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Umbau der JustizDie Säuberung geht weiter

US-Präsident Trump feuert alle Bundesstaatsanwälte, die von Vorgänger Joe Biden ernannt wurden. Die Entlassungen sind Teil einer Säuberung von Justiz und Strafverfolgungsbehörden.

Die US Justiz wird brutal umgebaut – jetzt wurden alle Bundesstaatsanwälte gefeuert Foto: Andrew Kelly/reuters

taz | Berlin US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag die Entlassung aller noch aus der Biden-Zeit verbliebenen Bundesstaatsanwälte angeordnet. Insgesamt gibt es 93 Bundesstaatsanwälte für die 94 Bundesbezirke. Dass diese Posten nach einem Regierungswechsel in Washington ausgetauscht werden, ist übliche Praxis. Bemerkenswert ist in diesem Fall allerdings die Begründung: Die Justiz sei unter Biden politisiert und als Waffe gegen politische Gegner eingesetzt worden wie noch nie zuvor – das höre jetzt auf, erklärte Trump auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social.

„Wir müssen sofort ‚aufräumen‘ und das Vertrauen wiederherstellen“, erklärte Trump [Dem sollte niemand vertrauen, d. säzzer]. Amerikas „goldenes Zeitalter“ müsse „ein faires Justizsystem“ haben, schrieb er weiter und führte aus: „Das beginnt heute.“

Die Entlassungen sind Teil einer ausgeweiteten Säuberung von Justiz und Strafverfolgungsbehörden. Wer in den vergangenen Jahren auch nur irgendwie an den Ermittlungen gegen Trump wegen einer seiner vielen Verfehlungen beteiligt war, soll weg: seien es Ermittlungen wegen der illegalen Mitnahme von Geheimdokumenten in Trumps Anwesen in Mar-a-Lago; sei es wegen seiner Versuche, Wahlbeamte zur Fälschung des Wahlergebnisses von 2020 anzustacheln; sei es wegen seiner Rolle beim Sturm aufs Kapitol, als er sogar seinen Vizepräsidenten aufforderte, verfassungswidrig zu handeln, um die formelle Bestätigung des Wahlergebnisses zu verhindern. Alles Schmutzkampagnen, alle beteiligten Ermittler müssen weg, so die Devise.

Noch weitreichender allerdings als die Anordnung, die Bundesstaatsanwälte zu feuern, ist ein anderes Dekret, das Trump ebenfalls am Dienstag unterzeichnete. Damit befiehlt Trump den unabhängigen Regierungsbehörden, die als Watch-Dog-Institutionen über die Einhaltung der Regeln und Gesetze wachen sollen, ihre Ausgaben und Aktionen vom Weißen Haus absegnen zu lassen – sie müssten im vollen Einklang mit den politischen Prioritäten seiner Präsidentschaft stehen.

Nächster Schritt zur Schleifung der Behörden

Im Übrigen obliege es ausschließlich dem Präsidenten und der Justizministerin, Gesetze verbindlich auszulegen. Ihre Interpretation sei bindend. Das ist der nächste Schritt hin zur Schleifung dieser Behörden, die einst vom Kongress genau zu dem Zweck gegründet wurden, dass sie bei Übergriffigkeiten einer Regierung einschreiten können.

Schon vor Wochen hatte Trump seinen neuen Chef des mächtigen Office of Management and Budget, Russell Vought, einen der Kernautoren des „Project 2025“, quasi als Oberaufseher an die Spitze der unabhängigen Behörden gesetzt – und regelwidrig einige der Behördenleiter gefeuert. Entsprechende Verfahren sind inzwischen beim Obersten Gerichtshof anhängig. Gibt die rechte Mehrheit der Rich­te­r*in­nen Trump freie Hand, steht einem Umbau zum Trump-Staat nichts mehr im Wege.

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13 Kommentare

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  • Warum der Begriff "Säuberung" im Zusammenhang mit Politik, und insbesondere der Justiz, in Deutschland bei den Nachfahren in diesem Jahrhundert hoffentlich immer noch zu heftigen Bauchschmerzen führt:



    "7. April 1933: Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums



    Mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 leitete das nationalsozialistische Regime eine radikale Säuberung des öffentlichen Dienstes ein."



    Quelle bundesarchiv.de

  • Eine kritische Haltung zur US-Administration dürfte in den kommen Koalitionsverhandlungen keine Rolle mehr spielen.

    • @LeKikerikrit:

      Wieso?

  • Putsch. Wenn sie drüben aufwachen (falls überhaupt), ist es zu spät. Die Zeche zahlen alle auf der Welt.

    (Übrigens würde ich, anstatt immer nur 1933 zu bemühen, auf die Zeit nach und um 44 v. Chr. schauen.)

    • @Gothograecus:

      Haben Sie für die Person des Brutus schon jemanden Bestimmten im Sinn?

  • "Die Entlassungen sind Teil einer Säuberung von Justiz und Strafverfolgungsbehörden."



    Das ist doch der Weg in die Diktatur, nicht die Verfassungs-mäßige Aussetzung von Wahlen in Kriegszeiten, wie in der Ukraine.

  • Es zeigt eine Verwundbarkeit eines hierarchisch aufgebauten Systems. Wenn es eigenständige Zellen gäbe, die nicht abgesetzt werden können, die auch gar nicht erst klagen müssten gegen eine Absetzung, sondern einfach weitermachen - und die Krieger*innen dies respektierten, würde so ein Staatschef auflaufen.

  • Checks and balances, der Sicherheitsgurt, der die amerikanische Demokratie garantiert :-)))

  • Wessen Jargon sind eigentlich die "Säuberungen"? Des US-amerik. Präsidenten oder der hiesigen Presse?



    Jedenfalls erinnert das an übelste Kapitel deutscher Geschichte!!

    • @HopeDrone:

      In anderem Zusammenhang nannte man das Gleichschaltung, der Gesamtstaat wird auf den Mann (bisher gab es bei sowas nur Männer) an der Spitze ausgerichtet, Justiz, Verwaltung, Parlament, alle klatschen brav Beifall zu seiner Orangeheit, und sei zu dröhnendem Irrsinn wie die Behauptung, die Ukraine habe den Krieg angefangen.



      So richtig große Unterschiede zu Rußland oder diversen anderen verdeckten oder offenen Diktaturen gibt es da dann immer weniger.

    • @HopeDrone:

      Was wollen Sie damit jetzt zum Ausdruck bringen? Sollten die Säuberungen, die Trump jetzt durchführt, nicht so genannt werden? Haben Sie ein anderes Wort dafür? Und ja, es erinnert natürlich an das übelste Kapitel deutscher Geschichte. Nur das Trump weltweit noch um einiges einflussreicher ist als Hitler damals war.

    • @HopeDrone:

      "Säuberungen" sind keine deutsche Spezialität. Totalitäre Regime machen sowas gern. Siehe Stalin zum Beispiel.



      Aber einen solch strahlenden Vorreiter der Demokratie wie Donald Trump kann man natürlich nicht in solcher Art und Weise beschmutzen. *Ironie aus*

      • @Nansen:

        ,…anschließe mich den beiden (vor)Floristen