Ungleichheit bei Treibhausgasemissionen: Klimakiller Superyachten
Superreiche emittieren oft tausendmal so viele Treibhausgase wie Durchschnittsmenschen. Grund dafür sind Luxusgüter wie Yachten und Privatjets.
„Superreiche leben wie ökologische Vandalen“, hieß es kürzlich von der Entwicklungsorganisation Oxfam. Die reichsten 1% der Weltbevölkerung – weniger als die Zahl der Einwohner:innen Deutschlands – emittiert demnach mehr Treibhausgase als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, also rund 4 Milliarden Menschen. Wie ist so etwas möglich?
Während es viel Wissen über Arme und Armut gibt, sind Reiche und Superreiche oft nicht besonders auskunftsfreudig, und selbst die wichtigsten Studien über sie schätzen nur ihr Vermögen. So ist es auch beim CO2-Fußabdruck von Menschen: Es gibt klare und einfache Möglichkeiten, die Emissionen eines Haushaltes zu messen, wenn bekannt ist, was konsumiert wurde. Bei Superreichen ist davon wenig bekannt.
Richard Wilk und Beatriz Barros untersuchten Anfang des Jahres die CO2-Fußabdrücke von 20 MilliardärInnen. Die Studie kann selbstverständlich nicht repräsentativ sein, denn eine zufällige Stichprobe ist bei den scheuen Superreichen nicht möglich. Stattdessen trugen die ForscherInnen öffentlich bekannte Informationen über die weltweiten MilliardärInnen zusammen: Wie sie wohnen und wie sie sich fortbewegen.
Das kurze Fazit: MilliardärInnen stoßen jährlich oft das Tausendfache dessen aus, was durchschnittliche ErdenbewohnerInnen ausstoßen. Zentral dabei sind: Superyachten mit fester Crew, Hubschrauberlandeplätzen und U-Booten, maßgeschneiderte Privatjets, in denen im Normalfall Hunderte Menschen fliegen, und zahlreiche Villen, die oft das gesamte Jahr über bewohnbar gehalten werden.
Unsere Infografik zeigt, wie groß die geschätzten CO2-Fußabdrücke von 10 der 20 untersuchten MilliardärInnen im Jahr 2018 waren. Allein eine Superyacht führt zu etwa 7.000 Tonnen CO2-Ausstoß im Jahr, schreiben Wilk und Barroz, und sind damit oft das Kernstück des „ökologischen Vandalismus“. Der Ölmilliardär Roman Abramowitsch etwa besitzt eine 162-Meter-Yacht, eine umgebaute Boeing 767 als Privatjet und mehrere Villen, einschließlich eines 28-Hektar Anwesens auf der Karibikinsel St. Barts.
Empfohlener externer Inhalt
Die Studie schätzt seinen jährlichen Ausstoß auf mehr als 33.000 Tonnen CO2, wovon mehr als 22.000 auf die Superyacht zurückzuführen seien. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Deutscher bräuchte bei 9 Tonnen pro Jahr etwa 3.700 Jahre, um so viel zu emittieren. Selbst vergleichsweise ökologisch lebende Superreiche wie Tesla-Besitzer Elon Musk kamen auf rund 2.000 Tonnen CO2 pro Jahr, wofür eine durchschnittliche Deutsche immer noch 231 Jahre bräuchte.
Wichtig ist: Selbst diese Schätzungen halten die AutorInnen für konservativ. Die Schätzungen beinhalten nicht die Emissionen aus dem Bau ihrer Besitztümer und auch nicht die Emissionen, für die sie durch ihre Konzerne verantwortlich sind. Außerdem – darauf weist auch Oxfam hin – haben Superreiche durch ihre Vorbildfunktion auch einen großen Einfluss auf die Emissionen anderer Menschen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Frauen in der ukrainischen Armee
„An der Front sind wir alle gleich“