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Überschwemmungen in AustralienFlutkatastrophe durch Klimakrise

Die Überschwemmungen in Australien halten an. Die Grundursache für die Krise geht laut Experten in der Dramatik der Situation unter.

Land unter in Down Under: Premierminister Morrison fliegt über überschwemmtes Land Foto: ap

Canberra taz | Fernsehbilder von Landschaften Australiens, die Seen gleichen. Kängurus, in brusthohem Wasser, kämpfen ums Überleben. Von Schock gezeichnete Gesichter jener Menschen, die alles verloren haben in den so genannten „Jahrhundertfluten“. „Ich habe keine Tränen mehr“, sagt eine Frau in die Kamera. Berichte über die Folgen der Flut und das Schicksal Betroffener dominieren die australischen Medien. Sie überschatten aber die Auseinandersetzung mit den Ursachen der Katastrophe, warnen Wissenschaftler.

Nur in Ausnahmefällen kommen Experten zu Wort, die auf den erwiesenen Zusammenhang zwischen den extremen Niederschlägen und globaler Erwärmung hinweisen. Zwar sind Starkregen und Fluten seit Jahrtausenden Attribute der australischen Natur und Umwelt – ebenso wie Waldbrände. Wie die Intensität der Buschfeuer nähmen aber auch Stärke, Häufigkeit und Zerstörungskraft extremer Regenfälle zu, sagen Wissenschaftler.

„Weltweit steigt mit dem Klimawandel das Risiko von extremen Regenfällen und Überschwemmungen“, fasst Will Steffen von der australischen Nationaluniversität zusammen. Der Professor ist einer der führenden Klimatologen Australiens. „Die globale Durchschnittstemperatur ist bereits um etwa 1,1 Grad Celsius gestiegen. Für jeden Temperaturanstieg von einem Grad kann die Atmosphäre etwa sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen“, so Steffen.

Die zusätzliche Wärme und Feuchtigkeit in der Atmosphäre bedeute „mehr Energie für Wettersysteme“, die schließlich intensive Regenfälle erzeugten. Das Wetter im gegenwärtigen australischen Sommer und Herbst werde zwar auch von einem La-Niña-Klimaereignis beeinflusst, das für weite Teile Australiens tendenziell mehr Regen bringe. Aber es sei wichtig, daran zu erinnern: „Alles, was wir heute erleben, geschieht im Zusammenhang mit einer raschen Erwärmung des Planeten.“

Die Überflutungen der letzten Tage folgen den verheerenden Waldbränden, die zwischen Oktober 2019 und Februar 2020 an der Ostküste Australiens und im Süden des Kontinents tausende von Quadratkilometern Land in Schutt und Asche gelegt hatten. 34 Menschen starben in den Bränden, hunderte weitere an den Folgen von Verbrennung und Rauchvergiftung. Der Schaden an Gebäuden und Infrastruktur ging in die dutzenden von Milliarden Dollar. Obwohl Wissenschaftler auch damals Klimawandel als eskalierenden Faktor identifiziert hatten, ging die konservative Regierung von Premierminister Scott Morrison bisher kaum auf Warnungen vor einer weiteren Verschärfung der Situation ein. Im Gegenteil: sie hält am im globalen Vergleich bescheidenen Ziel Australiens zur Reduzierung klimaschädigender Emissionen fest.

Die Denkfabrik Climate Council warnt in einem Bericht, dass Australien unter den Industrieländern schon heute besonders von den Folgen der Klimaerhitzung betroffen sei – eine Situation, die sich in den kommenden Jahren nur noch verschlimmern werde. „Australier haben ein fünfmal höheres Risiko, durch eine klimabedingte Katastrophe aus ihren Wohngebieten vertrieben zu werden, als jemand, der in Europa lebt“, so die Forscher des Climate Council'. Im Pazifik sei dieses Risiko sogar 100-mal höher, meinte die Gruppe führender Klimawissenschaftler.

„Klimaflüchtlinge“ erwartet

Australien sei von vielen Ländern umgeben, die als Folge des steigenden Meeresspiegels akut von den Auswirkungen des Klimas betroffen seien. Experten warnen seit Jahren vor einem kommenden Strom von „Klimaflüchtlingen“ aus pazifischen Inselstaaten, die gezwungen würden, ihre im Meer versinkende Heimat zu verlassen. „Regierungen wie die australische, die es versäumt haben, die Emissionen in den letzten zehn Jahren substanziell zu reduzieren, haben die Australier und die Menschheit weltweit zu einer weitaus gefährlicheren Zukunft verurteilt, als wenn sie auf die wiederholten Warnungen der Wissenschaftler reagiert hätten“, so das Climate Council.

Als Folge dieser Untätigkeit reichten „langsame, maßvolle Schritte nicht aus, um eine Katastrophe zu vermeiden“, schreibt das Institut. Es seien jetzt „nur wirklich transformative Maßnahmen erforderlich“. Konkret bedeute dies mindestens eine Halbierung der globalen Emissionen im kommenden Jahrzehnt und das Erreichen von Netto-Null-Emissionen weltweit bis spätestens 2040.

Die australische Regierung dagegen will am Status Quo festhalten. Canberra stellt zwar in Aussicht, mit neuen Technologien wie Wasserstoffkraft und der Endlagerung von klimaschädigendem Kohlendioxid im Boden den Klimawandel bekämpfen zu wollen. Gleichzeitig hält die Regierung am Ausbau der für Australien lukrativen Kohle- und Gasexportindustrie fest. Australien ist einer der größten Produzenten dieser Brennstoffe. Kohle und Gas werden für einen wesentlichen Teil der globalen Klimaemissionen verantwortlich gemacht.

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5 Kommentare

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  • "die Regierung am Ausbau der für Australien lukrativen Kohle- und Gasexportindustrie fest"

    Man muss dazu sagen: neben Landwirtschaft, bissle Mining nach Gold, Eisen, Edelsteinen und Tourismus gibts in dem Land nix anderes! Und die Minen beschäftigen keine Massen. Und die Landwirtschaft ist jetzt auch nicht immer Umweltverträglich.

    Fakt ist: man hat keinen Plan B, wie man ohne Kohle- und Gasexportindustrie den Wohlstand halten kann.

    • @danny schneider:

      Australien hat mit die grössten Lithium-Lagerstätten und auch Eisenerz ist sehr präsent.

      Mit dem persönlichen Wohlstand kann man eine Klimaschädigung wohl immer weniger verteidigen, wenn tausende ihre Häuser und Existenz verlieren - und Millionen weltweit.

  • "Canberra stellt zwar in Aussicht, mit neuen Technologien wie Wasserstoffkraft und der Endlagerung von klimaschädigendem Kohlendioxid im Boden ..."

    Ach, magisches Technologiepuder drüberstreuen. Genauso wie die CDU hier. Konservative sind doch überall ähnlich!

    • @tomás zerolo:

      Konservative haben prinzipbedingt größere Probleme, sich auf Veränderungen einzustellen.

      Insofern: Ja :-)

      • @Sonntagssegler:

        Stimmt vollkommen