UN-Wassergipfel in New York: Wasser soll für alle fließen
Weltweit fehlt jeder vierten Person der Zugang zu sauberem Wasser. Auf dem UN-Wassergipfel sollen Regierungen, NGOs und der Privatsektor Lösungen vorlegen.
„Wir haben den Wasserkreislauf kaputtgemacht. Wir verbrauchen zu viel Grundwasser. Und wir verschmutzen das Wasser, das wir noch haben“, sagt Henk Ovink, Sonderbeauftragter der Niederlande und Ko-Gastgeber der Konferenz. In der Agenda 2030, den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung, hatten sich die Vereinten Nationen vorgenommen, bis zum Ende des Jahrzehnts sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle Menschen auf der Welt zu gewährleisten.
Derzeit haben weltweit zwei Milliarden Menschen, also jede vierte Person, kein sauberes Wasser. 3,6 Milliarden haben keine Toilette und 2,3 Milliarden haben kein Wasser zum Händewaschen. Dürren am Horn von Afrika oder die Fluten in Pakistan bedrohen die Versorgungslage zusätzlich. 5,4 Millionen Menschen verloren allein in Pakistan durch die Überschwemmungen im vergangenen Jahr den Zugang zu Trinkwasser. Doch die Grundversorgung ist vielerorts auch ohne Krisen nicht gesichert. Eine Beschleunigung der Maßnahmen und Vorhaben, um Wasser für alle zu erreichen, ist daher sichtlich nötig.
Fian kritisiert Freiwilligkeit
Auf dem UN-Wassergipfel sollen Regierungen, NGOs und der Privatsektor Lösungen vorlegen. UNO-Generalsekretär António Guterres will ein ehrgeiziges Programm mit konkreten Handlungsvorschlägen erarbeiten.
Ob das mit Freiwilligkeit zu erreichen ist, erscheint Gertrud Falk von der Menschenrechtsorganisation Fian fraglich. Sie problematisiert, dass im Entwurf des Abschlusspapiers der Konferenz „nur von Freiwilligkeit die Rede ist und nicht von der Verbindlichkeit, die die Menschenrechte fordern“.
Gerade bei der Förderung von Industrien müssten Geldgeber noch stärker auf Menschenrechte achten. Als Beispiel nennt Falk die Förderung der Bundesregierung von der ING Diba Bank für den Ausbau einer Bauxitmine in Guinea durch eine ungebundene Finanzkredit-Garantie. Das heißt, zahlt das Bergbauunternehmen den Kredit an ING Diba nicht zurück, kommt die Bundesregierung dafür auf. Fian kritisiert, der Ausbau der Mine habe die Versorgung mit Wasser von 13 Dörfern gefährdet, obwohl eine Risikoanalyse der Weltbank die negativen Folgen bereits geschätzt hatte. Doch auch die Weltbank beteiligte sich an der Finanzierung.
„Das Bergbauunternehmen baggert Agrarland ab und nimmt dadurch den Menschen auch ihren Zugang zu Wasser. Es bedeutet, dass Flüsse verschmutzt wurden, die die Gemeinden vorher genutzt haben, und Quellen versiegen, weil unterirdische Wasserläufe unterbrochen werden“, so Falk. Zwar seien zum Teil neue Wasserpumpen durch das Unternehmen angelegt worden, doch könnten die Menschen das Wasser daraus nicht trinken, da es zu eisenhaltig sei, sagte Falk der taz. (mit afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich