu tun.
Nicht überall auf der Welt werden Dürren zunehmen. An manchen Orten wird es sogar nasser. Für Landwirt:innen ist natürlich auch das ein Problem. In Europa ist laut Weltklimarat bisher besonders der Mittelmeerraum zunehmend von Dürren betroffen. Auch in Mitteleuropa könnten sie jedoch in Zukunft bei fortschreitender Erderhitzung häufiger werden.
„Wir Bäuer:innen, hier und überall auf der Welt, spüren die Folgen der Erderhitzung an allen Ecken und Kanten“, sagt Allhoff-Cramer, der hofft, dass sein Sohn seinen Hof irgendwann übernehmen kann. „Sie ist existenzbedrohend für uns.“
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