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Verschwundener HolzpenisWenn ein Phallus fällt

Im Allgäu wurde ein berühmter Holzpenis geklaut. Aber warum die Trauer? Wirklich subversiv dagegen wären Vulven.

Hier könnte eine Vulva stehen: Selfie mit Holzpenis Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Das Städtchen Rettenberg im Oberallgäu ist um einen Penis ärmer. In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat sich jemand an einem der bekanntesten „Kulturdenkmäler“ der Region zu schaffen gemacht und den berühmten Phallus vom Grünten geklaut.

Angeblich bekam ein Rettinger den Penis vor ein paar Jahren von seinen Freund*innen zum 18. Geburtstag geschenkt. Weil sein Vater ihn aber nicht in seinem Garten stehen haben wollte, schafften sie ihn auf den Gipfel des Grünten. Seitdem haben die Rettinger*innen den Penis offenbar lieben gelernt. Eine örtliche Brauerei benannte sogar ein Bier nach ihm. Auch Rettenbergs Bürgermeister Nikolaus Weißinger bedauerte gegenüber der Allgäuer Zeitung, dass das ungewöhnliche „Kulturdenkmal“ nicht mehr da sei.

Doch wieso die große Trauer? Ist ein Penis in der Öffentlichkeit wirklich so besonders, auch wenn er zwei Meter groß und aus Holz ist? Schließlich begegnet man Phallusdarstellungen – in mehr oder weniger abstrakter Form – andauernd.

Manhattan, Dubai und Shanghai sind ganze Wälder aus stilisierten Phalli, gebaut von Männern, die wahrscheinlich alle beweisen wollten, dass sie den Größeren haben. Sowohl männliche als auch weibliche Grundschüler*innen malen Penisse in die Hefte ihrer Sitz­nach­bar*in­nen.

Penisse sind nicht provokant

Wenn sie besonders mutig sind, sprühen sie sie auf Hauswände und schreiben daneben „Sex“. Aber auch Teenager*innen finden es immer wieder witzig, mit Edding Penisse ins Gesicht von schlafenden betrunkenen Freun­d*in­nen zu malen – in Filmen und im echten Leben. Im Allgäu scheinen viele Menschen einen ähnlichen Humor zu haben. In sozialen Netzwerken beschimpfen sie die Tä­ter*in­nen als „spießig“, „humorlos“ oder „oberchristlich“.

Dabei könnte man es auch andersherum sehen: Penisse, egal ob gemalt, als Gebäude stilisiert oder als große Holzfigur, sind in unserer patriarchalen, christlich geprägten Gesellschaft vollkommen akzeptiert und deswegen weder witzig noch provokant. Darstellungen von Vulven dagegen sind immer noch subversiv, auch wenn sie in den letzten Jahren – zumindest auf Berliner Hauswänden und evangelischen Kirchentagen – präsenter geworden sind. Doch eine zwei Meter große Vulva auf einem Berggipfel im katholischen Bayern? Das wäre aufsehenerregend im Land der Phalli.

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16 Kommentare

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  • Also, jemand bekommt einen Scherzartikel. Dieser ist ein Scherz. Mehr nicht. Ein Penis als Scherz. Der Scherz ist zu groß für den Garten, der Scherz kommt auf den Berg. Der Scherz wird angenommen.

    Nichts subversives, nichts gewollt provokantes.



    Etwas, das angenommen wurde, harmlos und für den einen witzig, für den anderen nicht.

    Und man kann das einfach mal auf der Ebene lassen.



    Oder eine 2 Meter Vulva verschenken.



    Die dann vielleicht auch auf einem Berg landet.

  • Cool, ich habe ein Kulturdenkmal in meiner Hose! Habe ich *so* noch nie betrachtet. Zum Glück wohne ich nicht im Allgäu, sonst hätte ich jetzt Angst.

  • Warum sollten Darstellungen von Geschlechtsorganen egal welchen Geschlechts überhaupt irgendetwas in der Öffentlichkeit verloren haben?

    • @Ein alter Kauz:

      “Wieso nicht?“ sagt Rabbi Katz.



      &



      “Ein alter Kauz - denkt nur an Mäuse.“



      - Meint der Alte aus Wiedensahl - 🤫 -

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    es ist immer wieder "erstaunlich", dass jeder artikel einer autorin zum thema gender derselben postwendend von den lieben kommunarden um die ohren gehauen wird.



    gähn.

    • @90118 (Profil gelöscht):

      Schonn. Aber die feinsinig Difference -



      Die grad Sie so superb ziert! Newahr.



      Ist halt wie wahr & ganz genderneutral -



      Arg selten im e-kommune-Geviert.



      A gähn - Lassens noch einen - Gehn!



      Normal.

  • Da gähnt man doch in Berlin!

