Vogelgrippe in den USA: Eier werden Luxusgut
In den USA weitet sich die Vogelgrippe weiter aus. Trump kürzt derweil beim zuständigen Ministerium und der Seuchenschutzbehörde.

„Joe Biden ließ die Eierpreise außer Kontrolle geraten. […] Und wir arbeiten hart daran, sie wieder zu senken“, sagte Trump während einer Rede vor dem US-Kongress. Doch der Seitenhieb gegen seinen Vorgänger ist im Fall der Eierpreis-Explosion nicht ganz berechtigt.
Dass Eier in den USA im Januar so teuer waren wie noch nie, liegt vor allem am schlimmsten Vogelgrippeausbruch seit fast einem Jahrzehnt. Lag der Preis für ein Dutzend Eier im August 2023 bei knapp über zwei Dollar, so waren es im Januar 2025 im Durchschnitt 4,95 Dollar. Doch auch Preise jenseits der zehn Dollar sind mancherorts nichts Außergewöhnliches mehr.
Mehr als 158 Millionen Tiere geschlachtet
Der Vogelgrippeausbruch hat bisher dazu geführt, dass mehr als 158 Millionen Hühner im Land geschlachtet werden mussten. Um die Ausbreitung der hochansteckenden Krankheit einzudämmen, werden nämlich nicht nur infizierte Tiere geschlachtet, sondern ganze Schwärme, in denen ein Vogelgrippefall bestätigt wurde. Unter den geschlachteten Geflügeltieren befinden sich auch Truthähne und Hühner für die Fleischproduktion, doch der überwiegende Anteil waren Hühner in der Eierproduktion.
Da Eierpreise jedoch normalerweise erst um die Osterzeit ihre Höchstpreise erreichen, rechnet das US-Landwirtschaftsministerium damit, dass die Preise um weitere 20 Prozent ansteigen könnten. Andere Faktoren, die zu den gestiegenen Preisen beigetragen haben, sind höhere Kraftstoff-, Futter- und Lohnkosten. Das US-Justizministerium untersucht laut Medienberichten zudem, ob Eierproduzenten gegen wettbewerbsrechtliche Vorschriften verstoßen und somit ebenfalls die Situation verschärft hätten.
Arbeitgeberverbände weisen diese Vorwürfe zurück. „Die Statistiken zu Farmen und Vögeln, die durch [die Vogelgrippe] verloren gehen, sind alarmierend, und die Krise ist noch schwerwiegender, als die Zahlen zeigen“, sagte Tony Wesner, Geschäftsführer des zweitgrößten US-Eierproduzenten Rose Acre Farms, während einer Kongressanhörung im Februar.
Große Aufgabe – wenig Personal
Wesner hat die US-Regierung während seiner Anhörung aufgefordert, dringend gegen die Ausbreitung des Virus vorzugehen. „Es geht um viel mehr als nur Eier – es geht um anderes Geflügel, Vieh und ja, unsere menschliche Bevölkerung“, sagte er.
Diese Aufforderung kommt inmitten eines Sparkurses der US-Regierung. Diese versucht unter Aufsicht von Milliardär Elon Musk gerade, Milliarden an US-Dollar in Personalkosten zu sparen. Das Landwirtschaftsministerium und die US-Seuchenschutzbehörde CDC, die im Kampf gegen den Vogelgrippeausbruch an vorderster Stelle stehen, sind von diesen Maßnahmen betroffen. Zwar wurden in den vergangenen Wochen etliche Kündigungen wieder zurückgenommen, doch diese Störungen erschweren ein koordiniertes Vorgehen.
„In einer Zeit, in der die Produzenten bereits mit der Vogelgrippe zu kämpfen haben, die Öffentlichkeit mit hohen Preisen konfrontiert ist und alle Amerikaner besorgt sind, was eine weitere Verbreitung des Virus bedeuten könnte, wäre die Streichung dieser Stellen das Letzte, was die Regierung hätte tun sollen“, sagte die demokratische Senatorin Amy Klobuchar.
Gefahr für Menschen?
Aktuell ist die Vogelgrippe vor allem für Mitarbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben gefährlich. Bisher wurden in den USA 70 Infektionsfälle bei Menschen gemeldet. In über 60 der Fälle arbeiteten die Personen in Geflügel- und Rinderbetrieben. Im Januar wurde in Louisiana auch der erste Todesfall bekannt.
Trotzdem ist die Gefahr für die Allgemeinbevölkerung laut Behörden weiterhin gering. Aber manche Virologen befürchten, dass sich dies mit dem neuen US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. ändern könnte. Die große Sorge geht auf Rohmilch zurück. Der Verkauf von Rohmilch über Bundesstaatsgrenzen hinweg ist in den USA verboten. Doch Kennedy, der laut eigenen Aussagen nur Rohmilch trinkt, könnte die Bestimmungen lockern.
„Wenn die US-Aufsichtsbehörde FDA sagt, Rohmilch sei jetzt legal, und die CDC kommt und sagt, sie rate zum Konsum von Rohmilch, dann ist das ein Rezept für Masseninfektionen“, sagt Angela Rasmussen, Virologin und Co-Chefredakteurin der medizinischen Fachzeitschrift Vaccine sowie Professorin an der University of Saskatchewan in Kanada.
Die Seuchenbehörde CDC warnt, dass der Vogelgrippevirus durch den Konsum von Rohmilch an Menschen übertragen werden könnte. Der Virus wurde bisher in mehr als 950 Rinderherden in 17 Bundesstaaten entdeckt. Eine neue Variante des Virus, die letzten Monat in einer Herde in Nevada entdeckt wurde, sorgte allerdings für Beunruhigung unter Experten, da ein sich rasch verändernder Virus schwerer zu bekämpfen ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Maja Göpel zu Union-SPD-Sondierungen
„So wird es männlich, dominant und weiß“
Debatte um Verteidigungsbudget
Hurra, wir rüsten wieder!
Debatte über Solarenergie
Mentalitätswechsel nötig
Wehrbericht zieht miese Bilanz
Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht zur Bundeswehr
Drohungen gegen taz-Redakteur
Chefredaktion zu Anfeindungen gegen Nicholas Potter
BSW nach Bundestagswahl
BSW klagt in Karlsruhe auf Neuauszählung der Wahl