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Umsetzung von DSGVOUnternehmen hadern mit Datenschutz

Nur jedes fünfte Unternehmen hat die Datenschutz-Grundverordnung vollständig umgesetzt. Firmen sehen die DSGVO nach wie vor kritisch.

Corona bringt Unternehmen in ein Dilemma: Viele Kommunikationstools entsprechen nicht der DSGVO Foto: Mara Brandl/imageBROKER/imago

Berlin taz | Der Datenschutz beschäftigt deutsche Unternehmen nach wie vor stark. Nur jedes fünfte Unternehmen hat die im Mai 2018 EU-weit eingeführte Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vollständig umgesetzt, 37 Prozent größtenteils, 35 Prozent nur teilweise. Das geht aus einer repräsentativen Befragung hervor, die der Digitalverband Bitkom im Rahmen seiner „Privacy Conference“ vorstellte.

Dass 57 Prozent die Umstellung mindestens größtenteils erreicht haben, sei ein „guter Wert“, sagt Bundesdatenschutzbeauftragter Ulrich Kelber. Alan Dahi von „None of Your Business“ sieht das anders: 20 Prozent seien „viel zu wenig“ für eine datenschutzkonforme Zukunft. Datenschutz im Unternehmen müsse ein stetiger Prozess sein, deswegen sieht er für die Unternehmen mit überwiegender Umsetzung viel Potenzial und Arbeit.

Die Unternehmen selbst sehen die DSGVO nach wie vor kritisch: Für 89 Prozent der Unternehmen ist sie praktisch nicht vollständig umsetzbar, 92 Prozent fordern Nachbesserungen. Die anhaltende Rechtsunsicherheit stellt die größte Herausforderung dar. Auch Dahi sieht Nachholbedarf bei „gewissen Teilen der DSGVO“. Große Unklarheit herrsche aus seiner Sicht bei der Cookie-Thematik. Er wünscht sich auch bei den Unternehmen mehr Sensibilität für das Thema. Viele müssten noch „erkennen, dass die ihnen anvertrauten Daten wichtig sind.“

Die Covid-19-Pandemie zwingt die Wirtschaft zum Umdenken ihrer Strukturen. Aus Gründen des Datenschutzes nutzen viele Unternehmen Homeoffice jedoch nicht oder nur eingeschränkt. 23 Prozent der Unternehmen verzichten auf Computerprogramme für interne Konferenzen, wie Teams oder Slack. Weitere 17 Prozent haben solche Anwendungen nur eingeschränkt genutzt.

Corona als Datenschutz-Dilemma

Susanne Dehmel von Bitkom sieht die Unternehmen in einem Dilemma: Sie müssten auf Distanz zusammenarbeiten. Gleichzeitig kritisierten „deutsche Aufsichtsbehörden eben jene Tools als nicht datenschutzkonform“. Corona war in Deutschland ein Katalysator für Homeoffice-Arbeit. Mittlerweile verfügen 42 Prozent der Unternehmen über Leitlinien hierzu, vor der Pandemie war es nur jedes fünfte. 13 Prozent gaben an, dass im Unternehmen kein Homeoffice erlaubt sei.

Datenschutz hemmt in den meisten Unternehmen Innovationen. Bei 56 Prozent sind neue, innovative Projekte an Datenschutz-Vorgaben oder Unklarheiten gescheitert. Die Geschäftsprozesse macht die DSGVO bei 71 Prozent komplizierter, 12 Prozent sehen eine Gefahr für das eigene Geschäft.

Dennoch wird die Einführung teilweise positiv gesehen. 69 Prozent der Befragten meinen, dass sie weltweit Maßstäbe für den Umgang mit Personendaten setze. Zwei Drittel rechnen mit einheitlicheren Wettbewerbsbedingungen in der EU, 62 Prozent sehen einen Vorteil für europäische Unternehmen. Für die Studie hat Bitkom über 500 deutsche Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeiter*innen befragt.

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1 Kommentar

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  • "Datenschutz hemmt in den meisten Unternehmen Innovationen."

    Und Umweltschutz. Und Menschenrechte. Weg damit?

    Aber jetzt im Ernst. Es gibt so viele freie Alternativen. Müssen es Slack und Teams und Co. sein? Muss ein Unternehmen so kritische Infrastruktur aus der Hand geben, anstatt das nötge Know-How in-house zu entwickeln?

    Auch mehrere Unternehmen können sich dazu zusammentun und ein freies Projekt unterstützen (finanziell, personell).

    Jammerlappen.