Überholen von Radler*innen: „Wir brauchen gefühlte Sicherheit“
Autofahrer*innen überholen Radler*innen oft viel zu knapp. Der ADFC fordert mehr geschützte Radstreifen – und den ADAC auf, Autofahrer*innen aufzuklären.
taz am Wochenende: Radler*innen dürfen von Autos nur mit einem Sicherheitsabstand von 1,5 Metern überholt werden. Das gelte auch, wenn Fahrräder auf den Schutzstreifen fahren, heißt es in einem neuen Gutachten im Auftrag der Unfallforschung der Versicherer. Überrascht Sie das?
Lara Eckstein: Nein, es war lange bekannt, dass der Überholabstand immer einzuhalten ist. Vielen Fahrer*innen von Autos und LKW ist das aber nicht bekannt. Deswegen werden Radfahrer*innen oft knapp überholt. Als Mitglieder des ADFC sind wir oft mit dem Rad unterwegs und erleben selbst, dass man Angst hat, auf der Hauptstraße zu fahren.
Was bedeutet das für Radfahrer*innen?
Tatsächlich passieren die meisten Radfahrunfälle nicht beim Überholen, sondern an Kreuzungen. Objektiv gesehen ist knappes Überholtwerden für Radfahrer*innen nicht so gefährlich wie es wahrgenommen wird. Doch wir brauchen die gefühlte Sicherheit, auf der Straße nicht eng überholt zu werden. Nur so werden sich mehr Menschen trauen, Rad zu fahren.
Was heißt das für Autofahrer*innen?
Es wäre schön, wenn die Fahrschulen angehende Autofahrer*innen stärker darauf hinweisen würden, genug Abstand einzuhalten. Wir würden es auch begrüßen, wenn der ADAC eine Kampagne machen würde, um Autofahrer*innen dafür zu sensibilisieren, mehr Abstand zu halten und Autotüren nicht unbedacht zu öffnen.
Was kann ein Rechtsgutachten am reellen Fahrverhalten ändern?
Es ist gut, wenn Radfahrer*innen und Autofahrer*innen ihre Rechte kennen. De facto bringen solche Vorgaben nichts. Deswegen brauchen wir eine Infrastruktur, die knappes Überholen unmöglich macht. Sogenannte Schutzstreifen, die die Fahrbahn für Räder durch eine gestrichelte Linie trennen, werden oft überfahren. Stattdessen wollen wir mehr geschützte Radfahrstreifen. Diese verlaufen auf der Fahrbahn, machen aber das Überfahren durch Poller oder Blumenkübel unmöglich. Natürlich nehmen diese Streifen mehr Platz weg. Aber wenn mehr Leute auf das Fahrrad umsteigen, gibt es auch weniger Autos im Verkehr.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell