UV-Filter schaden Umwelt: Korallenkiller Sonnencreme

Die meisten Sonnencreme-Filter gegen Ultraviolettstrahlung schädigen Korallenriffe und Fische. Doch es gibt Alternativen: Naturkosmetik.

Ein Kinderrücken wird mit Sonnenmilch eingecremt

14.000 Tonnen Sonnencreme landen jedes Jahr im Meer Foto: Silvani/DEEPOL/plainpicture

TÜBINGEN taz | Egal, ob Sommerurlaub an der Ost- oder in der Südsee, die Sonnencreme darf nicht fehlen. Aber: Was zum Schutz der Haut wichtig ist, ist für die Umwelt Gift. „Es gibt leider noch keine völlig unbedenklichen UV-Filter in Sonnenschutzprodukten“, sagt Erika Bellmann, Chemikalienexpertin der Umweltorganisation WWF. Die meisten Sonnenschutzprodukte seien bedenklich für die Natur.

14.000 Tonnen Sonnencreme landen jedes Jahr allein im Meer. Während chemische Filter Ultraviolettstrahlung absorbieren und in Wärme umwandeln, reflektieren mineralische, also physikalische Filter diese Strahlung. Biologin Enken Hassold vom Umweltbundesamt erklärt: „Manche chemische UV-Filter sind schlecht oder gar nicht abbaubar und bleiben im Wasser, lagern sich im Sediment ab oder können sich in Organismen anreichern. Manche können das Hormonsystem von Tieren wie Fischen, Amphibien oder Krebstieren schon bei relativ geringen Konzentrationen stören.“ Das könne langfristig zu Fortpflanzungsproblemen bei Fischen führen.

Bellmann berichtet, der chemische UV-Filter Octocrylen etwa schädige Korallen, störe bei Fischen die Entwicklung von Gehirn und Leber und reichere sich in Muscheln und Austern an. In deutschen Sonnencremes ist Octocrylen trotzdem verbreitet.

„Forschungsergebnisse belegen vor allem die Gefahr durch Sonnencreme für Lebewesen in der Südsee. Aber auch Seen von Brandenburg bis Baden-Württemberg sind durch die chemischen UV-Filter gefährdet“, so Bellmann. Beispielsweise auf Hawaii oder dem pazifischen Inselstaat Palau gibt es Verbote für Sonnencreme mit schädlichen Chemikalien, die bereits gelten oder innerhalb der kommenden zwei Jahre in Kraft treten.

Besser: Mineralische Filter

„In deutschen Gewässern werden relevante Konzentrationen von UV-Filtern nachgewiesen“, sagt Hassold. „Die Effekte zeigen sich erst langfristig, und es ist schwierig, diese auf bestimmte Stoffe zurückzuführen. Die Fische schwimmen wegen Sonnencreme nicht plötzlich mit dem Rücken nach oben. Aber langfristig können Populationen zurückgehen.“

Neben Sonnencreme landen eine Menge weiterer Chemikalien vom Menschen in Gewässern. „Sonnencreme ist ein Teil, den wir leicht minimieren können: nicht direkt vor dem Baden eincremen, Sonnencreme nicht im See oder an Duschen am See abspülen, da das Wasser nicht durch eine Kläranlage geht, lange, leichte Kleidung oder Sonnenhut tragen, Schatten nutzen und die pralle Sonne vermeiden.“

Kein Sonnenschutz ist auch für Bellmann keine Lösung. Sie rät: „Sonnencreme immer gut einziehen lassen oder besser noch erst nach dem Baden auftragen. Außerdem kann man an Seen meist auch im Schatten baden. Gerade für Kinder eignet sich zudem spezielle UV-Schutzkleidung.“ Wichtig sei es, zu reduzieren, da Gift „eine Frage der Menge ist.“ Der beste Sonnenschutz für die Umwelt sei Naturkosmetik mit mineralischem Filter, ohne Nanopartikel, da diese auch potenziell schädlich sind, empfehlen beide Expertinnen.

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