piwik no script img

Umweltschützer drohen mit KlageJuristen gehen gegen Glyphosat vor

Die Deutsche Umwelthilfe und die Aurelia Stiftung legen Rechtsmittel ein gegen die Neuzulassung von Glyphosat. Das Pestizid schade der Artenvielfalt.

Glyphosat ist für Bienen weitaus gefährlicher als die beiden Bienenfresser Foto: blickwinkel/imago

Berlin dpa | Die auf Umweltschutz spezialisierte Aurelia Stiftung und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gehen juristisch gegen die von der EU-Kommission beschlossene Erneuerung der Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat vor. Die Organisationen beantragten am Mittwochabend bei der EU-Kommission die Aufhebung der Glyphosat-Genehmigung, wie die Aurelia Stiftung mitteilte. Anschließend wollen sie beim Gericht der EU in Luxemburg gegen die Erneuerung der Zulassung klagen.

Die EU-Kommission hatte Mitte Dezember entschieden, dass das Mittel in der EU zehn weitere Jahre verwendet werden darf. Zuvor hatten sich in einem Ausschuss weder genug Vertreterinnen und Vertreter der EU-Staaten für noch gegen einen weiteren Einsatz ausgesprochen. Daraufhin konnte die Kommission allein entscheiden. Streit gibt es unter anderem darüber, ob Glyphosat krebserregend sein könnte. Zudem stehen Gefahren für die Umwelt im Raum.

„Das Totalherbizid Glyphosat bedroht Biodiversität und Bienen“, teilte die Aurelia Stiftung mit. Unabhängig von Pestizidherstellern durchgeführte Studien belegten einen unmittelbar negativen Einfluss von Glyphosat auf die Gesundheit und die Lebenserwartung bestäubender Insekten. Aus Sicht des Leverkusener Konzerns Bayer, der Glyphosat herstellt, „gibt es keine unter realistischen Bedingungen durchgeführte Studie, die einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und einer Schädigung der Gesundheit von Honigbienenvölkern nachweist“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Es gibt Indizien aber keine Gerichtsfesten Beweise, dass Glyphosat Krebserregend oder/und für das Artensterben verantwortlich ist.

    Allerdings gibt es klare Beweise, dass alle Neonicotinoide (Insektizide) fürs Bienensterben verantwortlich sind. Gegen diese zu klagen würde viel mehr Artenvielfalt schützen, da die schädliche Wirkung bewiesen ist. Warum klagt keiner gegen diese, definitiv größere Gefahr.

  • Sehr gut! Die Umwelthilfe beweist seit Jahrzehnten, dass die Übermacht kapitalstarker Firmen und der Einfluss ihrer Milliardenschweren Lobby (nur) mit juristischen Mitteln gestoppt werden kann.

  • Deutschland hat in den letzten 40 Jahren 80 Prozent seiner Insektenmasse verloren und 80 Prozent seiner Vogelpopulation. Dank Glyphosat & Co.

    Die Schädlichkeit von Glyphosat ist längst bewiesen.

    In den USA muss Bayer gigantische Entschädigungssummen zahlen.

    Sollte die EU das Zeugs erlauben, sollten die Klagen gegen die EU und deren Mitgliedsländer ausgedehnt werden.

    Massiv, Klagen aus vollen Rohren.

    Manager Magazin: "Seit der Übernahme von Monsanto sah sich Bayer bislang mit rund 154.000 Klagen in den USA konfrontiert. Davon wurden bislang rund 110.000 durch Zahlungen beigelegt oder verworfen. Bayer hatte die Kosten, um die Roundup-Klagen in den USA beizulegen, im Sommer 2020 auf knapp 11 Milliarden Dollar geschätzt. Doch trotz der Schadenersatz- oder Vergleichszahlungen in Milliardenhöhe sehen US-Kläger noch gute Chancen, noch mehr Geld herauszuholen, wie die zuletzt wieder verstärkten Aktivitäten der US-Anwälte zeigen."

    www.manager-magazi...-ae72-183a080b23bb

    Zuletzt waren nach Angaben von Bayer noch 52.000 der insgesamt rund 165.000 eingereichten Klagen offen.

    Die EU hat weit mehr Einwohner als die USA. Hier könnte eine spektakuläre Klagewelle losgehen.

    Die Grünen haben bei Glyphosat voll versagt.

    Ein guter taz-Artikel dazu:

    taz.de/Neue-EU-Zul...lyphosat/!5969921/