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UN-Resolution gegen Krim-AngliederungMoskau verurteilt Entscheidung

Die Resolution, die das Krim-Referendum als „ungültig“ bezeichnet, stößt in Moskau auf Ablehnung. Auf Druck des IWF beschließt das ukrainische Parlament Reformen.

Ungültig hin oder her, diese ukrainischen Schüler stehen in sowjetischer Uniform an einem Mahnmal in Sewastopol. Bild: dpa

MOSKAU/KIEW afp | Moskau hat die Resolution der UN-Vollversammlung mit der Verurteilung der Angliederung der Krim an Russland als „kontraproduktiv“ bezeichnet. Der Beschluss der UN-Vollversammlung werde „die Beilegung der politischen Krise in der Ukraine erschweren“, erklärte das russische Außenministerium am Freitag. Die nicht bindende Resolution sei eine „parteiische Interpretation“ der Vorgänge in der Ukraine.

Die UN-Vollversammlung hatte die Angliederung der ukrainischen Halbinsel Krim an Russland am Donnerstag verurteilt. Das Gremium nahm eine Resolution an, in der das Referendum auf der Krim über eine Zugehörigkeit zu Russland als „ungültig“ bezeichnet wird. Für den Text stimmten 100 Staaten, elf votierten dagegen. Die Vertreter von 58 Ländern enthielten sich.

Gestärkt durch die Unterstützung des Westens und der in Aussicht gestellten Milliardenkredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk ein Reformpaket durch das Parlament gebracht. Für die nötige Mehrheit waren am Donnerstagabend zwei Abstimmungen nötig, weil die Partei der Regionen des entmachteten Präsidenten Viktor Janukowitsch Teile zunächst ablehnte.

„Wir haben keine Wahl“, sagte Jazenjuk nach der ersten Abstimmung im Parlament. „Entweder werden diese Maßnahmen getroffen, oder die Ukraine geht pleite.“ Zu den Reformplänen gehören unter anderem der Abbau von rund 24.000 Stellen in der Verwaltung, Steuererhöhungen für Reiche sowie der Wegfall von Subventionen. Die Reformen sind eine Voraussetzung für Hilfskredite, der IWF hatte entsprechende Maßnahmen angemahnt. Geplant ist ein IWF-Kredit in Höhe von umgerechnet bis zu 13 Milliarden Euro.

Jazenjuk zufolge kündigte auch die Europäische Union Hilfszahlungen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro an. Die USA stellten eine Milliarde Dollar in Aussicht, Japan 1,5 Milliarden Dollar. Im US-Kongress stimmten Senat und Repräsentantenhaus mit großen Mehrheiten für unterschiedliche Gesetzentwürfe zu den Hilfen, die nun zusammengeführt werden müssen.

Mobilmachung der extremen Rechten

Vor dem Parlament in Kiew forderten rund tausend Rechtsextreme am Donnerstagabend die Abgeordneten unterdessen auf, den Rücktritt des Innenministers zu erzwingen. Sie protestierten gegen die Tötung eines nationalistischen Paramilitärs, der einer ihrer Anführer war. Nachdem einige der Anhänger des Prawy Sektor (Rechter Sektor) Scheiben eingeworfen und mit der Erstürmung des Gebäudes gedroht hatten, zog sich die Menge dann wieder zurück und vertagte ihren Protest auf Freitagmorgen, wenn das Parlament seine Sitzung wieder eröffnet.

Am Montag war ein Regionalchef der rechtsextremen Bewegung bei einem Schusswechsel mit Elite-Polizisten getötet worden, die ihn im westlich gelegenen Riwne festnehmen wollten. Nach offizieller Darstellung hatte Olexander Musitschko, der wegen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zur Fahndung ausgeschrieben war, zuerst das Feuer auf die Sicherheitskräfte eröffnet. Die tödliche Kugel stammte demnach aus seiner eigenen Waffe.

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4 Kommentare

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  • Hier verhält sich der russische Außenminister trotzig wie ein kleines Kind. 100 böse Jungs sind gegen seine doch nur harmlosen Sandkastenspiele auf der Krim...

  • Liebe Ukrainer,

    ich kann verstehen wenn sie von Kriminellen nicht mehr regiert werden wollen.Auch den Gedanken an Freiheit verstehe ich durchaus .

    Nur das ihr nun die Freiheit abgegeben müsst und das Joch auf ewige Versklavten durch den Krediten der EU und der IWF wählt - nein das verstehe ich nicht.Wenn ihr das mitmacht und diese jetzigen Leute an die Macht bringt.Werden eure Träume von Freiheit und einem einigermaßen erträgliches Leben für immer dahin sein.Ihr gehört dann der EU und dem IWF und für die sind Bürger-rechte ,Freiheit nicht relevant.

  • ist schon schlimm, dies Chaos in Ukraina...

    Ist doch so, das die Ukraine schon zur Zeit ihrer letzten legalen Regierung ökonomisch am Boden lag, oder?

    Die Sehnsucht nach der EU ist schon verständlich. Jedoch ohne Russland geht es nicht weiter!

    Warum so nicht die neuen Fakten akzeptieren und nach konstruktiven Wegen im Namen von Frieden und akzeptabler Wirtschaftslage suchen?

    `JA´ zu Annäherung und konstruktiven Vereinbarungen mit der EU und Russland!

    Diese überdrehte Rhetorik von Hass gegen Russland schafft nur mehr

    Chaos und dient keinem....

    Nun? Die Ukraine erscheint mir wie ein `Land der brennenden Herzen´ wo die Vernunft nicht weiss was Sache ist!

  • Tja , liebe bedauernswerte Ukrainer*Innen , ... an den IWF-Milliarden werdet ihr noch viel zu leiden haben ....ääääh ... Freude haben . Doch die Milliarden-Krümel von den wohltätigen USA-EU-Japan werden euch nicht total an den Bettelstab kommen lassen . Ist doch ein Trost , oder ? !