UN-Konferenz in New York: Das Wasser wird knapp

Ein UN-Bericht zeigt: Die Welt ist weit entfernt davon, dass es Wasser für alle gibt. Ein Grund dafür ist der Klimawandel.

Menschen füllen Trinkwasser aus einem mobilen Wassertankwagen in New Delhi ab Foto: Altaf Qadri/ap

BERLIN taz | Zum ersten Mal seit fast 50 Jahren findet wieder eine UN-Wasserkonferenz statt. Sie soll das Thema auf die internationale Agenda bringen. Das ist auch nötig, denn die Lage ist schlecht, wie der Weltwasserbericht 2023 zeigt, den die Wissenschaftsorganisation der Vereinten Nationen Unesco am Mittwoch vorstellte. „Die Wasserknappheit wird sich weiter ausbreiten“, heißt es dort.

Ein Grund ist der Klimawandel: Es gibt mehr Dürren, Quellen versiegen. Natürliche Feuchtgebiete schrumpften um 80 Prozent. Überschwemmungen verschmutzen Wasservorkommen und zerstören Infrastruktur.Zum anderen ist die Rede von „erhöhter Süßwasserverschmutzung“. In Staaten mit niedrigem Einkommen liegt das häufig an mangelhafter Abwasseraufbereitung. In Ländern mit höherem Einkommen ist die Landwirtschaft ein Problem, wenn Dünger und Pestizide ins Grundwasser sickern.

Ziel 6 der 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) der Vereinten Nationen ist die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen aller Menschen auf der Welt bis 2030. Die Ziele wurden 2015 von den Vereinten Nationen angenommen. Der aktuelle UNesco-Bericht basiert auf Daten von 2016 bis 2020. Er zeigt nur minimale Erfolge: Der Zugang zu sauberem Trinkwasser hat sich um 4 Prozentpunkte verbessert, 2015 waren es 70, fünf Jahre später 74 Prozent. Zugang zu Sanitäranlagen hatten 2020 54 Prozent der Menschen weltweit, vorher waren es 47 Prozent. Die Weltbevölkerung ist in dem Zeitraum um 300 Millionen Menschen gewachsen.

Wasser ist zudem essenziell für die Ernährungssicherheit. Das meiste Süßwasser verbraucht weltweit die Landwirtschaft – etwa 70 Prozent. Der Bericht problematisiert, dass vielerorts Wasser aus der Landwirtschaft in die wachsenden Städte umgeleitet wird, was wiederum die Nahrungsversorgung bedroht. Auch die Energieversorgung ist an Wasser gekoppelt. Ebenso Gesundheit.

Investitionen müssten verdreifacht werden

Bei der Sicherung der Wasserversorgung, der nachhaltigen Wasserbewirtschaftung und dem Schutz der Ökosysteme betonen die Au­to­r:in­nen „Partnerschaften und Zusammenarbeit“. Nötig sei, die Zivilgesellschaft vor Ort bei der Planung und Umsetzung von Wassersystemen einzubeziehen. Auch international müsse dort die Kooperation intensiviert werden, wo Flüsse Grenzen überschreiten. Derzeit gebe es nur bei 6 der weltweit 468 grenzüberschreitenden Gewässer Kooperationsabkommen.

Außerdem müssten derzeitige Investitionen verdreifacht werden, um allen Menschen bis 2030 Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, so der Bericht. Das wird auch ein großes Thema bei der Wasserkonferenz in New York sein. Denn: Öffentliche Mittel sind vielerorts begrenzt und Privatinvestitionen in der Wasserwirtschaft häufig nicht rentabel, wenn das Ziel die Grundversorgung ist.

„Um erfolgreich zu sein, müssen öffentlich-private Partnerschaften (PPP) für alle Beteiligten von Vorteil sein“, heißt es dazu nur. Der Bericht empfiehlt sogar „spezifische Finanzprodukte, wie zum Beispiel Mikrokredite für Verbraucher und Haushalte mit geringem Einkommen“, um Investitionen in Anlagen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zu ermöglichen.

Nicht thematisiert werden in dem Zusammenhang Gefahren der Monopolbildung bei der Grundversorgung, Auswirkung von Privatisierung von Wasser sowie Gefahren der Verschuldung. Diese drohen gerade Haushalten mit geringerem Einkommen, wenn die Finanzierung auf Privathaushalte verlagert wird.

Der Bericht dient als Grundlage für die New Yorker Weltwasserkonferenz, die von Mittwoch bis Freitag stattfindet. Zum Abschluss sollen freiwillige Verpflichtungen in einem Aktionspapier abgestimmt werden.

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