Viele Verletzte in Jerusalem: Kämpfe auf dem Tempelberg
Israelische Sicherheitskräfte dringen in die Al-Aqsa-Moschee ein, im Westjordanland gibt es mehrere Razzien. Die Angst vor weiterer Eskalation wächst.
In diesem Jahr fallen die drei höchsten Feste der drei abrahamitischen Religionen auf einen Freitag zusammen: Karfreitag, der zweite Freitag des Ramadan und der Beginn des Pessachfestes. Besonders festlich ist die Stimmung nicht – angesichts der Gewalt sowohl in Israel als auch im Westjordanland und der Sorgen vieler vor einer weiteren Eskalation.
Seit den Anschlägen der vergangenen Wochen in vier israelischen Städten, bei denen 14 Menschen getötet worden sind, ist Israel in Alarmbereitschaft. Das Militär stockt die Verteidigungskräfte auf – wohl auch, um das erschütterte Sicherheitsgefühl der israelischen Bürger*innen wiederherzustellen. Innerhalb von Israel werden verstärkt Polizist*innen und Soldat*innen postiert.
Im Westjordanland führt das israelische Militär Razzien durch. In den ersten Tagen nach den Anschlägen konzentrierten sie sich vor allem auf Jenin – die Stadt im Westjordanland, aus der die Attentäter der Anschläge in Tel Aviv und Bnei Brak stammten. Als weitere Maßnahme wurden vielen der Einwohner:innen von Jenin die Passierscheine nach Israel und Ost-Jerusalem entzogen. Außerdem dürfen Israelis die Stadt nicht mehr betreten. Das sorgt gerade während des Ramadan für Unmut unter den Geschäftsinhaber*innen, denn palästinensisch-stämmige Israelis machen einen großen Teil ihrer Umsätze aus.
Der Konflikt um den Tempelberg hat besondere Sprengkraft
In den vergangenen Tagen weitete das Militär die Hausdurchsuchungen und Festnahmen auch auf andere Teile des Westjordanlandes aus: Am vergangenen Mittwoch wurden dabei drei Palästinenser*innen getötet, unter ihnen auch ein 14-Jähriger aus Husan in der Nähe von Bethlehem. In den vergangenen zwei Wochen wurden fünfzehn Palästinenser*innen vom israelischen Militär getötet, teilweise nachdem sie dieses zuvor angegriffen hatten.
In Jerusalem wurde die Atmosphäre zusätzlich angeheizt von der Ankündigung einiger extremistischer Jüd*innen, vor dem Beginn von Pessach – gemäß einem alten Ritual – Ziegen auf dem Tempelberg opfern zu wollen. Eine Gruppe, die es tatsächlich versucht hatte, wurde von der israelischen Polizei am Donnerstag festgenommen. Dieser Vorstoß ist nicht ungewöhnlich, fällt aber in diesem Jahr in den Ramadan-Monat und ist dadurch besonders kontrovers.
Der Tempelberg, auf dem die Al-Aqsa-Moschee steht, ist sowohl im Judentum als auch im Islam eine der bedeutendsten religiösen Stätten. Laut derzeitigem Status Quo dürfen Jüd*innen den Tempelberg zwar zu bestimmten Zeiten betreten, jedoch nicht dort beten. Ein Rütteln an dieser Vereinbarung könnte eine weitere Eskalation hervorrufen.
Am Donnerstag hatten die Anführer der militanten Organisation Hamas im Gazastreifen vor „zionistischen Bedrohungen“ des Tempelbergs gewarnt und zu einer Eskalation gegen Israel aufgerufen. In der vergangenen Woche hatten sie mit vorerst vagen Worten Jerusalem und die Al-Aqsa-Moschee zu roten Linien erklärt.
Für den Beginn des jüdischen Pessachfestes hat das israelische Militär die Schließung der Grenzen des Westjordanlandes nach Israel verkündet. Diese soll von Freitagabend bis Samstagnacht gelten.
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