Vereitelter Terroranschlag in Wien: Verdächtiger hatte Großes vor

In Wien konnte ein islamistisches Attentat auf ein Taylor-Swift-Konzert verhindert werden. Der Hauptverdächtige besaß Waffen und Chemikalien.

Taylor-Swift-Konzerte in Wien wurden wegen Terror-Gefahr abgesagt Foto: Roland Schlager/apa/dpa

BERLIN taz | 90 Tote im Club Bataclan in Paris 2015, 22 Tote bei einem Selbstmordattentat während eines Konzerts von Ariana Grande in Manchester 2017, mehr als 130 Tote in der Crocus City Hall in Moskau im vergangenen März. Solche Szenarien konnten die österreichischen Sicherheitsbehörden am Mittwoch offenbar in letzter Sekunde verhindern.

Am Mittwoch wurde ein 19-jähriger Verdächtiger in den frühen Morgenstunden in Niederösterreich festgenommen. Laut Ermittlungsbehörden gestand er, im Bereich eines Stadions in Wien – wo mehrere Konzerte der US-Sängerin Taylor Swift bis zum Ende der Woche stattfinden sollten – einen Anschlag geplant zu haben.

Den Angaben zufolge wollte er sich selbst und „viele Menschen töten“ – und zwar am Donnerstag oder Freitag. Ziel sei nicht der Konzert­ort direkt gewesen, sondern die unmittelbare Umgebung. Ein Konzertticket wurde bei dem Verdächtigen nicht gefunden.

Die entsprechenden technischen Vorbereitungen hatte der Österreicher offenbar bereits getroffen. Bei einer Hausdurchsuchungen wurden chemische Substanzen, Zünder und weiteres technisches Gerät gefunden – Bauteile für eine Bombe. Zudem besaß er mehrere Messer und Munition. Wie er an die Waffen und Chemikalien kam, ist Gegenstand von Ermittlungen.

Laut Behörden ist der Mann nachweislich Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Online hätte er seine islamistische Einstellung kundgetan, den IS-Schwur abgelegt und hatte Zugang zu entsprechenden digitalen Kanälen der Islamisten. Ende Juli hatte er seinen Job verloren und angekündigt, dass er „noch Großes vorhabe“.

Bedrohungslage hat sich seit Oktober 2023 verschärft

„Die Lage war ernst und ist ernst“, sagte Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Die terroristische Bedrohung hätte sich für ganz Europa verschärft. Und: „Konzerte sind ein bevorzugtes Ziel von islamistischen Terroristen.“ Der Veranstalter der Taylor-Swift-Konzerte sagte die drei geplanten Veranstaltungen mit Tausenden Be­su­che­r:in­nen sicherheitshalber ab.

Innenminister Karner zeigte Verständnis für die Entscheidung. Er verwies zudem auf die seit Monaten geltende zweithöchste Terrorwarnstufe in Österreich. Die Bedrohungslage hätte sich insbesondere nach dem brutalen Anschlag der Terrormiliz Hamas auf Israel im Oktober 2023 verschärft – auch in Österreich.

Die österreichischen Behörden kamen dem mutmaßlichen Täter auch durch Hinweise internationaler Geheimdienste und Sicherheitskräfte auf die Spur. Eine Tragödie konnte so verhindert werden, sagte Karner. Neben dem 19-jährigen Mann aus Niederösterreich wurde ein 17-Jähriger in Wien festgenommen, der den Sicherheitsbehörden offenbar bereits bekannt ist. Auch er soll Anhänger des IS sein und wird verdächtig, an den Terrorplänen beteiligt gewesen zu sein.

Laut Omar Haijawi-Pirchner, Chef der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst, verweigert der Jugendliche bisher die Aussage. Bekannt ist jedoch, dass er bei einem Dienstleister angestellt war, der beim Taylor-Swift-Konzert im Einsatz sein sollte. Befragt wird derzeit zudem eine 15-jährige Person, die den Hauptverdächtigen gekannt haben soll.

Die entscheidenden Hinweise kamen vor allem über eine Auswertung digitaler Kanäle. Weiteres Material mit Bezug auf islamistische Terrorgruppen wird derzeit geprüft. Die Anweisungen der Terroristen kämen aus dem Ausland, so Haijawi-Pirchner. In Europa würden vorwiegend junge Menschen angesprochen; das Internet sei der Kanal, über den Kontakte aufgebaut würden. Neben der Gefahr durch den Rechtsextremismus zähle der islamistische Terrorismus zu den größten Herausforderungen.

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