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Verlust für Hamburgs GrüneUmweltsenator Jens Kerstan hört auf

Der Hamburger Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) tritt bei der nächsten Bürgerschaftswahl nicht mehr an. Der 58-Jährige nennt gesundheitliche Gründe.

Nun sind die Auftritte gezählt: Jens Kerstan bei der Einweihung von Hamburgs erster Abwasser-Recyclinganlage am 9. September 2024 Foto: dpa | Christian Charisius

Es gibt Momente im Leben eines Politikers, wo er merkt, dass sich der Kampf lohnt. Für Hamburgs scheidenden Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen) dürfte ein solcher am 19. August gewesen sein. Da übergab Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Förderbescheide für ein Wasserstoff-Leitungsnetz im Hamburger Hafen und einen Wasserstoff-Elektrolyseur am Standort des ehemaligen Kohlekraftwerks Moorburg.

Eine Zukunftsvision – der Ersatz von Kohlenstoff als Energieträger und das Ende der CO2 emittierenden Wirtschaft – werde real, sagte Kerstan bei dem Vor-Ort-Termin sichtlich zufrieden. Dabei hatten die Grünen in seiner Zeit als Fraktionschef in der Hamburgischen Bürgerschaft das Kohlekraftwerk Moorburg noch zähneknirschend akzeptieren müssen, obwohl sie mit dessen Verhinderung Wahlkampf gemacht hatten.

Doch das ist Geschichte. Hamburg ist auf dem Weg, seine Energieversorgung klimaneutral zu gestalten und Kerstan hat wesentlich dazu beigetragen. Als Fraktionschef unterstützte er 2012/13 gegen die regierende SPD die Volksinitiative zum Rückkauf der Hamburger Versorgungsnetze für Strom, Gas und Fernwärme.

Der folgende Volksentscheid war knapp erfolgreich. Kerstan, Umweltsenator seit Beginn der rot-grünen Koalition in Hamburg 2015 – setzte ihn gegen Widerstände um, und bekam damit ein Mittel in die Hand, die Energiewende voranzutreiben. Allerdings geht das langsamer als gedacht, so dass Hamburger Fernwärme heute immer noch in einem überalterten Kohlekraftwerk in Wedel erzeugt wird.

Verwurzelt im Umweltschutz

Kerstan kam als Umweltschützer zur Parteipolitik. Von 1995 bis 2011 war er Vorsitzender des Naturschutzverbandes Gesellschaft für Ökologische Planung (GÖP). Hamburgs Nabu-Vorsitzender Malte Siegert bescheinigte ihm deswegen ein besonderes Verständnis für die Arbeit von Umwelt- und Naturschutzverbänden. „Im Senat hat er keine Konflikte gescheut und somit in seiner Amtszeit wesentlich dazu beigetragen, die Grenzen hin zu mehr Stadtgrün, zu mehr Biodiversität zu verschieben“, lobte Siegert.

Bundesweit Schlagzeilen machte Kerstan mit Durchfahrtsverboten auf zwei Hauptverkehrsstraßen für Dieselfahrzeuge, die bestimmte Abgasnormen nicht erfüllten. Mit dem Dieselfahrverbot reagierte er darauf, dass der von der EU als kritisch angesehene Grenzwert für Stickstoffdioxid dort regelmäßig überschritten wurde.

In seiner Zeit als Fraktionschef arbeitete er sich tief in die Vorgänge ein, die im Zuge der Finanzkrise ab 2008 zur milliardenteuren Krise der HSH-Nordbank führten. Als Fehler räumte er gegenüber dem Hamburger Abendblatt ein, dass Schwarz-Grün 2009 keinen Kompromiss mit der Volksinitiative gegen die damals geplante Schulreform fand. Das sechsjährige gemeinsame Lernen scheiterte – und damit auch die schwarz-grüne Koalition unter Ole von Beust.

Dass er bei der im März anstehenden Bürgerschaftswahl nicht wieder antreten will, erklärte er mit gesundheitlichen Gründen. Seine überwundene Krebserkrankung habe ihn viel Kraft gekostet, sagte der 58-Jährige dem Abendblatt und ihn darüber nachdenken lassen, „ob und wie ich weitermachen will“.

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1 Kommentar

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  • Nach der überstandenen Krebserkrankung hat sich der Mann den vorzeitigen Ruhestand verdient.



    Ob allerdings das Wasserstoffleitungsnetz und der Wasserstoffelektrolyseur (wer baut und betreibt diesen eigentlich?) eine Erfolgsgeschichte oder eher ein Millionengrab werden? Wasserstoffherstellung erfolgt am besten kontinuierlich, also brauche ich auch kontinuierlich Strom. Wenn aber nur Überschussstrom (wenn der Wind kräftig weht und gleichzeitig die Sonne im Hochsommer die Photovoltaikanlagen viel Strom erzeugen lässt) verwendet werden soll, rentieren sich diese Anlagen nicht, da ist die Betriebsdauer zu kurz. Und wenn die Anlagen das ganze Jahr über laufen sollen, brauchen sie wiederum konventionelle Kohle- oder Gaskraftwerke zur Stromgewinnung.