UN-Konferenz zur Biodiversität in Cali: Wer mit Natur verdient, soll für sie zahlen
Die Staaten wollen einen Vorteilsausgleich für digitale Erbinformationen. Unternehmen, die davon profitieren, sollen in einen Fonds einzahlen.
Dabei geht es um die Nutzung sogenannter Digitaler Sequenzinformationen (DSI) also Datensätze von Erbgut, die in digitaler Form vorliegen. Abhängig von ihrer Größe sollen Unternehmen aus den Sektoren Pharmazie, Lebensmittelproduktion, Kosmetik, Pflanzen- und Tierzucht oder der Biotechnologie 1 Prozent ihrer Gewinne oder 0,1 Prozent ihres Umsatzes in den Fonds einzahlen, wenn sie von der Nutzung digitaler Sequenzinformationen über genetische Ressourcen profitieren. Dies gilt für große Unternehmen, die zum Beispiel drei Jahre hintereinander mehr als 5 Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet haben oder einen jährlichen Umsatz von 50 Millionen Dollar überschreiten.
Profitieren sollen vor allem Länder oder Bewohner:innen des Globalen Südens, in denen sich der Schwerpunkt der weltweiten biologischen Vielfalt befindet. Weitere Kriterien für die Mittelvergabe sind der Stand der nationalen Entwicklung und der Bedarf an Unterstützung, um die biologische Vielfalt zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Vor allem indigene Gemeinschaften, die häufig ein großes Wissen über die Eigenschaften von Tieren und Pflanzen haben, sollen profitieren.
Der Umgang mit DSI war ein zentraler Punkt bei den Verhandlungen, „weil nicht nur die biologischen Ressourcen von Bedeutung sind, sondern auch deren digitalisierte Codierung“, sagt Jens Freitag, Leiter des Leibniz-Instituts für Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben. Diese Informationen könnten Innovationen und Fortschritte ermöglichen.
„Bislang zahlen vor allem Regierungen oder Philanthropen für Naturschutzprojekte“, sagt Amber Scholz von der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig. „Künftig werden auch Unternehmen, die von der biologischen Vielfalt profitieren, dafür zahlen, die Natur zu erhalten oder wiederherzustellen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Streit in der SPD über Kanzlerkandidatur
Die Verunsicherung