Israel-Palästina-Konflikt: Steigende Spannungen

Nach den Anschlägen eskaliert die Lage weiter. Palästinenser verwüsten das Josefsgrab, das israelische Militär tötet vier Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen.

Ein vermummter Jugnedlicher trägt ein Benzinfass auf den Schultern

Palästinensische Demonstranten nähern sich der jüdischen Siedlung Beit El bei Ramallah Foto: Mohamad Torokman/reuters

BERLIN taz | Nach den vier auf israelischem Boden verübten Anschlägen der letzten Wochen verschärft Israel seine Präsenz und sein militärisches Vorgehen im Westjor­danland: Innerhalb der letzten 24 Stunden wurden vier Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen von israelischen Sicherheitskräften getötet, teilweise nachdem diese sie zuvor angegriffen hatten.

Montagfrüh erschoss das Militär nach eigenen Angaben einen Palästinenser nahe der im Westjordanland gelegenen Stadt Bethlehem, nachdem dieser eine Brandbombe in Richtung eines israelischen Fahrzeugs schleuderte. Am Sonntag wurde eine Palästinenserin getötet, als sie einen Soldaten an einem Grenzposten nahe der Stadt Hebron angriff. Eine weitere Palästinenserin starb, nachdem sie sich israelischen Sol­da­t*in­nen genähert und nach Warnschüssen nicht stehengeblieben war. Nach Angaben der israelischen Zeitung Ha’aretz war die verwitwete Mutter von sechs Kindern unbewaffnet.

Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa wurde außerdem ein 17-Jähriger bei einer Razzia in Jenin getötet. Aus der Stadt stammte auch der Angreifer, der im Zentrum von Tel Aviv um sich schoss. Der Mann, der kürzlich fünf Menschen im orthodox geprägten Bnei Brak tötete, kam ebenfalls aus der Nähe von Jenin. Laut Wafa wurden am Montag bei verschiedenen Militärrazzien mindestens 23 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen festgenommen, darunter zwei Minderjährige.

Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz schrieb am Freitag auf Twitter, man habe bereits etwa 200 Menschen verhaftet, „wenn nötig“ werde man auch Tausende festnehmen. „Wir haben mit eiserner operativer Hand und israelischer eiserner Faust immer gewonnen“, so Gantz weiter.

Angriff auf zwei Israelis am Josefsgrab

Die Einsätze im Westjordanland folgen nicht nur auf die Anschläge, sondern auch auf Übergriffe am sogenannten Josefsgrab: Am Montagmorgen wurden nach Angaben von Ha’aretz zwei jüdische Israelis von Palästinensern angeschossen, als sie das Grab besuchen wollten. Zwei Tage zuvor hatten militante Palästinenser die Stätte teilweise verwüstet und in Brand gesteckt.

Israel will nun auch die Grenzanlage zum Westjordanland erneuern und ausbauen

Im Josefsgrab soll nach jüdischem Glauben der auch in der Bibel wichtige Stammesvater Josef mit seinen Söhnen Ephraim und Manasse bestattet worden sein. Das Grab ist auch für Muslime ein spiritueller Ort und war seit der Eroberung durch Israel im Jahr 1967 immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen. Das Gebiet um das Grab gehört heute zum Westjordanland, die Stätte ist eine israelische Enklave.

Israel will nun auch die Sperranlage zum Westjordanland erneuern und ausbauen. Seit rund zwanzig Jahren steht dort ein Grenzzaun, der Israel und israelische Siedlungen im Westjor­danland von den Gebieten der Palästinenser trennt. Teilweise verläuft er auch durch diese hindurch. Teile des Zauns sollen nun durch eine etwa 40 Kilometer lange Mauer ersetzt werden. Sie soll bis zu neun Meter hoch werden, laut Verteidigungsministerium „aus Beton, Sicherheitsausrüstung und zusätzlichen technischen Komponenten“ bestehen und umgerechnet rund 102 Millionen Euro kosten.

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