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Vergewaltigungen als WaffeKein Frieden ohne Frauen

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Vergewaltigungen sind Teil der russischen Kriegsführung in der Ukraine. Die Verbrechen müssen sichtbar gemacht und geahndet werden.

Chernihiv am 6. April: Verwüstung nach einem russischen Luftangriff Foto: Serhni Nuzhnenko/reuters

D er Krieg gegen die Ukraine wird mit Raketen geführt, mit Granaten, Panzern und Drohnen – und mit Vergewaltigungen. Nackte Frauenleichen am Straßenrand sind dokumentiert, Berichte von Frauen, die vergewaltigt wurden, ebenso. Die britische Botschafterin in der Ukraine schreibt: „Frauen wurden vor ihren Kindern vergewaltigt, Mädchen vor ihren Familien.“ Die ukrainische Botschafterin in Estland twitterte das grauenhafte Bild einer nackten toten Dreijährigen mit „Anzeichen einer Vergewaltigung“.

Weibliche Körper sind ein Schlachtfeld, und Vergewaltigung ist eine Waffe. Als solche werden sie genutzt, seit es Kriege gibt. Berichtet wurde darüber zum Beispiel aus dem Zweiten Weltkrieg, während der Balkankriege in den 1990er Jahren, nach dem Völkermord in Ruanda. Erst danach wurde die internationale Gemeinschaft gewahr, dass sexualisierte Gewalt in Kriegen kein Individualverbrechen ist. Sie wird eingesetzt, um Menschen zu foltern und zu terrorisieren.

Seit 2008 wird Vergewaltigung in Kriegen von den Vereinten Nationen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und als Waffe anerkannt. Vergewaltigung als Waffe ist eine Machtdemonstration, die mit global ungleichen Geschlechterverhältnissen zu tun hat. Es geht darum, Männer und Nation zu demütigen, indem sich die Gegner „deren“ Frauen bemächtigen, oft in Gruppen. Schambesetzt ist dieses Verbrechen auch, weil es im eigenen Lager funktioniert: „Geschändete“ Frauen haben ihren Wert verloren.

Wenn sie schwanger werden, gar die Kinder der Gegner bekommen, wie es etwa in den Balkankriegen oft der Fall war, sind sie zum Teil auf Jahrzehnte gebrandmarkt. Das Prinzip ist dasselbe, überall auf der Welt. Human Rights Watch geht davon aus, dass Kriegsverbrechen gegen Zi­vi­lis­t:in­nen in der Ukraine keine Ausnahme sind und von der russischen Armee geduldet werden. Was aber tun, außer diese Taten moralisch zu verurteilen?

taz am wochenende

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Geschlechtergerechtigkeit muss in Friedens- wie in Kriegszeiten handlungsleitend für Regierungen sein. Wenn Frauen im Alltag nicht gleichgestellt sind, sind sie im Kriegszustand noch angreifbarer, verletzlicher. Das Geschlechterbild, das Frauen als „Eigentum“ ihrer Männer markiert, muss gebrochen werden.

Eine feministische Außenpolitik, die im Angesicht von Putins entfesselter Hypermaskulinität von vielen belächelt wird, aber etwa im Koalitionsvertrag der Ampel festgehalten ist, ist elementar: Ohne Frauen kein langfristiger Frieden. Und schließlich brauchen Verbrechen wie diese Sichtbarkeit und Strafe. Öffentlichkeit und Politik dürfen Vergewaltigungen als Kriegswaffe nicht als Kollateralschaden in Kauf nehmen.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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5 Kommentare

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  • @RUDOLF FISSNER

    Ja, Sie müssen schon den ganzen letzten Absatz verdauen. Schwierig?

  • "Öffentlichkeit und Politik dürfen Vergewaltigungen als Kriegswaffe nicht als Kollateralschaden in Kauf nehmen"

    Absolut richtig. Aber ich kann nicht erkennen, wo diese von der deutschen Außenpolitik oder der Öffentlichkeit jetzt oder in den letzten Jahrzehnten in Kauf genommen wurden.



    Die Politik ist in der Frage schon seit langem feministisch.

  • @MONTYTONTY

    Hätten Sie Ihre Aufmerksamkeit bis zum Schluss des Artikels durchgehalten, dann wären Sie auch mit ein paar konkreten (und unterstützenswerten!) Forderungen unterm Arm da herausgekommen.

    • @tomás zerolo:

      Der Schluss des Artikels mit der absolut richtigen Feststellung, dass Vergewaltigungen keinen Kollateralschaden darstellen ist keine konkrete Forderung. Die Feststellung alleine verhindert noch keine Vergewaltigungen.

  • Ich verstehe ehrlich gesagt nicht was das gefordert wird? Soll es Sanktionen aufgrund von Vergewaltigungen geben, oder soll Deutschland in den Krieg gegen Russland ziehen um die Vergewaltiger zur Rechenschaft zur ziehen? Ist das dann feministische Außenpolitik?



    Mir fehlt irgendwie die Hälfte vom Artikel.