    ...... Ein riesiges, 200 qm großes Plakat ziert momentan eine Häuserwand in Berlin. Darauf zu sehen ist ein Frauenmund, der hochkant abgebildet ist und mit einem eingeführten Finger erkennbar eine Vulva darstellen soll. Daneben steht in blutroter Schrift: "Meine Produkteinführung des Monats". .......

    www.stern.de/neon/...sehen-8911104.html

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @Ringelnatz1:

      werbung ist werbung.



      männer grillen hier fleisch und fahren auto.



      frauen verteidigen ihr dasein gegen äußerliche alterungserscheinungen.



      wenn jetzt ein tamponhersteller aufklären will ist das genau so glaubwürdig wie jede andere werbung.

  • Vulven sind grundsätzlich erstmal genauso wenig subversiv wie Penes.

    Provokation um der Provokation Willen, ohne Message, ist nur billiges heischen nach Aufmerksamkeit.

    Ist wie bei Nacktheit im Theater, Florentina Holzinger mit Tanz als Beispiel, wo einem als Zuschauer von den Tänzerinnen die Vagina gezeigt wird. Das wird einem dann als empowerment und Spiel mit männlichen Phantasien verkauft. Ist das jetzt wirklich "subversiv" oder hat einer gemerkt, Scheiße, echt mittelmäßig die Performance, lass das mal aufpeppen. Wie machen wir das am einfachsten? Lass die Tänzerinnen ihre Vagina zeigen. Super Idee, kostenlos und sorgt für Publicity.

    • @Sven Günther:

      Au Backe. Svennieboy wieder mit Strengbeweis ünnerwegens.

      “ Provokation um der Provokation Willen, ohne Message, ist nur billiges heischen nach Aufmerksamkeit.“

      Als Gran Fetes noch Grand Fetes warn.



      &



      Im Midi - noch nich schwer affig öde - GeMickelJacksond sondern derbe Geschwooft wurde.



      War standard bei den TürenWechselNo!



      Der nackte Cul aus der Tür rasant!



      Message Zéro - Gaudi superb - à qui était-ce? Erkannt?!No - 🤫 -



      Selbst die Petangs klackten/klatschten😂

      kurz - Nicht alles. Was zwei Backen.



      Ein Gedicht. Nicht - 😱 -

  • Wirklich subversiv dagegen wären Vulven.



    Wäre es das wirklich?



    Ich habe Zweifel.

  • Ja wie - Babys - 😱 -

    “ Verschwundener Holzpenis: Wenn ein Phallus fällt



    Im Allgäu wurde ein berühmter Holzpenis geklaut. Aber warum die Trauer? Wirklich subversiv dagegen wären Vulven.“

    kurz - Mädels! Wer hat die 🪓? -



    Wer puntzt den Hobel¿



    Raubank - macht doch eher schlank!



    🪵 vor der 🛖 🛖 - Wird sich doch - Ausreichend finden lassen noch!



    Schlaghosen - damit nicht alles inne 👢



    Maßnehmen Storchenschnabel variabel



    Frisch ans Werk! Soll das Werk die Meisterinnen loben!



    Doch kommt der Segen auch von oben?

    Nú. Das ist so eine eine &+PU-Fragen!



    & Däh! & -



    Shure!Vollzentral: Ohne oder mit Rasur?



    Weiterleit ich: a Peterle 🌑 - Übertragen!



    Normal.

    • @Lowandorder:

      Nochens - Phallus clarus - Kaa Stuß - 🤫

      Ein sauberscharfen handlich Beitel -



      Brauchts scho füran guudn Scheitel!

  • "Manhattan, Dubai und Shanghai sind ganze Wälder aus stilisierten Phalli"



    Spätestens seit Leslie Nilsen gelten auch Eisenbahntunnel als stilisierte Vulven, weiß doch jede*r ;). Wenn man mal die Augen aufmacht, findet man sie plötzlich überall.



    "Penisse ... weder witzig noch provokant"



    Deshalb machten die Leute auch Selfies vor der Skulptur. Weil sie absolut langweilig ist.

  • huijuijui, jedes senkrecht stehendes objekt, seien es hochhäuser, laternenpfähle oder grashalme. alles phalli.

    vulven als wohnobjekte? dann lieber die schönheit geniessen. und ja, ein vulvenwanderweg wäre was feines. auf gehts, bildhauerinnen.

    • @fly:

      Vulvenwanderweg - Mädels seid mir nicht böse. Wenn ihr dran & rummacht:



      Mit Henry Miller - Eine dabei - die lacht!



      & Mal ich Kiefer & 👅 - leicht lööse - 😂 -



      Siehste wohl 🌳🌲 🌳 Zeit für den Pirol!



      m.youtube.com/watch?v=e69q49W0gV8 - nur in deine 👀 sehn“