Umsatzeinbußen befürchtet: Handel sorgt sich um Schleierverbot
Zahlungskräftige UrlauberInnen aus den Golfstaaten sind in München beliebt – trotz Gesichtsschleiers. Der Vorschlag, ihn zu verbieten, sorgt für Kritik.
„Das wäre ein herber Verlust“, klagt Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbandes Bayern. Ihm missfällt zudem, dass dieser Vorstoß ausgerechnet von Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) kommt.
Die Trägerinnen des muslimischen Ganzkörperschleiers, der nur Schlitze für die Augen freilässt, und deren Anhang sind im Stadtbild der Isar-Metropole nicht zu übersehen. In preisgünstigen Modegeschäften kaufen sie ebenso stapelweise ein wie in noblen Traditionshäusern.
An der superedlen Maximilianstraße flanieren sie an den Schaufenstern vorbei und betrachten Uhren für fünf- oder sechsstellige Preise. Vor dem Hotel Vier Jahreszeiten oder dem Bayerischen Hof stehen Autos mit Kennzeichen aus Katar.
370 Euro am Tag
Die Hotellerie schätzt die Urlauber aus den Ölländern: Mit im Schnitt 12,5 Tagen bleiben sie außerordentlich lange in München, außerdem mieten sie für die Familie meist mehrere Zimmer oder gar ganze Etagen.
370 Euro am Tag geben Touristen aus arabischen Staaten durchschnittlich in der Bayern-Hauptstadt aus. Von Januar bis August 2015 etwa kamen 152.000 Urlauber vom Golf nach München, 18 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Für reiche Araber ist München das neue Paris, sind sich Touristikexperten sicher. Die Verschiebung der Besucherströme erfolgte zeitgleich mit dem 2011 in Frankreich eingeführten Verbot des Gesichtsschleiers. Wer dort den Ganzkörperschleier trägt, muss bis zu 150 Euro Strafe zahlen.
In diesem Artikel war ursprünglich von einem Burkaverbot die Rede. Der auf dem Bild abgebildete Gesichtsschleier nennt sich Niqab.
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