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Verhandlungen zwischen Israel und HamasAusweg aus der Sackgasse

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Nach Wochen des Krieges im Gazastreifen ist es Israel nicht gelungen, die Hamas zu zerschlagen. Nun muss mit der Hamas verhandelt werden.

Zerstörung in Khan Yunis Foto: dpa/Mohammed Talatene

G eht doch. Plötzlich ist von Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas die Rede, eine Feuerpause steht im Raum und die Freilassung vieler Geiseln. Ausgerechnet Netanjahu erweist sich als pragmatisch, während bisher manche seiner Fans die Forderung nach einer Feuerpause mit Antisemitismus verwechselten.

Israels Kriegsstrategie ist faktisch gescheitert. Nach drei Wochen Bodenoffensive und einem Luftkrieg mit über 11.000 Toten und horrenden Zerstörungen gibt es immer noch eine Hamas-Führung als Verhandlungspartner. Die beiden wichtigsten Kriegsziele – Hamas vernichten, die Geiseln befreien – hat Israel beide nicht erreicht. Stattdessen muss nun die Hamas intakt bleiben, damit sie die Geiseln zurückgeben kann.

Es war noch nie logisch, eine in Tunneln ansässige Terrororganisation aus der Luft zerschlagen zu wollen. Stattdessen wurden Tausende Zivilisten getötet, Millionen Menschen verloren alle Lebensgrundlagen – ein Massensterben droht. Vor Kurzem haben 36 namhafte UN-Experten vor einem „sich entwickelnden Genozid“ in Gaza gewarnt. Es fällt immer schwerer, diesen Vorwurf abzutun. Das Gegenargument, Hamas nutze Zivilisten als menschliche Schutzschilde, rechtfertigt nicht die Bombardierung von UN-Einrichtungen, das Verbot von Treibstoff für Wasserpumpen und Kliniken, die Tötung von 42 Journalisten und über 100 UN-Mitarbeitern.

Israels Suche nach Hamas-Kommandozentralen unter Krankenhäusern erinnert allmählich an die vergebliche Suche der USA nach Massenvernichtungswaffen im Irak 2003. Indessen heißt es, die Hamas-Zentrale sei doch nicht im Norden Gazas, sondern im Süden, unter der Stadt Chan Yunis. Und so steht die Ausweitung der Zerstörung auf den Süden an, wohin zuvor die Bevölkerung des Nordens fliehen sollte.

Die Palästinenser stehen mit dem Rücken zur Wand und Israel steckt in einer Sackgasse. Am Ende wird Netanjahu sein Schicksal in die Hände der Hamas legen müssen, von deren gutem Willen jetzt vieles abhängt. Millionen von Menschen zahlen für dieses Desaster den Preis.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.