Von Impfgegnern bedroht: Medizinerin nimmt sich das Leben

Monatelang ist eine Ärztin in Österreich von Impf­geg­ne­r:in­nen bedroht worden. Im Juni schloss sie ihre Praxis. Jetzt hat sie sich das Leben genommen.

Impfpass mit Bestätigung einer Coronaimpfung

Weil sie sich für Coronaimpfungen einsetzte, wurde die Ärztin bedroht Foto: dpa

VÖCKLABRUCK dpa/taz | In Österreich hat sich eine Ärztin, die ihre Praxis nach Morddrohungen durch Gegner der Coronamaßnahmen geschlossen hatte, das Leben genommen. Die Staatsanwaltschaft Wels bestätigte am Freitag entsprechende Medienberichte. Es seien Abschiedsbriefe gefunden worden, zu deren Inhalt man nichts sagen wolle, so die Staatsanwaltschaft. Auf eine Obduktion werde verzichtet.

Der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) reagierte bestürzt auf die Nachricht vom Tod der Ärztin. „Morddrohungen gegen sie und ihre Mitarbeitenden waren brutale Realität. Hass gegen Menschen ist unentschuldbar. Dieser Hass muss endlich aufhören“, schrieb er auf Twitter.

Die in Oberösterreich tätige Medizinerin Lisa-Marie Kellermayr hatte jüngst ihre Praxis geschlossen. Auf ihrer Website begründete sie diesen Schritt damit, dass sie seit Monaten Drohschreiben „aus der Covid-Maßnahmengegner- und Impfgegner-Szene“ erhalte und sie sich die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr leisten könne. In einem der Drohschreiben beschrieb der Verfasser, wie er in die Praxis kommen könnte, um dort die Ärztin und ihre Mitarbeiter zu foltern und zu töten.

Laut Medienberichten hatten die Drohungen begonnen, nachdem die Ärztin Ende letzten Jahres auf Twitter eine Demonstration von Corona-Leugner:innen und Impf­geg­ne­r:in­nen vor dem Klinikum kritisiert hatte.

Die Medizinerin hatte über längere Zeit Polizeischutz erhalten, nach eigenen Angaben aber auch selbst rund 100.000 Euro für Schutzmaßnahmen ausgegeben. Kellermayr hatte die Polizei wegen zunächst fehlender Unterstützung kritisiert.

Die Polizei ermittelt wegen der Drohschreiben weiter gegen Unbekannt. An diesen Ermittlungen ändere auch der Tod der Frau nichts, man warte nach wie vor auf den Abschlussbericht der Polizei, so die Staatsanwaltschaft.

In Österreich kritisiert als einzige Parlamentspartei die rechte FPÖ seit Langem praktisch jede Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie scharf als unsinnig. Die Regierung aus ÖVP und Grünen hat inzwischen die Coronamaßnahmen extrem gelockert. So wurde die Impfpflicht abgeschafft und ab 1. August muss auch kein Corona-Infizierter mehr in Isolation.

Wenn Sie Suizidgedanken haben, sprechen Sie darüber mit jemandem. Sie können sich rund um die Uhr an die Telefonseelsorge wenden (08 00/111 0 111 oder 08 00/111 0 222) oder www.telefonseelsorge.de besuchen.

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